Nio-Chefwechsel soll mit schwachem Absatz zusammenhängen
Nio gab vergangene Woche bekannt, dass Marius Hayler den Posten des Deutschland-Chefs und damit die Verantwortung für Nios Geschäfte hierzulande zum 1. November übernehme. Er folgt auf Ralph Kranz, der das Unternehmen zu Ende Oktober „aus persönlichen Gründen und auf eigenen Wunsch“ verließ, so die offizielle Begründung.
Das „Manager Magazin“ liefert unter Berufung auf Konzernkreise andere Hintergründe. So soll der schwach anlaufenden Absatz der Hauptgrund für den Chefwechsel gewesen sein. Lediglich 885 Nio-Neuzulassungen registrierte das Kraftfahrt-Bundesamt nach drei Quartalen 2023. Der ehemalige Deutschland-Chef Kranz soll immer wieder Zeit eingefordert haben, um im Herz der westlichen Autoindustrie Fuß fassen zu können, und dabei Insidern zufolge häufiger mit der Europa-Spitze von Nio aneinander geraten sein. „Ralph war nicht überall wohlgelitten“, zitiert das „Manager Magazin“ einen Begleiter. Europa-Chef Chris Chen habe „wohl ein Zeichen setzen“ wollen.
Nio wollte sich gegenüber dem Wirtschaftsblatt zu möglichen Differenzen im Management nicht äußern. Die Stimmung in Nios Deutschland-Zentrale in München-Gräfelfing sei angespannt. „Die Unzufriedenheit ist groß, Arbeitsbelastung und Fluktuation sind hoch“, so ein Insider. Einträge im Handelsregister zeigen dem Bericht zufolge zudem, dass neben Kranz auch Vertriebschefin Elise Chen und Servicechef Andreas Roehl das Unternehmen verlassen haben.
Der neue Deutschland-Chef Marius Hayler war zuletzt General Manager von Nio Norwegen. Laut dem chinesischen Hersteller hat er mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Automobilindustrie und ist „seit März 2021 als einer der allerersten Mitarbeiter für Nio in einem Markt in Europa“ dabei. Im Rahmen seiner neuen Aufgabe verantwortet er das „operative und strategische Geschäft“ in der Bundesrepublik. „Deutschland gilt als besonders wettbewerbsintensiver Markt. Mit Marius Hayler haben wir eine der besten Personen aus den eigenen Reihen für die Umsetzung der Philosophie von Nio“, sagte Chris Chen, Managing Director Nio Europe, anlässlich der Bekanntgabe vergangene Woche. „Unter seiner Führung wird er den erfolgreichen Markteintritt und das Geschäft auf dem deutschen Markt weiter vorantreiben und ausbauen.“
Hayler selbst zeigt sich zuversichtlich: „Im Vergleich zu anderen OEMs verfügt Nio über sehr effektive Strukturen und agiert ähnlich zu einem Tech-Unternehmen. Meine bisherigen Erfahrungen aus Vertrieb und Import hier zu verknüpfen, ist eine spannende Aufgabe“, sagt er. „Ich freue mich sehr, das nächste Kapitel bei Nio Deutschland zu schreiben – gemeinsam mit einem großartigen internationalen Team aus mehr als 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“
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