ZF zeigt elektromechanisches Bremssystem
Die Bremskraft wird dabei an jedem Rad durch einen Elektromotor erzeugt, also ohne Hydrauliksystem und Bremsflüssigkeit, wie ZF in der Mitteilung erklärt. Es gibt zwar immer noch eine Scheibenbremse oder Reibbremse, allerdings werden bei der Neuentwicklung die Bremsbeläge eben nicht mehr per Hydraulik-Druck, sondern durch einen Elektromotor gegen die Scheibe gedrückt, um die zur Verzögerung nötige Reibung zu erzeugen.
Damit ist das „trockene“ Brake-by-Wire-System zwar auch in Autos mit Verbrennungsmotor oder verschiedene Hybride einsetzbar und nicht an E-Autos mit Batterie oder Brennstoffzelle gebunden. ZF gibt aber selbst an, dass dieses Bremssystem seine Vorzüge „insbesondere in software-definierten und elektrisch angetriebenen Fahrzeugen“ ausspiele und „neue Freiheiten beim Design und der Entwicklung“ eröffne. Konkret gibt ZF hier einen „signifikant niedrigeren Montage- und Logistikaufwand“ in der Fahrzeugproduktion an, da das System aus weniger Teilen besteht. Erprobt hat ZF das System laut dem Pressebild übrigens auch in einem BYD Han.
Gegenüber konventionellen Bremssystemen ermöglicht das neue Brake-by-Wire-System laut ZF genauso wie das schon eingeführte Integrated Brake Control (IBC) kürzere Bremswege, eine bessere Rückgewinnung von Bremsenergie sowie niedrigere Wartungskosten.
In konkreten Beispielen ausgedrückt: Bei einer automatischen Notbremsung könne der Bremsweg bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h um bis zu neun Meter kürzer ausfallen als bei herkömmlichen Bremssystemen. Zudem können Elektroautos über die bessere Rückgewinnung von Bremsenergie bis zu 17 Prozent mehr Reichweite erreichen.
Möglich wird das durch eine Eigenschaft: Bei konventionellen Bremssystemen liegen die Bremsklötze während der Fahrt minimal auf der Bremsscheibe auf, was für ein sogenanntes Restschleifmoment sorgt – also einen Fahrwiderstand, der mit zusätzlicher Energie (aus dem Antriebsakku) überwunden werden muss. Außerdem werden so die Bremsklötze leicht abgeschliffen, was für Feinstaub-Emissionen sorgt. Mit trockenen Brake-by-Wire-Systemen können die Restschleifmomente laut ZF „auf nahezu Null verringert werden“.
Damit sinken nicht nur die Emissionen, sondern auch der Verschleiß – was zu niedrigeren Wartungskosten führt. Bei den Wartungskosten führt ZF zudem an, dass bei dem elektromechanischen System über die Lebensdauer des Fahrzeugs keine Bremsflüssigkeit mehr gewechselt werden muss – weil es keine Bremsflüssigkeit mehr gibt.
Das Bremsgefühl soll übrigens dennoch einer Hydraulikbremse entsprechen – und auch die Sicherheit. Die Sicherheit der Datenübertragung und -verarbeitung sowie der Energieversorgung der Elektromotoren werde durch die Dopplung aller Verbindungen und Systeme gewährleistet, wie es auch bei by-Wire-Systemen in der Luftfahrt üblich sei, so ZF.
„Unser rein elektrisch gesteuertes Bremssystem ist eine maßgebliche Erweiterung unseres Portfolios vernetzter Fahrwerksysteme“, sagt Holger Klein, Vorstandsvorsitzender der ZF Group. „Mit solchen By-Wire-Systemen öffnen wir die Tür für eine neue Ära der Fahrzeugsteuerung.“
2 Kommentare