Motor-Engpass im VW-Konzern zieht weitere Kreise
Nachdem bereits die VW-Standorte in Zwickau und Emden vor rund einer Woche mitgeteilt hatten, ihre Elektroauto-Produktion wegen der fehlenden Motoren drosseln zu müssen, erklärte eine Skoda-Sprecherin gegenüber dem „Handelsblatt“ jetzt, dass der Elektromotoren-Mangel „im Laufe des Novembers und Dezembers“ auch die Produktion des Skoda Enyaq in Mlada Boleslav treffen werde.
In China läuft die Produktion der ID.-Modelle von VW laut dem „Handelsblatt“-Bericht bisher wie geplant, allerdings könne der in China für den europäischen Markt gebaute Cupra Tavascan derzeit nur eingeschränkt mit E-Motoren versorgt werden. Die Produktion des VW ID.4 im US-Werk Chattanooga sei bisher nicht vom Engpass betroffen.
Der Bericht liefert auch nähere Hintergründe zum Problem mit der E-Motoren-Produktion. Bereits bekannt war, dass es um den neuen Motor APP550 geht, der im VW-Komponentenwerk Kassel gebaut wird. Wie zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen dem „Handelsblatt“ bestätigten, kam es dort zu Fehlern beim Hochlauf einer Produktionsanlage, weshalb am Standort derzeit deutlich weniger Elektromotoren gefertigt werden können, als es technisch möglich wäre.
Ein Sprecher des Komponentenbereichs bestätigte, dass die Produktion von E-Antrieben am Standort Kassel „derzeit nur eingeschränkt möglich“ sei. Im Laufe des Novembers und Dezembers sei deshalb in den betroffenen Fahrzeugwerken „mit Produktionseinschränkungen zu rechnen“. Laut den Insidern liegt das Problem bei einer Anlage, die Statoren für den APP550 fertigt. Derzeit schaffe die Anlage nur etwa 30 Prozent der technisch versprochenen Kapazität. Mehr als 50 VW-Mitarbeiter sollen in einer Taskforce daran arbeiten, das Problem zu beheben.
Hintergrund des Engpasses ist, dass bei etlichen Modellen des Volkswagen-Konzerns die bisher verwendete 150 kW starke PSM an der Hinterachse durch den neuen APP550 ersetzt wird. Dieser bietet nicht nur 210 kW Leistung, sondern auch 550 Nm (statt bisher 310 Nm) maximales Drehmoment. Zugleich ist der neue Elektromotor effizienter, die Reichweite steigt also. Verbaut wird der neue Motor konkret in den Modellreihen ID.4, ID.5, ID.7 sowie dem Audi Q4 e-tron, dem Skoda Enyaq und dem Cupra Tavascan.
Laut einem vorige Woche erschienen Bericht der „Freien Presse“ versucht VW angeblich, vor allem den Produktionshochlauf des neuen VW ID.7 in Emden nicht zu gefährden. Deshalb sollen die verfügbaren APP550 vermehrt nach Emden geliefert werden. Dort soll es zwischen Donnerstag vergangener Woche und Montag dieser Woche auch „nur“ zu einer fünftägigen Pause (das Wochenende mitgezählt) gekommen sein. Diesen Zeitraum hatte vergangene Woche eine Werksprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur dpa genannt.
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