H2FLY und Japan Airlines evaluieren Szenarien für Wasserstoff-Luftfahrt
H2FLY gibt konkret an, sich mit Japan Airlines (JAL) auf „eine Zusammenarbeit zur Erforschung und Evaluierung der Realisierbarkeit einer wasserstoff-elektrischen Luftfahrt in Japan“ verständigt zu haben. Die frisch unterzeichnete Absichtserklärung zwischen beiden Seiten folgt nur zwei Monate auf den ersten bemannten Flug von H2FLY mit einem durch Flüssigwasserstoff angetriebenen Elektroflugzeug.
In den kommenden Monaten wollen H2FLY und Japan Airlines gemeinsam eine Studie anlegen, um den Einsatz von wasserstoffbetriebenen Flugzeugen zu untersuchen. Dabei werden die Anforderungen an einen Antriebsstrang für unterschiedliche Flugstrecken und Flugzeuggrößen sowie die technischen Spezifikationen für den kommerziellen Flugbetrieb von JAL untersucht. H2FLY gibt an, die Ergebnisse der Studie anschließend zu testen und zu validieren.
„Wir bewundern die herausragende Technologie von H2FLY sehr. Durch diese Partnerschaft kommen wir der Verwirklichung des wasserstoffbetriebenen Flugs in Japan einen Schritt näher“, äußert Ryo Tamura, Präsident von JAL Engineering. „Durch unsere Zusammenarbeit können wir eine Führungsrolle übernehmen und zu einer sicheren und nachhaltigen Luftfahrt in Japan beitragen.“
Professor Josef Kallo, CEO und Mitbegründer von H2FLY, gibt an, dass sein Unternehmen in den letzten zehn Jahren erhebliche Fortschritte bei der Entwicklung der Wasserstofftechnologie für Flugzeuge gemacht habe. „Wir fühlen uns geehrt, mit Japan Airlines zusammenzuarbeiten, die eine Vorreiterrolle bei der Sicherung einer nachhaltigen Zukunft für die Luftfahrtindustrie spielt.“
Bei H2FLY handelt es sich bekanntlich um ein auf die Entwicklung von Wasserstoff-Brennstoffzellensystemen für Flugzeuge spezialisiertes Stuttgarter Unternehmen. Zusammen mit Partnern aus dem sogenannten HEAVEN-Projekt meldete die Firma im September Erstflüge mit flüssigem, kyrogenem Wasserstoff (LH2) als Kraftstoff. Dies sei „ein weiterer, wichtiger Schritt auf dem Weg von Demonstrationsflügen, die in geringeren Höhen operieren, hin zu kommerziellen Flugzeuganwendungen“, betonten die Stuttgarter.
Zum Einsatz kam bei der Testflugkampagne das Demonstrationsflugzeug HY4, das mit Drucktanks bereits seit 2020 regelmäßig zu Testzwecken abhebt. Unter anderem absolvierte die HY4 mit gasförmigem Wasserstoff bereits einen 124 Kilometer langen Non-Stop-Flug vom Heimat-Flughafen Stuttgart nach Friedrichshafen zur AERO. Nachdem der Testträger nun ein LH2-Tanksystem verpasst bekommen hatte (über Fortschritte bei der Integration von Flüssigwasserstofftanks hatte H2FLY bereits im Sommer 2022 informiert), stieg im Spätsommer abermals die Spannung. Insgesamt absolvierte die derart umgerüstete HY4 vier mit Flüssigwasserstoff betriebene Flüge – darunter einen Flug, der über drei Stunden andauerte.
Das Fazit: „Das bemannte Elektroflugzeug hob im slowenischen Maribor ab und konnte im Rahmen mehrerer Flugtests sicher und effizient betrieben werden“, teilte H2FLY vor zwei Monaten mit. Aus den Testflügen leiten die Stuttgarter ab, dass durch die Verwendung von flüssigem statt gasförmigem Wasserstoff die maximale Reichweite des Demonstrationsflugzeugs von 750 auf 1.500 Kilometer verdoppelt werden kann.
Hintergrund der LH2-Initiative ist, dass die die Verwendung von flüssigem, kryogenem Wasserstoff im Vergleich zur Speicherung von gasförmigem Wasserstoff unter Hochdruck (GH2) deutlich geringere Tankgewichte und -volumina ermöglicht, was in einer gesteigerten Reichweite und Nutzlast des Flugzeugs resultiert. Die mit der HY4 erzielten Ergebnisse stellen aus Sicht der Initiatoren einen entscheidenden Schritt auf dem Weg hin zu emissionsfreien, kommerziellen Mittel- und Langstreckenflügen dar.
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