Nächster Renault E-Master soll auf bis zu 410 Kilometer kommen
Bei der vierten Generation der Transporter-Baureihe hebt Renault vor allem die unabhängig von der Antriebsart gestiegene Energieeffizienz durch das neue „Aerovan“-Design hervor. Der Luftwiderstandsindex aus Cw-Wert und Stirnfläche liege mehr als 20 Prozent unter dem Wert der Vorgängergeneration, teilen die Franzosen mit. Der Energieverbrauch der Elektroversionen soll sich dadurch im Vergleich zum vorangegangenen Master E-Tech Electric um ebenfalls 20 Prozent verbessern.
Die neuen Radien des künftigen Elektro-Master ergeben sich durch dieses Aerodynamik-Update, aber vor allem durch einen neu konzipierten Antriebsstrang. Zum Marktstart im Frühjahr 2024 macht Renault zwei Elektrovarianten mit 96 und 105 kW Leistung verfügbar. Die Basisvariante mit 96 kW Leistung bezieht ihre Energie aus einer 40-kWh-Batterie und ermöglicht eine WLTP-Reichweite von 170 Kilometern. Der stärkere 105-kW-Motor ist mit einem 87-kWh-Akku kombiniert, der eine WLTP-Reichweite von bis zu 410 Kilometern erlauben soll. Zum Vergleich: Die aktuelle Transporter-Generation bietet eine Leistung von 57 kW und eine Batteriekapazität von 52 kWh für eine „reale Reichweite von bis zu 200 km“.
Als weitere Merkmale der neuen Generation nennt Renault eine Nutzlast von bis zu 1,625 Tonnen, eine Anhängelast von 2,5 Tonnen und ein mittels neuem Wärmemanagement verbesserten Verbrauch von 21 kWh pro 100 Kilometer (bei dem 87-kWh-Akku). Als Ladeleistung werden 130 kW DC und 22 kW AC angegeben. Der Ladevorgang mit Wechselstrom von 10 auf 100 Prozent soll knapp vier Stunden dauern. An DC-Säulen könne in 30 Minuten Energie für 229 Kilometer geladen werden, teilt Renault mit. Die in der Branche oft genutzte Zeitangabe für das Ladefenster 20 bis 80 Prozent gibt der Hersteller nicht an.
So oder so bedeuten die neue Ladefähigkeiten eine starke Verbesserungen gegenüber dem Ist-Zustand. Aktuell lädt der E-Master nur mit 22 kW DC und 3,7 kW AC. Erst seit einem Update Mitte 2022 ist der Transporter überhaupt schnellladefähig.
Renault teilt weiter mit, dass der neue Batterie-elektrische Master neben Vehicle-to-Load (V2L)- auch Vehicle-to-Grid (V2G)-tauglich sein wird. „Das heißt, das Aufladen von Elektrogeräten über eine Steckdose im Cockpit oder im Laderaum ist möglich. Ebenso lassen sich via Adapter Elektrowerkzeuge, Computer und andere Geräte mit der Ladesteckdose verbinden. Darüber hinaus können auch speziell angefertigte Verbraucher wie Kühlaggregate, zusätzliche Heizungs- oder Klimasysteme oder automatische Heckklappen direkt über die Batterie mit Strom versorgt werden“, heißt es wortwörtlich.
Weiterhin groß soll die Variantenvielfalt des Masters ausfallen. Die Auswahl wird Aufbauvarianten mit einer Ladekapazität von elf bis 22 Kubikmetern umfassen. Im Vergleich zum Vorgänger fällt die seitliche Ladeöffnung 40 Millimeter breiter und die Ladefläche um 100 Millimeter länger aus. Zusätzlich bietet Renault werksseitige Umbauten an, auf deren Basis sich etwa die Montage von Kippern, die Erweiterung des Ladevolumens und andere Spezialanfertigungen realisieren lassen. Für alle Varianten gilt: „Der verkürzte Radstand und die neue Vorderachse sorgen für eine noch nie dagewesene Wendigkeit, einschließlich eines 1,5 Meter geringeren Wendekreises“, so Renault. Die exakten Maße inklusive des Radstands nennt der Hersteller in seiner Mitteilung allerdings nicht.
Viel Raum nimmt dagegen die Beschreibung der Aerodynamik-Features des neuen Masters ein. Die Motorhaube sei kürzer, die Windschutzscheibe sei flacher geneigt, die Außenspiegel, die Lufteinlasskanäle im Stoßfänger und die Dachlinie seien strömungsgünstiger gestaltet und das Heck sei schmaler, heißt es. Trotz des schmaleren Hecks sollen jedoch die Hecköffnung und die Ladefläche großzügiger bemessen sein als beim aktuellen Vorgänger. Neu ist auch, dass die Seitenwände je aus einem einzigen Teil bestehen, „was besonders bei den längeren Versionen zum soliden Erscheinungsbild beiträgt“, so Renault.
Das Design des neuen Renault Master zeichnet sich unter anderem durch große Voll-LED-Scheinwerfer in C-Form aus. Bei der Farbgebung haben die Kunden die Wahl zwischen sieben optionalen Karosseriefarben und mehr als 300 Sonderlackierungen.
Beim Innenraum des neuen Master orientierte sich Renault nach eigenen Angaben an Pkw-Standards und nennt als Beispiele einen S-förmig geschwungenen Instrumententräger, ein serienmäßiges 10-Zoll-Display und ein höhen- und längenverstellbares Lenkrad. Weiter gibt es innen insgesamt 135 Liter Stauvolumen („ein Zuwachs von 25 Prozent“), verschiedene Sitzoptionen („gefederte und drehbare Varianten, Einzelsitze und verschiedene Sitzbankvarianten“) und die Möglichkeit, den Innenbereich „mit wenigen Handgriffen in ein Büro zu verwandeln“.
Für Sicherheit sorgen im neuen Master 20 Fahrerassistenzsysteme, darunter eine Seitenwindstabilisierung, der Notbremsassistent und die Anhängerstabilitätskontrolle. Im Mittelpunkt der digitalen Funktionen steht das Multimediasystem OpenR Link mit Android Auto- und Apple CarPlay-Konnektivität. „Zum ersten Mal ist das hochmoderne OpenR Link-System optional mit integrierten Google-Funktionen in einem leichten Nutzfahrzeug verfügbar“, führt Renault aus. So lassen sich u.a. Google Maps, der Google Play App-Katalog und der sprachgesteuerte Google Assistant ins Auto holen.
Hélène Carvalho, Leiterin des Renault Master Programms, kommentiert die Vorstellung der vierten Generation wie folgt: „Unser Ziel bei der Entwicklung des neuen Renault Master war es, dem idealen Transporter so nahe wie möglich zu kommen. Handwerker, Bauunternehmer und Fuhrparkleiter werden einen deutlichen Fortschritt erleben. Ein Fahrzeug, das zuverlässig ist, und hilft ihre Produktivität zu maximieren. Ein Transporter, auf den sie sich bei ihrer Arbeit verlassen können, tagein, tagaus, unabhängig von der Antriebsart, die sie wählen.“
Die Fertigung erfolgt weiterhin bei Renault in Batilly. Neben Verbrenner- und Batterie-elektrischen Antrieb könnte die neue Generation übrigens noch in einer weiteren Version auf den Markt kommen. „Der neue Renault Master ist so konzipiert, dass er in Zukunft mit einem Wasserstoff-Antrieb ausgerüstet werden kann“, teilt Renault mit.
Update 07.02.2024: Renault hat die Reichweitenangaben für den neuen Master E-Tech Electric aktualisiert. Bei der Präsentation hatte der Hersteller noch WLTP-Reichweiten von bis zu 170 Kilometern mit der 40-kWh-Batterie und bis zu 410 Kilometer mit dem 87-kWh-Akku genannt. In einer neuen Mitteilung gibt Renault jetzt bis zu 200 Kilometer (40 kWh) bzw. bis zu 460 Kilometer (87 kWh) an.
Ein Sprecher des Unternehmens äußerte auf Anfrage von electrive, dass die niedrigeren Reichweiten-Daten aus dem November „vorläufig“ waren. Bei den neuen Kilometer-Angaben handele es sich nun um validierte Werte. Auch das heute präsentierte Schwestermodell Nissan Interstar-e kommt auf 200 bzw. 460 Kilometer.
renault.de, renault.de (Update)
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