CAM: Europas Elektroautomarkt wächst um 45%, Chinas um 19%
Das CAM aus Bergisch Gladbach widmet sich in seinem jüngsten Report den Absatztrends der E-Mobilität 2023 im internationalen Vergleich. Nach zehn Monaten wurden den Auswertungen des Centers zufolge in Deutschland rund 425.000 BEVs (+38%) sowie 140.000 PHEVs (-44%) neu zugelassen. Damit macht die Bundesrepublik mehr als ein Viertel (26%) der BEV-Neuzulassungen sowie knapp ein Fünftel (17%) der PHEV-Neuzulassungen in Europa aus. In der Analyse werden unter „Europa“ die EU-Staaten plus Island, Liechtenstein, Norwegen, die Schweiz und Großbritannien subsumiert.
Zusammen liegen die BEV-Verkäufe in Europa zwischen Januar und Oktober 2023 bei 1,63 Millionen Pkw, ein Plus von 45 Prozent gegenüber dem analogen Vorjahreszeitraum. International bleibt jedoch China der mit Abstand größte Markt für E-Autos. Dort wurden nach zehn Monaten etwas mehr als 4 Millionen BEVs (+19%) verkauft, was einem globalen Marktanteil von 23% entspricht. Interessant auch: Die Bedeutung von Plug-in-Hybriden nimmt in China stark zu. In den ersten zehn Monaten wuchs der PHEV-Absatz um 83% auf knapp 2 Millionen Exemplare. Bekanntlich gibt es in China einen starken Trend zu sogenannten EREVs also E-Fahrzeugen mit Range Extender, die unter die Plug-in-Hybride fallen.
Fahrzeuge mit Stecker machen in China dem CAM zufolge mittlerweile mehr als ein Drittel (35%) der Pkw-Neuzulassungen aus. Von Januar bis Oktober 2022 lag dieser Wert noch bei 26,5%. Außerdem gewinnt die Volksrepublik zunehmend an Bedeutung bei den Fahrzeugexporten: Bis September 2023 wurden dieses Jahr rund 3,4 Millionen Fahrzeuge (+60%) nach Übersee verkauft, worunter sich auch 825.000 BEVs und PHEVs (+110%) befanden.
Damit ist China erstmals Exportweltmeister und überholt nach Deutschland im vergangenen Jahr nunmehr auch Japan. Letztere beiden Nationen exportierten zwischen Januar und September 2,4 Millionen (Deutschland) bzw. 3,2 Millionen (Japan) Fahrzeuge. Die größten Exporteure Chinas sind SAIC und Chery mit 761.000 und 648.000 Fahrzeugen, gefolgt von Tesla (265.000), Changan (261.000) und Geely (247.000).
Den amerikanischen Kontinent bezieht das CAM in seinen neuen Report nicht ein. Zu Europa gibt es derweil über die oben genannten 1,63 Millionen BEV-Neuzulassungen (+45%) zwischen Januar und Oktober hinaus weitere Erkenntnisse. So haben elektrische Fahrzeuge in Europa mittlerweile einen Marktanteil von 15,2%. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 12,2%. Neben Deutschland (425.000 BEVs) weisen insbesondere das Vereinigte Königreich (262.000) und Frankreich (230.000) hohe BEV-Absätze aus, wenngleich deren Marktanteil mit 16,3% bzw. 16,0% noch immer geringer als hierzulande (18,0%) ausfällt. Eine starke relative Verbreitung vollelektrischer Fahrzeuge zeigt sich hingegen in Schweden (38,6%), Finnland (33,5%), den Niederlanden (29,5%) sowie im Pionierland Norwegen (83,5%). Dagegen besitzen BEVs in Spanien (5,0%) und Italien (3,9%) bislang nur eine geringe Marktdurchdringung.
Zu Deutschland präzisiert der CAM-Report neben den Absatzzahlen der ersten zehn Monate (425.000 BEVs und 140.000 PHEVs), dass sich Batterie-elektrische Fahrzeuge mit ihren 18 Prozent Zuwachs trotz des reduzierten Förderrahmens weiter überdurchschnittlich zum Gesamtmarkt (+13,5 % auf 2.357.025 Neuzulassungen) entwickeln. Aber: Das Aus der Kaufprämie für gewerbliche Zulassungen zeigte sich im September und Oktober durchaus in einem schwächelnden Absatz und könnte die Jahresstatistik noch deutlich drücken: Für das Gesamtjahr rechnet das CAM nur noch mit einem Wachstum von reinen Elektrofahrzeugen um 8,5% auf 510.000 im Vergleich zum Vorjahr (2022: 470.559).
Marktführer unter den reinen Elektrofahrzeugen in Deutschland ist im bisherigen Jahresverlauf die Marke VW mit 58.661 Neuzulassungen, dicht gefolgt von Tesla (54.761). Mercedes, BMW, Hyundai und Audi liegen mit deutlichem Abstand auf den Rängen 3 bis 6. In die Top-10 der BEV-Neuzulassungen gelangen noch Opel, Fiat, Skoda und MG Roewe. Als Tochterunternehmen des SAIC-Konzerns schafft es MG als erste chinesische Marke in die Top-10 der deutschen BEV-Neuzulassungsstatistik.
Laut CAM erreichten neben den reinen Elektro-Marken Tesla, Smart und chinesischen Elektromarken wie Polestar, Great Wall Motors, BYD und Nio einige Hersteller im bisherigen Jahresverlauf deutlich überdurchschnittliche BEV-Anteile an den Neuzulassungen. Dies gilt in Deutschland für MG mit knapp 87%, Hyundai, Fiat und Mini mit rund 28% sowie Renault, Peugeot und Volvo mit über 20%. Unterdurchschnittlich zum Markt bewegen sich hingegen die BEV-Anteile von BMW (14,2%), VW (13,7%), Mercedes (13,3%) und Audi (12,1%). Bei Herstellern wie Honda (5,3%), Toyota (4,8%) oder Ford (3,5%) spielen reine Elektrofahrzeuge beim Fahrzeugverkauf in Deutschland noch fast keine Rolle.
„Während die Elektromobilität in China weiter auf hohem Niveau wächst, schwächt sich die Dynamik in Deutschland ab und befindet sich in einer kritischen Übergangsphase“, resümiert Studienleiter Stefan Bratzel. Höhere Zinsen und abnehmende Förderungen führten zu höheren Leasing- und Finanzierungsraten der ohnehin teureren Elektrofahrzeugen und bremsten absehbar die Marktdynamik. „Hinzu kommt, dass die tendenziell gutverdienenden, technikaffinen Early Adopter versorgt sind und zunehmend die niedrigeren Marktsegmente und Käuferschichten mit deutlich kleinerem Geldbeutel adressiert werden müssen.“
Deshalb braucht es aus Sicht von Bratzel für den weiteren Markthochlauf zeitnah mehr Elektromodelle unterhalb der Mittelklasse, deren Anschaffungspreise auf Höhe der Verbrenner liegen. Für die europäischen Automobilhersteller sei die Reduzierung der Herstellkosten die größte Herausforderung, um den Preiskampf gegen Wettbewerber wie Tesla und einigen chinesischen Herstellern zu bestehen.
Mit seinem Electromobility Report analysiert das CAM regelmäßig die aktuellen Markt-, Absatz- und Innovationstrends der Elektromobilität in wichtigen Kernmärkten. Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf reine Batteriefahrzeuge und Plug-in-Hybride. Hier geht es zu den jüngsten gesammelten Reporten.
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