BDEW vermeldet 113.112 öffentliche Ladepunkte
Das entspricht laut BDEW einem Zuwachs von gut 30 Prozent seit Jahresbeginn bei der Anzahl der Ladepunkte und eine Steigerung von gut 40 Prozent bei der Ladeleistung. Oder in absoluten Zahlen ausgedrückt: Seit Januar sind 27.682 öffentliche Ladepunkte und 1,5 GW installierte Leistung hinzugekommen. Dass die installierte Leistung stärker wächst als die Zahl der Ladepunkte, ist auf den zunehmenden Fokus vieler Betreiber auf Schnellladesäulen zurückzuführen.
Wie bisher beruft sich der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft bei seinem Elektromobilitätsmonitor, der aktuelle Kennzahlen zum Hochlauf der Elektromobilität zusammenfasst, bei den Daten der Ladepunkte auf das Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur und beim Markthochlauf der E-Autos auf das KBA. Der Monitor wird seit April quartalsweise veröffentlicht.
Sprich: Die Zulassungszahlen werden bis einschließlich des dritten Quartals bewertet. Den bisherigen Höhepunkt der Elektro-Neuzulassungen mit 86.649 zugelassenen E-Fahrzeugen im August wertet der BDEW korrekt als „Vorzieheffekt des Umweltbonus“. Im September hätten sich die Zulassungszahlen „wieder auf Vorjahresniveau“ eingependelt.
Da der Lade-Ausbau mit den oben genannten Zahlen aber weiterging, sieht der BDEW inzwischen ein Überangebot – mit Verweis auf den Zielwert der EU. Laut EU sind 1,3 kW installierte Ladeleistung pro Batterie-elektrisches Fahrzeug und 0,8 kW pro Plug-In Hybrid vorgegeben. „Für die aktuell auf Deutschlands Straßen fahrenden E-Pkw ergibt dies einen Bedarf von 2,23 GW. Damit ist heute in Deutschland schon mehr als doppelt so viel Ladeleistung installiert wie nach europäischen Vorgaben gefordert“, so der Verband. In dem unten verlinkten PDF des Elektromobilitätsmonitors ist zwar von 2,42 GW die Rede, an der grundsätzlichen Aussage ändert das aber nichts.
Kleiner Exkurs zur lokalen Verteilung: In Berlin sind 125,5 MW Ladeleistung installiert, in Hamburg 106,5 MW, es folgen die Region Hannover (95,3 MW), die Stadt München (86,6 MW) und Stuttgart (79,3 MW). In Berlin sind mit 14.128 privaten BEV auch die meisten Fahrzeuge zugelassen. Rechnet man die in einer Gemeinde installierte Leistung auf die dort zugelassenen BEV herunter, liegen nicht die Städte, sondern eher ländliche Gebiete vorne. Sim Saale-Orla-Kreis sind es 22,9 kW/BEV, im Altenburger Land 18,9 kW/BEV, im Saale-Holzland-Kreis 18,6 kW/BEV, um die Top Drei zu nennen.
Aber: Mit den BEV legt auch die Zahl an privaten Ladepunkten zu, die Auslastung der öffentlichen Ladeinfrastruktur ist laut dem BDEW-Bericht (trotz 300.000 weiteren BEV im Bestand) „weitgehend stabil“. Im Schnitt sind Ladepunkte 12 Prozent des Tages belegt oder anders ausgedrückt: Bundesweit sind im Durchschnitt ungefähr 96.000 Ladepunkte frei. AC-Ladepunkte sind dabei (konzeptbedingt) länger belegt als DC-Ladepunkte. Aber: Da die Betreiber bei den DC-Ladern in der kürzeren Zeit deutlich mehr Strom verkaufen können, sind sie oft das bessere Geschäft – auch wenn die Auslastung auf 24 Stunden gerechnet gering ist.
In einer Grafik stellt der BDEW auch die Verteilung der BEV, Ladeleistung und Belegung nach Landkreisen gegenüber. Dabei wird klar, dass es keine 1:1-Korrelation gibt. „Der Ladebedarf hängt von weiteren Faktoren ab, u.a. der Möglichkeit, privat zu laden, der Reichweite der Fahrzeuge und den zurückzulegenden Strecken/ der Routenfrequenz“, hält der Verband fest.
Zudem verweist der BDEW auf die Ergebnisse einer Nutzerumfrage, die gemeinsam mit Uscale durchgeführt wurde. 62 Prozent der Befragten E-Autofahrerinnen und -fahrern finden Laden besser als Tanken. 24 Prozent sehen keinen Unterschied und nur 11 Prozent finden Tanken besser als Laden.
„Mich freut, dass wir weiterhin auf Rekordkurs sind beim Zubau von Ladesäulen und dass die Nutzerinnen und Nutzer das honorieren,“ sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Wichtig ist, dass wir auch bei den Neuzulassungen wieder mehr Schub in den Markt bekommen, damit wir das Klimaziel im Verkehrssektor erreichen und Deutschland bei Elektromobilität weiter vorne mitspielt. Dafür brauchen wir vor allem mehr Pkw-Angebote, die für ganz viele Bürgerinnen und Bürger bezahlbar sind. Der Staat kann das mit dem Umweltbonus nur teilweise kompensieren.“
Andreae mahnt an, dass die Bundesregierung zuerst eine Strategie benötigt, um das Ziel von 15 Millionen E-Pkw bis 2030 zu erreichen. „Insbesondere nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November muss hier sicher nach neuen Wegen abseits von Subventionen gesucht werden, um die richtigen Anreize zu setzen“, so die BDEW-Chefin. „Dennoch lohnt sich die Kraftanstrengung, denn wenn wir die Klimaziele im Verkehrssektor nicht schaffen, wird es teuer: Bei einer Zielverfehlung im Verkehrssektor muss Deutschland auf EU-Ebene Verschmutzungsrechte nachkaufen. Das kann schnell in die Milliarden gehen.“
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