BMWK will bidirektionales Laden bis 2025 marktreif machen
An dem Europäischen Gipfel für bidirektionales Laden nahmen hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus sieben europäischen Nachbarstaaten, den Regulierungsbehörden, der Europäischen Kommission sowie der Automobil-, Ladeinfrastruktur- und Energieindustrie teil. Ziel ist es, die Technologie bis 2025 zur Marktreife zu bringen, wie das BMWK in der Mitteilung schreibt.
Hierfür sollen technische, rechtliche und organisatorische Hemmnisse abgebaut werden, „die einer Markteinführung aktuell noch im Wege stehen“. „Es wurde vereinbart, einen gemeinsamen rechtlichen und regulatorischen Rahmen so zu entwickeln, dass Steuern, Abgaben und Umlagen kein Hemmnis mehr für die Entwicklung des Geschäftsmodells darstellen“, so das BMWK. Darüber hinaus soll die Industrie die Entwicklung europäischer Normen und Standards für bidirektionale Laden vorantreiben.
Grundsatzfragen sollen noch geklärt werden
Konkrete Entscheidungen wurden also noch nicht getroffen. Zu den technischen Hemmnissen gehört etwa, dass einige Unternehmen bidirektionales Laden mit Wechselstrom, andere mit Gleichstrom planen. Wechselstrom hat Vorzüge, wenn es etwa um das Einbinden möglichst vieler E-Autos an (öffentlichen) Ladestationen geht. Bidirektionales Laden mit Gleichstrom ist hingegen im Eigenheim sinnvoll: Sowohl die PV-Anlage auf dem Dach, der Heimspeicher in der Garage und der Akku im E-Auto arbeiten mit Gleichstrom – nur für den Ladevorgang auf Wechselstrom zu gehen, würde enorme Wandlungsverluste mit sich bringen.
Zu den rechtlichen Hürden zählen etwa Fragen rund um die rechtssichere und steuerlich korrekte Abrechnung. Was passiert etwa mit Strom, der am Arbeitsplatz auf Kosten des Arbeitgebers in den E-Dienstwagen geladen wird, und zu Hause über die bidirektionale Ladefunktion wieder ins Netz eingespeist wird? Oder umgekehrt: Wie wird der zu Hause erzeugte PV-Ladestrom behandelt, wenn das Auto an der bidirektionalen Ladestation am Arbeitsplatz das Netz stabilisiert oder das Gebäude des Arbeitgebers mit Strom versorgt?
Derartige Punkte, angefangen von der Kommunikation und den erforderlichen Daten zwischen E-Auto und Stromnetz über europaweit „harmonisierte“ Netzanschlussvoraussetzungen bis hin zu interoperablen Normen und Standards sollen nun also erarbeitet werden. Dass bidirektionales Laden möglich ist und Vorteile bietet, haben bereits diverse Pilotprojekte in unterschiedlichen Maßstäben gezeigt. Nur waren es bisher mehr oder weniger isolierte Projekte – nun gilt es, europaweite Standards zu erarbeiten und all die jeweiligen Interessen zu vereinen.
„Unter den rund drei Dutzend Anwesenden bestand Einvernehmen, das Strommarkt, -netz- und systemdienliche bidirektionale Laden in Europa möglichst zügig voranzubringen“, schreibt das BMWK. Es heißt in der Mitteilung aber auch: „Auf dem heutigen Gipfel bestand Einvernehmen darüber, dass ein vereinheitlichtes europäisches Instrumentarium notwendig sein wird, um bidirektionales Laden zu ermöglichen und Netz- oder Systemüberlastungen zu vermeiden.“
In rund einem Jahr ist ein nächstes Treffen auf gleicher Ebene geplant.
4 Kommentare