Triebwerksbauer Rolls-Royce will E-Antriebs-Geschäft abstoßen
Das Unternehmen prüft laut einer eigenen Mitteilung „Optionen für einen kurzfristigen Ausstieg“ aus dem Geschäftsbereich namens Rolls-Royce Electrical. „Oder alternativ, um den richtigen Wert zu erzielen, die Reduzierung unserer Position auf eine Minderheitsposition mit der Absicht, mittelfristig vollständig auszusteigen“. Damit positioniert sich Rolls-Royce klar gegen Elektroantriebe bei großen Flugzeugen.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Während die Autosparte von Rolls-Royce zu BMW gehört, gibt es immer noch einen eigenständigen Teil des Unternehmens, der sich auf den Bau von Flugzeug- und Schiffsantrieben spezialisiert hat. Nach der Einschätzung von Rolls-Royce-Vorstandschef Tufan Erginbilgic sind in der Luftfahrt die sogenannten Sustainable Aviation Fuels (SAF) auf absehbare Zeit die einzig realistische Lösung. Dabei handelt es sich um nachhaltig hergestellten Kraftstoff aus nicht-fossilen Rohstoffen, der biologischer (Biokerosin) oder synthetischer Natur (E-Fuels) sein kann.
Neben Batterie-elektrischen Antrieben hält Rolls-Royce auch Wasserstoff nicht für eine mittelfristig realisierbare Alternative. Die Entwicklung von H2-Flugzeugen zusammen mit dem Partner EasyJet will Rolls-Royce zwar fortsetzen, Erginbilgic rechnet aber nicht damit, „dass Wasserstoff in den nächsten 15, 20 Jahren eine Rolle spielen wird.“
Bei der Entscheidung haben freilich auch die Kosten eine Rolle gespielt. Erginbilgic äußert, dass das Unternehmen „Entscheidungen über die Ressourcenzuweisung“ treffen müsse und dass die nun verkäufliche Einheit „einen besseren Wert für eine dritte Partei“ biete.
Rolls-Royce hatte in den vergangenen Jahren immer wider mit seinem Elektrogeschäft von sich hören lassen, allen voran in der Antriebsentwicklung für Flugzeuge und Flugtaxis. Im September 2021 vermeldete der britische Triebwerkshersteller den Erstflug seines E-Flugzeugs namens Spirit of Innovation. Und: Im Frühjahr 2021 machte Rolls-Royce publik, mit Tecnam und der norwegischen Regionalfluggesellschaft Widerøe eine elektrische Passagiermaschine entwickeln und diese ab 2026 zum Einsatz bringen zu wollen.
Bereits Mitte dieses Jahres nahm allerdings Flugzeugkonstrukteur Tecnam Abstand von dem Projekt. Offiziell verschob das Unternehmen die für 2026 geplante Einführung des neunsitzigen E-Flugzeugs P-Volt auf unbestimmte Zeit. Als Grund für die Entscheidung nennt Tecnam Unsicherheiten bei der Batterieentwicklung.
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