Rolls-Royce und Partner feilen an neuem Hybridantrieb für Flugzeuge

Deutsche Forscher arbeiten unter Federführung von Rolls-Royce Deutschland und weiteren Partnern an der Zukunft des hybridelektrischen Fliegens. Im Zentrum steht dabei die Entwicklung eines völlig neuen Antriebssystems für Mittelstreckenflugzeuge bis 35 Passagiere.

Bild: Rolls-Royce Deutschland

Bis Mitte 2026 wollen die Partner Fertigungstechnologien für die Herstellung hybridelektrischer Antriebskomponenten entwickeln, vorhandene Technologien qualifizieren und prototypische Komponenten herstellen. Ihr Ansatz lautet wie folgt: Eine Gasturbine soll an Bord der Maschine elektrische Energie erzeugen, mit der ein Zwischenbatteriespeicher geladen wird. Für den Antrieb bezieht das Flugzeug seine elektrische Energie aus diesem Speicher. „Größere sowie langsamer drehende Rotoren erzeugen weniger Lärm am Boden und verursachen einen deutlich kleineren Lärmteppich als Flugzeuge mit konventionellem Antrieb. Der modulare Aufbau des vorgeschlagenen Konzepts ermöglicht darüber hinaus, zukünftig auch alternative Treibstoffe oder völlig neue Stromquellen einzusetzen“, heißt es in einer begleitenden Mitteilung.

Mit im Boot sind neben Rolls-Royce Deutschland drei Fraunhofer-Institute (Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, für Werkstoff- und Strahltechnik IWS und für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM) sowie das Center for Hybrid Electric Systems (chesco) der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und ACCESS e.V. Gefördert wird das Vorhaben durch das Land Brandenburg sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Viel Forschungsarbeit zum hybridelektrischen Fliegen wird dabei in Cottbus stattfinden. Denn die Fraunhofer-Institute IWU, IFAM und IWS gründen eine neue Betriebsstätte auf dem Campus der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Auch die operative Abstimmung mit den bereits in Cottbus ansässigen Fraunhofer-Instituten soll von der neuen Präsenz der drei Institute in der brandenburgischen Lausitz profitieren.

Bis Sommer 2026 wollen die Partner den Fokus vor allem auf eine beschleunigte Entwicklung und Bereitstellung von Prototypen legen. „In einem von hoher Wettbewerbsintensität geprägten Sektor sollen die Entwicklungszeiten erheblich verkürzt werden. Beispielhaft dafür steht das Vorhaben, die Durchlaufzeiten vom fertigen Design eines Funktionsprototypen bis zur Übergabe an den Auftraggeber von derzeit mehreren Monaten auf wenige Wochen zu verkürzen. In weiteren Projekten entstehen hochflexible Produktionskonzepte, ohne die eine effiziente Serienfertigung nicht möglich wäre“, umreißt die Fraunhofer-Gesellschaft den eigenen Anspruch.

Für Cottbus und die Lausitz eröffneten diese Projekte die Perspektive attraktiver Arbeitsplätze von der Entwicklung modernster Antriebssysteme (nicht nur in der Luftfahrt) bis zur industriellen Produktion, heißt es. Das chesco übernimmt dabei die Entwicklungsumfänge und koordiniert zukünftig Aufträge der von Rolls-Royce Deutschland beispielsweise an die Fraunhofer-Institute erteilten Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Gleichzeitig soll das Center den Kompetenzaufbau für eine spätere Serienfertigung hybridelektrischer Passagierflugzeuge in der brandenburgischen Lausitz sicherstellen.

Triebwerkshersteller Rolls-Royce entwickelt und vermarktet bekanntlich Energie- und Antriebslösungen für Anwendungen in der Luft, zu Wasser und an Land. Die globale Führung des Unternehmens gab erst kürzlich an, sich von seinem Geschäft mit relektrischen Antrieben für Flugzeuge trennen zu wollen. Vorstandschef Tufan Erginbilgic kommentierte, dass er die sogenannten Sustainable Aviation Fuels (SAF) auf absehbare Zeit als einziges Mittel für große Flugzeuge sehe, um die Klimaziele zu erreichen. Das brandenburgische Projekt zeigt jedoch: In kleineren Flugzeugen ist Rolls-Royce Hybridantrieben gegenüber nicht abgeneigt.

iwu.fraunhofer.de

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