Haushalts-Einigung: Ampel lässt Umweltbonus früher auslaufen

Die Bundesregierung will die Kaufprämie für Elektroautos früher als bisher geplant auslaufen lassen. Das ist nach Aussage von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eines der Ergebnisse des Haushaltskompromisses der Regierung. Details gibt es noch nicht – es kursieren aber schon erste Zahlen.

Bild: Peter Schwierz

Einen konkreten Zeitpunkt zum früheren Auslaufen des Umweltbonus nannte Habeck nicht. „Wir werden die Umweltprämie, also die Förderung für E-Mobile, auslaufen lassen – früher beenden“, sagte der Wirtschaftsminister bei dem Presse-Statement zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Finanzminister Christian Lindner. „Das tut mir weh, aber das ist der Preis dafür, dass die zentralen Bestandteile, die Säulen des Klima- und Transformationsfonds erhalten bleiben.“

Laut der vor einem Jahr in Kraft getretenen novellierten Förderrichtlinie für den Umweltbonus sollten ab dem 1. Januar 2024 nur noch BEV und FCEV bis zu einem Netto-Listenpreis von 45.000 Euro gefördert und die Fördersätze auf 3.000 bzw. 2.400 Euro gesenkt werden. Bei einem Bundesanteil von 3.000 Euro und einem Herstelleranteil von 1.500 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer ergibt sich noch eine Förderung von 4.785 Euro für die Endverbraucher. Zahlreiche Modelle mit einem Nettolistenpreis von über 45.000 Euro fallen komplett aus der Förderung, für die Fahrzeuge unter 40.000 Euro (bisher 7.177,50 Euro) sinkt die Fördersumme.

KTF soll erhalten bleiben, Budget wird aber gekürzt

Im August 2023 erklärte der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), dass für den Umweltbonus im Jahr 2024 statt der zuvor genannten 1,4 Milliarden Euro nur noch ein Budget von knapp 810 Millionen Euro vorgesehen sei. Nach den jetzt beschlossenen Einsparungen könnte es sein, dass der Umweltbonus 2024 ganz wegfällt. Das ist mangels detaillierter Infos aber spekulativ.

Die Spitzen der Bundesregierung hatten sich nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von Mitte November am Mittwoch auf Konsequenzen für den Haushalt geeinigt. Im Zentrum der Einsparungen steht der Klima- und Transformationsfonds (KTF). Zwar solle der KTF laut der Regierung „das zentrale Instrument des klimafreundlichen Umbaus bleiben“. Doch das Budget wird deutlich gekürzt, für 2024 um zwölf Milliarden Euro, bis 2027 sollen sich die Kürzungen auf 45 Milliarden Euro summieren. Das Gesamtvolumen des Fonds betrage bis dann etwa 160 Milliarden Euro.

In welchen Bereichen des KTF im Detail gekürzt wird, ist bislang weitgehend unbekannt. Habeck erklärte lediglich, dass man bei der E-Auto-Kaufprämie sparen und die Solarförderung kürzen werde. Bis nähere Details veröffentlicht werden, bleibt also etwa auch die Förder-Ungewissheit bei den E-Lkw bestehen. Denn auch die KsNI-Förderung hängt derzeit vom Haushaltsbeschluss ab. Hier waren bereits Ende September die Finanzmittel für das Haushaltsjahr 2024 durch die hohe Nachfrage „weitgehend gebunden“, wie die NOW uns gegenüber erklärte. Bereits bewilligte Förderungen sollen nach damaliger Aussage in voller Höhe ausgezahlt werden. Wie es um die finanzielle Ausstattung künftiger KsNI-Förderrunden steht, ist aber derzeit weiter unklar.

Denn: Kanzler Scholz erklärte, dass die Regierung die Schuldenbremse 2024 wieder einhalten wolle. Dafür werde es Kürzungen und Einsparungen geben, um das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts umzusetzen, so Scholz. Es würden auch „einige klimaschädliche Subventionen“ abgeschafft – den Umweltbonus hat der Kanzler damit hoffentlich nicht gemeint. 

Aber auch die seit dem Karlsruher Urteil wieder viel kritisierte Diesel-Besteuerung im Vergleich zu Benzin – umgangssprachlich das „Diesel-Privileg“ – soll nicht angefasst werden. Die Dienstwagenbesteuerung und Pendlerpauschale sind offenbar auch nicht betroffen.

Genau das stößt bereits auf Kritik. „Dieser Kompromiss läuft an zu vielen Stellen auf Stillstand hinaus statt auf den von der Ampel versprochenen Fortschritt. Der von der FDP durchgeboxte Sparhaushalt streicht die Unterstützung der Solarindustrie zusammen und lässt die Förderung für E-Autos früher auslaufen“, sagt Greenpeace-Wirtschaftsexperte Bastian Neuwirth in einer ersten Stellungnahme. „Aber das schädliche Dienstwagenprivileg wird nicht gestrichen und Dieselkraftstoff soll weiter mit Milliarden bezuschusst werden – das hemmt die ökologische Modernisierung.“

tagesschau.de, deutschlandfunk.de, greenpeace.de

20 Kommentare

zu „Haushalts-Einigung: Ampel lässt Umweltbonus früher auslaufen“
Birne
13.12.2023 um 21:26
Wieso werden Diesel Subventionen nicht abgebaut, anstelle e Auto Förderung zu kürzen ?
Peter Schwierz
13.12.2023 um 23:16
Schöne Grüße von Christian Lindner und der FDP!
Birne
14.12.2023 um 08:29
Ach ja, ich vergaß
Spock
14.12.2023 um 07:46
Die Gesamtsumme der Subventionen für klimaschädliche Projekte/Maßnahmen beläuft sich jährlich auf 65,4 Milliarden €. Es ist mir auch nicht verständlich warum da nicht mehr gekürzt wurde. Aber mit der Opposition (FDP) in der Regierung ist es scheinbar nicht anders zu machen. Wenn Herr Wissing (FDP) seine Zielvorgaben einhalten würde bzw. sie erst einmal angehen würde, könnten auch ca. 10 Milliarden € Strafzahlungen an die EU vermieden werden. Die Sektorengrenzen in DE wurden zwar aufgegeben, aber nicht in der EU, also müssen wir zahlen. Die Strafzahlungen werden auch von Jahr zu Jahr weiter steigen. Aber vielleicht spekuliert die FDP ja darauf, dass das Verbrennerverbot und so einige anderen Regelungen in der EU nach den nächsten Wahlen sowieso zurückgenommen/gekappt werden. Alles wieder zurück auf Anfang, damit sie sich wieder schlafen legen können.
Nestbeschmutzer
16.12.2023 um 13:55
Verbrennerverbot war und ist kontraproduktive Planwirtschaft. Führte zu Widerstand bei den Autofahrern. Wird nur von Radfahrern beklatscht. eAutos setzen sich durch, weil sie besser sind, und nicht, weil Ideologen etwas verbieten. Ich fahre deshalb seit 8 Jahren Elektroauto… Tesla ist auch nicht durch Verbote entstanden.
Markus Wolter
14.12.2023 um 07:57
Damit sollte auch dem letzten Wähler klar geworden sein, dass die FDP keine Fortschrittspartei ist, sondern die Interessen der Steuervermeider, Dieselfahrer, Ewiggestrigen und Klimaleugnern vertritt.
Martin Züchner
14.12.2023 um 08:17
Die CO2-Umlage soll ja steigen, was ggf in der Summe eine Förderung klimafreundlicher Mobilität ist. Die Subventionen im Luftverkehr soll weitgehend gestrichen werden und auch Steuerbefreiungen bei Diesel für die Schifffahrt und Biodiesel werden gekürzt... alles sehr komplex in so einer 3er-Konstellation. Klar, dass die FDP hier blockiert, doch sie hat auch ihr Wort gegenüber den eigenen Wählerinnen und Wählern nicht gehalten, da ja nun bspw. eine Plastikabgabe eingeführt werden soll, was das Versprechen keine Steuererhöhungen zu machen, ad absurdum führt.
Envision
14.12.2023 um 08:30
Warum ist es denn eine Subvention?!! wenn die Steuer - immerhin 39% plus MwSt plus Co2 - nur etwas geringer ist wie bei Benzin?Dafür ist die Diesel KFZ Steuer auch wieder gutes Stück höher. Also wo zahlt da der Staat drauf, das es als Subvention vom Haushalt abgeht ?Finde diese Subventions Bezeichnung schon seltsam.
Grünkopf
14.12.2023 um 08:54
1. Diesel endlich so sehr besteuern wie er der Umwelt schadet, also: SEHR!2. Dienstfahrten mit dem Dienstwagen nur aus einem Fahrzeugpool, also keine individuell geleasten "schweren Wagen " mehr. Dafür KFZ-steuererleichterung, wer beim E-auto ein neuen Akku einbauen lässt.3. Dienstwagenbezuschussung rückwirkend ab Regierungsbeteiligungen der FDPler zurückfordern. Keine Verbrenner-einkäufe für öffentliche Organe.4 Umweltbonus erhalten NUR für alle E-autos bis 10 000 Euro und NUR in der Basisausstattung, alle Geschenke an Tesla-fahrer zurückfordern.Fazit: Klima und Umweltpolitik wird nur noch dann wirksam, wenn die "arme" Masse erreicht wird und NUR dann, wenn sie nicht als Symbolpolitik für Reiche verstanden wird... was sie bislang war, dank Merkel , Schröder und der FDP.Grünkopf lässt grüssen
Wolfgang Speckardt
14.12.2023 um 09:10
... und der Strom, mit dem Diesel und Benzin hergestellt werden fällt vom Himmel, oder? Man kann es betrachten wie man will, E-Autos sind in jeder Hinsicht deutlich sauberer als Verbrenner.
Nico
14.12.2023 um 10:06
Dass Diesel weniger CO2 ausstoßen als E-Autos ist ziemlicher Mumpitz. Diverse seriöse Studien belegen, dass es genau umgekehrt ist und ein E-Auto bei weitem weniger CO2 emmitiert. Oder hast du Belege für deine gewagte Stammtischparole?
MichaelH
14.12.2023 um 10:31
Mein hocheffizienter Diesel Baujahr 2023 setzt bis zu 70% der eingesetzten Energie in Wärme um. Und das ganz ohne Kohlestrom. Wer hier immer noch auf E-Autos setzt und damit im Winter aufwendig zuheizen muss, um den Innenraum warm zu bekommen, ist selbst schuld.
Hansi
14.12.2023 um 11:03
Sorry, Diesel-Dieter, aber das ist Müll. Die aktuellen Formel-1-Motoren sind die effizientesten Verbrennungskraftmaschinen auf unserem Planeten. Die kommen – auch nur dank exzessiver Hybridisierung – auf einen Wirkungsgrad von über 50 Prozent. Straßenautos – und damit auch Ihr „hocheffizienter Diesel Baujahr 2023“ – kommen eher so auf 30 Prozent Wirkungsgrad. Sprich: Ihre Heizung auf Rädern verballert 70 Prozent der im Kraftstoff gespeicherten Energie als Wärme. Und das ist im Jahr 2023 einfach Mist, wenn man sich damit brüstet und vor allem dabei falsche Zahlen behauptet.Ach ja, damit aus Rohöl Diesel und Benzin werden, wird noch eine Menge Strom benötigt in der Raffinerie. Also vielleicht ohne Kohlestrom, aber definitiv nicht ohne Strom!
KurtDerRennfahrer
14.12.2023 um 13:58
Der Kommentar von MichaelH war ironisch gemeint! Denn er schreibt ja "setzt bis zu 70% der eingesetzten Energie in Wärme um" --> das entspricht dem von Ihnen genannten (schlechten) 30% Wirkungsgrad.
Darmstädter
14.12.2023 um 21:08
30%?? 70%???? Das glaub ich irgendwie nicht so recht. Mein Diesel hat 270.000 km auf der Uhr und hat noch nie mehr als 9 Liter gebraucht… und ich fahre zügig. Wie man da auf 70 kommen will, erschließt sich mir nicht. Vielleicht mal das Öl wechseln?
KurtDerRennfahrer
15.12.2023 um 11:06
Es geht um den Wirkungsgrad von Verbrennern. Der ist faktisch eindeutig schlechter als der von E-Motoren. Vereinfacht ausgedrückt: Bei einem Auto mit Verbrennungsmotor entsteht viel Wärme und nur wenig Vortrieb.Siehe für eine schnelle Übersicht z.B.: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1371965/umfrage/wirkungsgrade-von-motoren/Da aber der Energiegehalt bzw. Heizwert von Diesel recht hoch ist (ca. 9,6 kWh pro Liter), haben Sie das Gefühl, mit Ihrem Diesel sehr weit zu kommen bzw. sehr sparsam zu sein. Faktisch verbrauchen Sie aber sehr viel Energie: 9 Liter x 9,6 entspricht ca. 86 kWh pro 100 km--> ein modernes E-Auto braucht nur einen Bruchteil davon, eben weil der Wirkungsgrad deutlich höher ist.
Michael
14.12.2023 um 11:14
Gibt es eine klare Gesetzeslage wie die Diestwagenbesteuerung mit Erstzulassung ab dem 01.01.2024 beim PHEV geregelt ist? In meinem Bekanntenkreis kursieren verschiedenste Meinungen und etwas konkretes konnte ich noch nicht finden. Über einen Link würde ich mich freien
Emobilitätsberatung-berlin K.D.Schmitz
14.12.2023 um 12:11
„Aber das schädliche Dienstwagenprivileg wird nicht gestrichen" Das liest man immer und immer wieder, in jeder Diskussionsrunde wird es gefordert. Ich hab bis heute leider nicht verstanden worin die umweltschädliche Förderung besteht, mag an mir liegen, aber was wäre das Ergebnis der Abschaffung. Aktuell diskutiert man eine Änderung der Steuersätze, das mag richtig sein. Wenn man aber das Privileg einen Dienstwagen auch privat nutzen zu dürfen, abschafft, werden mehr Autos zugelassen. Das kann nicht und Zweck einer Umweltpolitik sein.
Zementmichel
14.12.2023 um 13:23
Tatsächlich kann man sich über die Begrifflichkeit Privileg streiten.Aber grundsätzlich geht es darum, dass ein privat nutzbarer Dienstwagen ein geldwerter Vorteil des Arbeitgebers ist, der versteuert werden muss. Nun ist es schwierig, diesen Vorteil genau zu quantifizieren. Annäherungsweise könnte man das mit einem Fahrtenbuch machen, was aber einen hohen bürokratischen Aufwand mit sich führen würde.Deshalb setzt man den geldwerten Vorteil pauschalt mit 1% des Listenpreises des Fahrzeuges an. Heißt, wenn das Dienstfahrzeug 30.000€ kostet, dann sind monatlich 300€ geldwerter Vorteil zu versteuern. Ob das wirklich dem tatsächlichen Vorteil entspricht, ist umstritten. Zudem animiert diese Regelung natürlich den Fahrer oder die Fahrerin nicht gerade dazu, private Fahrten zu minimieren. Ob ich an den Wochenenden das Auto stehen lasse, oder regelmäßig quer durch Deutschland fahre, wirkt sich nicht auf die Besteuerung aus. Aus umwelttechnischen Gesichtspunkten natürlich eher schlecht.Daher wäre es beispielsweise ein Ansatz, die Pauschalbesteuerung zu erhöhen, um näher an den tatsächlichen Vorteil ranzukommen. Weil ich kenne keine Leasingfirma, die mir ein Auto inkl. Versicherung, Steuern, Benzin und ohne Kilometerbegrenzung für 1% des Neupreises 24/7 zur Verfügung stellt.
Hans Gnann
14.12.2023 um 19:45
E-Förderung oder Diesel-Privileg hin oder her - für mich stellt sich die Frage, ab wann Verbrenner nahezu unverkäuflich werden und damit (für die die das zu spät erkennen) hohe Wertverluste entstehen. Mit einem E-Auto ist man auf der sicher(er)en Seite - Strom wird bald wieder günstiger werden und zu bestimmten Zeiten weniger kosten. Und mit einer eigenen PV-Anlage ist sowieso klar, dass sich die eigenen Mobilitätskosten nahezu halbieren lassen.

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