Wenn der Ladestrom aus dem Container kommt
Ein Lkw im Verteilverkehr oder ein Bus im Regionaleinsatz mit Batterie-elektrischem Antrieb sind – sofern die höheren Anschaffungskosten zu stemmen sind – schon heute eine zuverlässige und zukunftsträchtige Alternativen zum Diesel. Mit einer festen Ladestation auf dem Firmengelände lassen sich bereits viele Einsätze abdecken. Im Fernverkehr, wenn man auf die noch seltenen HPC mit Nutzfahrzeug-tauglichem Stellplatz angewiesen ist, sieht das noch anders aus.
Aber was ist, wenn selbst die eigene Ladestation an der Firma zur Herausforderung wird – etwa weil der Netzanschluss für eine HPC-Lösung nicht ausreicht? Dann können sogenannte Batterie-gestütze High-Power-Charger die Wahl sein. Die Ladestation verfügt dann über ein eigenes Speichersystem, das innerhalb kurzer Zeit seinen Strom an ein Fahrzeug abgeben kann. Der Speicher selbst wird dann langsam mit Strom aus dem Netz nachgeladen – ein CEE-Anschluss reicht hier meist aus. Für den Pkw-Bereich sind bereits einige solcher Lösungen auf dem Markt.
Zwar sind diese Batterie-gestützen Pkw-HPC natürlich mit ihren CCS-Ladekabeln grundsätzlich auch für Nutzfahrzeuge mit entsprechendem Anschluss kompatibel. Der Commeo HPC Cube, den die Commeo GmbH gemeinsam mit Power Innovation entwickelt hat, ist aber nicht nur mit der Größe seines integrierten Batteriespeichers auf große E-Lkw-Batterien ausgelegt. Die Lösung kommt auch nicht in einem schicken Gehäuse samt großer Werbe-Displays, wie sie an einer Tankstelle oder auf einem Supermarkt-Parkplatz aufgestellt werden könnte. Sondern schlicht und robust in einem 20-Fuß-Container – auf Wunsch ist auch ein Zehn-Fuß-Container möglich.
Power Innovation verfügt bereits über viel Erfahrung mit derartigen Container-Ladelösungen samt Batteriespeicher. Bereits 2018 wurden erste Exemplare mit Batteriespeicher aufgestellt – damals aber noch mit einer deutlich kleineren Speicherkapazität.
350 kW Ladeleistung aus einer 560-kWh-Batterie
Mit dem HPC Cube wollen die Unternehmen nach eigenen Angaben etwa Speditionen, Lieferdienste, den öffentlichen Nahverkehr und Polizei- sowie weitere Sicherheitsdienste ansprechen, die das Schnelladesystem unabhängig von den verfügbaren Netzanschlusskapazitäten nutzen können.
Der HPC Cube selbst verfügt über eine 560 kWh große Batterie und eine Nennladeleistung von 600 kW. Pro CCS-Ladepunkt sind bis zu 350 kW Energieabgabe möglich. Die Batterie soll bis zu 10.000 Zyklen halten, so die Entwickler. Während viele Anbieter bei den stationären Batteriespeichern auf die kostengünstigeren und robusten LFP-Zellen setzen, nutzt Commeo für seine Energiespeicher NMC-Zellen – und kommt so auf eine höhere Energie- und Leistungsdichte pro Speicherblock.
Das System selbst kann dabei Ladespannungen von 200 bis über 900 Volt abdecken – ist also problemlos mit 400- und 800-Volt-Fahrzeugen kompatibel. Wie beim CCS üblich liegt der maximale Ladestrom bei 500 Ampere.
Technisch basiert das System auf einer galvanisch getrennten DC-DC-Wandlertechnik, die für eine effiziente und sichere Energieübertragung sorgen soll. Commeo gibt an, dass der HPC Cube dank seiner modularen Bauweise „an spezifische betriebliche Anforderungen“ angepasst werden könne – auch im Nachhinein. Das mache das System zukunftssicher. Keine Frage: Kommen neue Fahrzeuge in die Firmenflotte und die Anforderungen an das Ladesystem ändern sich, ist es natürlich ein Vorteil, wenn die vorhandene Lösung an den neuen Bedarf angepasst werden kann.
Das integrierte Energiespeichersystem managt nicht nur die Ladevorgänge der verbauten Batterie des Containers sowie die Ladevorgänge an den beiden angeschlossenen Ladepunkten. Die Software kann die gespeicherte Energie auch für andere Zwecke nutzen, etwa zur Lastspitzenkappung, Netzstabilisierung oder zum Energiehandel. „Dieser Multi-Use-Ansatz und die Möglichkeiten zur aktiven Einnahmengenerierung verringern die Amortisationszeit des Systems erheblich und führen insgesamt zu einer deutlich verbesserten Planbarkeit und Wirtschaftlichkeit“, schreibt Commeo.
Quelle: Info per E-Mail
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