Umweltbonus ist schon zum 3. Advent ausgelaufen / Kritik am plötzlichen Förderstopp

Die Kaufprämie für Elektroautos in Deutschland ist ein Fall für die Geschichtsbücher. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat am Samstag mitgeteilt, dass mit Ablauf des 17. Dezember keine neuen Anträge mehr für den Umweltbonus beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gestellt werden können. Das abrupte Ende ruft heftige Kritik hervor.

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Bild: Daniel Bönnighausen

Wörtlich heißt es in der Mitteilung des BMWK:

„Im Zuge der Verhandlungen zum Klima- und Transformationsfonds (KTF) ist am 13. Dezember 2023 beschlossen worden, die Förderung durch den Umweltbonus zeitnah zu beenden. Mit Ablauf des 17. Dezember 2023 können daher keine neuen Anträge mehr für den Umweltbonus beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gestellt werden. Hintergrund ist die Umsetzung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts, in dessen Folge dem KTF 60 Milliarden Euro entzogen werden. Daher muss der Wirtschaftsplan des KTF für 2024 neu aufgestellt werden und ihm stehen weniger Mittel zur Verfügung.“

BMWK

Bereits zugesagte Förderungen sind von dem vorzeitigen Auslaufen des Programms übrigens nicht betroffen und werden ausgezahlt. Vorliegende Anträge, die bis einschließlich 17. Dezember 2023 beim BAFA eingehen, werden in der Reihenfolge ihres Eingangs weiterbearbeitet, teilte das BMWK mit.

Update 18.12.2023: Die abrupte Beendigung der staatlichen Kaufprämie für Elektroautos stößt jedoch auf große Kritik – auch innerhalb der Bundesregierung. „Wir empfinden den am Samstag kurzfristig verkündeten Förderstopp zum 17.12. als äußerst unglücklich“, teilten die drei stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Verena Hubertz, Detlef Müller und Matthias Miersch der Deutschen Presse-Agentur mit. Sie fordern Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf, „einen verlässlicheren Übergang zu organisieren“.

Das Aus für den Umweltbonus, das nun auch auf der Website des zuständigen Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bestätigt wird, sei „keine leichte Entscheidung“ gewesen, erklärt unterdessen ein Sprecher des Grünen-geführten Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Der Stopp des Förderprogramms sei „eine unmittelbare Konsequenz aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts und der daraus resultierenden Haushaltskonsolidierung“, sagte er weiter. „Das bedauern wir sehr, und wir wissen, dass es für jene, die auf die Förderung gehofft hatten, eine missliche Situation ist.“ Das kurzfristige Auslaufen des Förderprogramms sei aber notwendig geworden, „weil nicht mehr ausreichend Geld zur Verfügung steht, um Anträge, die nach dem Sonntag eingehen, noch berücksichtigen zu können“. Der BMWK-Sprecher ergänzte, dass die Entscheidung für das kurzfristige Förderende „gemeinsam mit dem Bundeskanzleramt festgelegt“ worden sei.

„Wer in Erwartung der Förderung ein E-Auto bestellt hat, ist jetzt der Gelackmeierte: Er geht nun leer aus“, so Andreas Jung (CDU). Und weiter: „Für Käufer mit einem unterschriebenen Kaufvertrag müssen Übergangsfristen bis zur Lieferung des Fahrzeugs gelten.“

Auch der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe kritisiert das Förderende scharf. „ Das ist ein unfassbar großer Vertrauensbruch für mehrere zehntausend Kundinnen und Kunden, die ihre E-Fahrzeuge bestellt haben unter der Voraussetzung, dass die Fördersumme fließt“, sagt ZDK-Präsident Arne Joswig. „Das Mindeste wäre, den Umweltbonus bis zum Jahresende laufen zu lassen und gleichzeitig in Abstimmung mit Ländern und Kommunen dafür zu sorgen, dass bis zum 31.12.2023 Zulassungsstellen geöffnet bleiben, um Zulassungen vornehmen zu können“ ergänzt Joswig.

Schon im Vorfeld hatte sich nach der Einigung der Bundesregierung auf den Haushalt 2024 abgezeichnet, dass der Umweltbonus nicht nur „vorzeitig“ auslaufen, sondern 2024 komplett gestrichen und bereits zum Jahresende 2023 auslaufen sollte. Nun wurde die Förderung sogar zwei Wochen früher als geplant beendet.

bmwk.de, spiegel.de, spiegel.de, msn.com, presseportal.de (alle vier Update)

9 Kommentare

zu „Umweltbonus ist schon zum 3. Advent ausgelaufen / Kritik am plötzlichen Förderstopp“
elknipso
16.12.2023 um 13:34
Das warst dann für viele Verbraucher. Viele haben die 4500 Euro extra eingeplant und sich damit die höhere Ausstattung in ihrem Mercedes finanziert.Jetzt kommen die überteuerten Elektroautos in einen etablierten Markt und müssen sich bewähren.45.000 für einen id 3 oder 30.000 für einen Golf. Der Markt wird es entscheiden.In China machen nicht Nio, Byd etc für 60 k den Markt aus, sonder Wuling Mini EV von Saic mit einem Marktanteil von fast 50 Prozent bei Elektroautos.Mal sehen ob im SUV Land Deutschland auch demnächst 50 Prozent der Elektroautos Opel E Rocks sind.
Pat
17.12.2023 um 12:39
Absolute Frechheit! Und dann auch noch am Wochenende auslaufen lassen, wo ggf. noch fehlende Dokumente nicht noch schnell beim Autohaus angefragt werden können… Was hätte es geschadet, eine (!) Woche Zeit zu geben??
Tom
17.12.2023 um 12:49
Auch wenn ich die politische Entscheidung in der Sache nachvollziehen kann, aber die Art und Weise ist absolut unterirdisch. Verlässlichkeit in der Politik ist ein hohes Gut, welches Vertrauen schafft. Durch solche Aktionen wird das Vertrauen erschüttert - und zwar nicht nur bei den wenigen tausend Käufern/Leasingnehmern die nun betroffen sind, sondern bei allen Bürgern.Allen nicht betroffenen kann man derzeit nur raten, möglichst mit einem Kauf zu warten, bis die Hersteller entsprechende Kompensationen eingepreist haben. Ende 2024 / Anfang 2025 wird es dann wahrscheinlich nochmal einen deutlicher Preisschritt nach unten zu beobachten sein.
Marco
17.12.2023 um 21:49
Volle Zustimmung.
Rüdiger Selbmann
17.12.2023 um 17:45
Warum? Warum so überstürzt, warum von heute auf morgen?! Das die Förderung überhaupt so schnell abgeschafft wird, ist das Eine. Aber warum nicht zum Stichtag 31.12.2023? Die Entscheidung, die Förderung sofort zum 17.12. einzustellen, ist für mich und wahrscheinlich viele Andere in keinster Weise nachvollziehbar. Was ist da in Berlin los? So etwas ist doch kein geodnetes Handeln. Da kann man nur froh sein, kein Elektroauto bestellt zu haben und kein Autohändler zu sein. Und der Plan, diese Woche noch ein E-Auto zu kaufen, hat sich dann auch erledigt. So muss der eGolf die nächsten Jahre noch ausreichen. Schade.
Freiheit schreibt man mit F(DP)
17.12.2023 um 20:39
Da wird erst ausgiebig kritisiert, dass die Prämie zum Jahreswechsel ausläuft und nun, da die Politik handelt und den Ausstieg um zwei Wochen vorzieht ist es wieder nicht recht.
Jens
18.12.2023 um 09:50
Die dicken Brocken werde mal wieder nicht angefasst und nur Dinge gestrichen, die keinen großen politischen Einfluss haben. Nicht auszudenken, man hätte das Dienstwagen- oder Dieselprivileg angefasst. Das hätte natürlich sehr viel mehr Wählerstimmen und Parteispenden gekostet. Die "paar" EV-Fahrer und die Landwirte machen da keine großen politischen Einfluss, weil keine große Lobby dahinter steckt.
Spock
19.12.2023 um 07:30
Es tut mir sehr leid für alle Betroffenden, aber man darf auch nicht aus dem Blick verlieren, dass zum einen bereits 80 Millionen aus dem 2024 Etat genommen werden müssen/mussten um die bis zum 17.12.2023 eingegangenen Anträge auch zu bedienen und zum anderen steht es auch ganz klar in den Bedingungen für die Förderung. Ergo: wenn man sich einfach darauf verlässt ohne die Gegebenheiten vorher zu checken bzw. mal zu schauen wie weit der Topf bereits geleert war/ist. Tja, was soll ich sagen.
Michael Kania
20.12.2023 um 07:42
Leider wird der Diesel an der Tanke immer noch subventioniert. Das hätte jedes Jahr etliche Milliarden einebracht! Ganz zu Schweigen der Großunternehmen die hier kaum Steuern zahlen, weil der Firmensitz im Ausland ist. SCHADE!!!

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