VW: Mehr Rendite durch weniger Personal und kürzere Modell-Entwicklungszeiten
Der Sparkurs ist zunächst auf drei Jahre angelegt und soll VW bei der Kernmarke helfen, bis 2026 wieder auf 6,5 Prozent Umsatzrendite zu kommen. Dieser angepeilte Rendite-Wert findet sich auch in Namen des Programms wieder, das unter der Bezeichnung „Accelerate Forward | Road to 6.5“ firmiert. Ebenfalls für 2026 will die Kernmarke „einen positiven Ergebnisbeitrag in Höhe von insgesamt zehn Milliarden Euro“ in den Bilanzen vorweisen – vor allem durch mehr Effizienz und Einsparungen. Bereits im Jahr 2024 soll ein Ergebnisbeitrag von bis zu vier Milliarden Euro zu Buche schlagen.
Ein zentraler Punkt des Sparprogramms, das Volkswagen übrigens „Performance Programm“ nennt: Die Personalkosten – speziell im Verwaltungsbereich – sollen um 20 Prozent sinken, und das nicht nur bei der Marke VW, sondern im gesamten Konzern. Zudem will das Unternehmen nach Bedarf auf allen Ebenen „punktuell Aufhebungsverträge“ anbieten. Die zukünftig entfallenden Stellen sollen nicht oder nur in Ausnahmefällen nachbesetzt werden. Die Personalinstrumente greifen ab Januar 2024 für die Volkswagen AG. Parallel hält das Unternehmen daran fest, dass „der Einstellungsstopp sowie ein begrenzter Zugang zum Tarif Plus fortgesetzt werden“.
Zudem will VW die Entwicklungszeit für neue Modelle von 50 auf 36 Monate verkürzen, um Fahrzeuge schneller auf den Markt zu bringen. So sollen über den Zeitraum der Planungsrunde bis 2028 mehr als eine Milliarde Euro eingespart werden. Die Zahl der Versuchsträger in der Technischen Entwicklung werde um bis zu 50 Prozent reduziert, da dank Digitalisierung und technologischem Fortschritt mehr auf Prüfständen erprobt werden kann. Dadurch können laut VW etwa 400 Millionen Euro pro Jahr gespart werden.
Weitere Maßnahmen umfassen eine gesteigerte Einkaufsleistung in der Beschaffung, die Einsparungen von über 320 Millionen Euro pro Jahr ermöglicht, ein optimiertes After-Sales-Geschäft, das jährlich mehr als 250 Millionen Euro einbringen soll und die Optimierung der Produktionsdauer entlang der vereinbarten Standortpakte, die jedes Jahr über 200 Millionen Euro einsparen soll. All diese Maßnahmen gelten bereits für das Jahr 2024.
Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen Pkw und Mitglied des Konzernvorstands für die Markengruppe Core, äußert sich dazu wie folgt: „Die Marke Volkswagen ist mit ihren aktuellen und künftigen Fahrzeugen auf Kurs. Jetzt stärken wir das wirtschaftliche Fundament für den Erfolg der nächsten Jahre. Das gibt uns Rückenwind auf unserem Weg, VW zur weltweit führenden Volumenmarke zu machen.“
Man sei in den vergangenen Wochen einen großen Schritt weitergekommen bei der Ausgestaltung des umfassendsten Programms, das die Marke je aufgesetzt habe. „Die Beiträge der Handlungsfelder sind alle genau festgelegt, die Maßnahmenpakete entschieden – und deren Umsetzung ist bereits gestartet“, so Schäfer. Und: „Unsere Anstrengungen entfalten ihre Wirkung teilweise schon in 2024. Das ist auch wichtig, um dem härter werdenden Wettbewerb in einem extrem anspruchsvollen Marktumfeld standhalten zu können.“
Hintergrund des Sparprogramms ist, dass VW für die Transformation zur Elektromobilität viel Geld benötigt – gerade bei der Kernmarke mit ihren hohen Absatzzahlen müssen innerhalb weniger Jahre viele E-Modelle entwickelt und die Werke umgerüstet werden. Zugleich kosten der Aufbau der eigenen Batterieproduktion und der Software-Sparte Cariad weitere Milliarden. Während andere Konzernmarken wie Audi und Porsche in höheren Segmenten trotz der Transformation gut verdienen, liegt die Marge bei der Kernmarke seit 2018 im Bereich zwischen 3,2 und 4,3 Prozent (mit der Ausnahme von 0,6 Prozent im Corona-Jahr 2020).
Im Sommer hatte Volkswagen übrigens im Zuge des Sparprogramms auch „marken- und bereichsübergreifenden Projekte“ angekündigt, zu denen der Konzern aber keinen neuen Stand vermeldet. Als Schlagworte wurden seinerzeit Komplexitäts- und Variantenreduzierung, Vertriebsmodell, Entbürokratisierung sowie Produkt- und Renditeoptimierungen genannt – „zum Beispiel in den beiden großen Fahrzeug-Architekturen: Modularer Querbaukasten (MQB) und Modularer E-Antriebs-Baukasten (MEB)“, äußerte Volkswagen, ohne nähere Details zu nennen.
An anderer Stelle wurde VW aber konkreter, etwa bei der Ankündigung, sich verstärkt auf Volumenmodelle konzentrieren zu wollen und Modelle von geringer Stückzahl („wie der Arteon“) auslaufen zu lassen. Daneben verfolgt der Autobauer die Reduzierung von Varianten: „Beim ID.7 sind das zum Beispiel 99 Prozent weniger Konfigurationsmöglichkeiten im Vergleich zu einem Golf 7“, hieß es im Sommer. Darüber hinaus will das Unternehmen die Auslastung der Werke weltweit optimieren, um die Wirtschaftlichkeit zu steigern und flexibler auf Nachfrage- und Marktschwankungen reagieren zu können.
Ein weiterer seinerzeit genannter Hebel ist die Markengruppe Volumen (MGV), in der VW Pkw, VW Nutzfahrzeuge, Seat/Cupra und Skoda zusammenarbeiten. Die Produktion innerhalb der MGV solle künftig noch konsequenter auf Mehrmarkenwerke und Fahrzeug-Plattformen ausgerichtet werden, so der Hersteller – beispielsweise im Rahmen des von VW geplanten Einstiegs-Elektroautos um 25.000 Euro. Die Leitung hat dabei Seat/Cupra inne. Auch das After-Sales-Geschäft der Marken soll enger verzahnt werden.
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