VW: Mehr Rendite durch weniger Personal und kürzere Modell-Entwicklungszeiten

Die Details für das Sparprogramm bei der Marke VW stehen fest. Die Unternehmens- und Arbeitnehmervertretung haben sich nach intensiven Verhandlungen auf ein Eckpunktepapier zu dem im Juni angekündigten Sparprogramm verständigt.

Bild: Volkswagen

Der Sparkurs ist zunächst auf drei Jahre angelegt und soll VW bei der Kernmarke helfen, bis 2026 wieder auf 6,5 Prozent Umsatzrendite zu kommen. Dieser angepeilte Rendite-Wert findet sich auch in Namen des Programms wieder, das unter der Bezeichnung „Accelerate Forward | Road to 6.5“ firmiert. Ebenfalls für 2026 will die Kernmarke „einen positiven Ergebnisbeitrag in Höhe von insgesamt zehn Milliarden Euro“ in den Bilanzen vorweisen – vor allem durch mehr Effizienz und Einsparungen. Bereits im Jahr 2024 soll ein Ergebnisbeitrag von bis zu vier Milliarden Euro zu Buche schlagen.

Ein zentraler Punkt des Sparprogramms, das Volkswagen übrigens „Performance Programm“ nennt: Die Personalkosten – speziell im Verwaltungsbereich – sollen um 20 Prozent sinken, und das nicht nur bei der Marke VW, sondern im gesamten Konzern. Zudem will das Unternehmen nach Bedarf auf allen Ebenen „punktuell Aufhebungsverträge“ anbieten. Die zukünftig entfallenden Stellen sollen nicht oder nur in Ausnahmefällen nachbesetzt werden. Die Personalinstrumente greifen ab Januar 2024 für die Volkswagen AG. Parallel hält das Unternehmen daran fest, dass „der Einstellungsstopp sowie ein begrenzter Zugang zum Tarif Plus fortgesetzt werden“.

Zudem will VW die Entwicklungszeit für neue Modelle von 50 auf 36 Monate verkürzen, um Fahrzeuge schneller auf den Markt zu bringen. So sollen über den Zeitraum der Planungsrunde bis 2028 mehr als eine Milliarde Euro eingespart werden. Die Zahl der Versuchsträger in der Technischen Entwicklung werde um bis zu 50 Prozent reduziert, da dank Digitalisierung und technologischem Fortschritt mehr auf Prüfständen erprobt werden kann. Dadurch können laut VW etwa 400 Millionen Euro pro Jahr gespart werden.

Weitere Maßnahmen umfassen eine gesteigerte Einkaufsleistung in der Beschaffung, die Einsparungen von über 320 Millionen Euro pro Jahr ermöglicht, ein optimiertes After-Sales-Geschäft, das jährlich mehr als 250 Millionen Euro einbringen soll und die Optimierung der Produktionsdauer entlang der vereinbarten Standortpakte, die jedes Jahr über 200 Millionen Euro einsparen soll. All diese Maßnahmen gelten bereits für das Jahr 2024.

Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen Pkw und Mitglied des Konzernvorstands für die Markengruppe Core, äußert sich dazu wie folgt: „Die Marke Volkswagen ist mit ihren aktuellen und künftigen Fahrzeugen auf Kurs. Jetzt stärken wir das wirtschaftliche Fundament für den Erfolg der nächsten Jahre. Das gibt uns Rückenwind auf unserem Weg, VW zur weltweit führenden Volumenmarke zu machen.“

Man sei in den vergangenen Wochen einen großen Schritt weitergekommen bei der Ausgestaltung des umfassendsten Programms, das die Marke je aufgesetzt habe. „Die Beiträge der Handlungsfelder sind alle genau festgelegt, die Maßnahmenpakete entschieden – und deren Umsetzung ist bereits gestartet“, so Schäfer. Und: „Unsere Anstrengungen entfalten ihre Wirkung teilweise schon in 2024. Das ist auch wichtig, um dem härter werdenden Wettbewerb in einem extrem anspruchsvollen Marktumfeld standhalten zu können.“

Hintergrund des Sparprogramms ist, dass VW für die Transformation zur Elektromobilität viel Geld benötigt – gerade bei der Kernmarke mit ihren hohen Absatzzahlen müssen innerhalb weniger Jahre viele E-Modelle entwickelt und die Werke umgerüstet werden. Zugleich kosten der Aufbau der eigenen Batterieproduktion und der Software-Sparte Cariad weitere Milliarden. Während andere Konzernmarken wie Audi und Porsche in höheren Segmenten trotz der Transformation gut verdienen, liegt die Marge bei der Kernmarke seit 2018 im Bereich zwischen 3,2 und 4,3 Prozent (mit der Ausnahme von 0,6 Prozent im Corona-Jahr 2020).

Im Sommer hatte Volkswagen übrigens im Zuge des Sparprogramms auch „marken- und bereichsübergreifenden Projekte“ angekündigt, zu denen der Konzern aber keinen neuen Stand vermeldet. Als Schlagworte wurden seinerzeit Komplexitäts- und Variantenreduzierung, Vertriebsmodell, Entbürokratisierung sowie Produkt- und Renditeoptimierungen genannt – „zum Beispiel in den beiden großen Fahrzeug-Architekturen: Modularer Querbaukasten (MQB) und Modularer E-Antriebs-Baukasten (MEB)“, äußerte Volkswagen, ohne nähere Details zu nennen.

An anderer Stelle wurde VW aber konkreter, etwa bei der Ankündigung, sich verstärkt auf Volumenmodelle konzentrieren zu wollen und Modelle von geringer Stückzahl („wie der Arteon“) auslaufen zu lassen. Daneben verfolgt der Autobauer die Reduzierung von Varianten: „Beim ID.7 sind das zum Beispiel 99 Prozent weniger Konfigurationsmöglichkeiten im Vergleich zu einem Golf 7“, hieß es im Sommer. Darüber hinaus will das Unternehmen die Auslastung der Werke weltweit optimieren, um die Wirtschaftlichkeit zu steigern und flexibler auf Nachfrage- und Marktschwankungen reagieren zu können.

Ein weiterer seinerzeit genannter Hebel ist die Markengruppe Volumen (MGV), in der VW Pkw, VW Nutzfahrzeuge, Seat/Cupra und Skoda zusammenarbeiten. Die Produktion innerhalb der MGV solle künftig noch konsequenter auf Mehrmarkenwerke und Fahrzeug-Plattformen ausgerichtet werden, so der Hersteller – beispielsweise im Rahmen des von VW geplanten Einstiegs-Elektroautos um 25.000 Euro. Die Leitung hat dabei Seat/Cupra inne. Auch das After-Sales-Geschäft der Marken soll enger verzahnt werden.

volkswagen-newsroom.com

11 Kommentare

zu „VW: Mehr Rendite durch weniger Personal und kürzere Modell-Entwicklungszeiten“
Musicman
20.12.2023 um 12:57
Als erstes sollte man mal die Gehälter und Boni der unfähigen Top Manager um 90% kürzen. Die wären dann zwar immer noch überbezahlt aber wenn es noch weniger wäre könnten sie auch in die Politik und noch größeren Schaden anrichten. Der Fisch stinkt vom Kopf. Das passte nie besser als bei VW.
Philipp
22.12.2023 um 13:37
naja. die wolfsburger feudal Arbeiter am Band sind auch gnadenlos überbezahlt und das auf Kosten der Lieferanten …
Hans Gnann
20.12.2023 um 18:18
Dafür gibt's den VW ID 7 auch - wenn man weiß und schwarz mal weglässt - in drei aufregenden Farben blau, grau und silber....
Kumpelanton
21.12.2023 um 07:14
Und floppt gerade in China, obwohl er dort nur die Hälfte kostet. Da hat VW wohl richtige Planungsgenies am Start .
Marc
21.12.2023 um 08:01
Gewagte These dafür, dass man den ID7 erst seit gut zwei Wochen in China bestellen kann...
Spock
21.12.2023 um 08:16
Auf anderen Plattformen konnte man schon des öfteren lesen, dass es zum großen VW Plan mit der unübertroffenen MEB Plattform gehört und VW uns alle eines besseren belehren wird. Tja, das hab ich nie geglaubt. Also Personalabbau in DE und Zusammenarbeit und Verlagerung der Produktion nach CN. Damit hätten sie vor Jahren anfangen müssen oder einfach stärker auf E setzen. Aber wenn sie nur so viel E machen um die CO2 Strafzahlungen zu vermeiden und wenn geschafft die Produktion drosseln und die Kunden warten lassen, ne ne VW. Bin mal gespannt was der Steuerzahler dafür wieder blechen muss.
sig
21.12.2023 um 08:59
3000 Eur pro Tag von WiKo 's ERFOLGS-PRÄMIE....wäre doch ein Ansatz...
Tobias
21.12.2023 um 13:54
Zitat: "Die Zahl der Versuchsträger in der Technischen Entwicklung werde um bis zu 50 Prozent reduziert, da dank Digitalisierung und technologischem Fortschritt mehr auf Prüfständen erprobt werden kann. " Zitat EndeDas hatte sich Mercedes bei der Entwicklung der ersten A-Klasse auch so vorgestellt, bis sie der Elch-Test eines besseren belehrt hat.
Andreas Noack
23.12.2023 um 08:28
All das hatten wir schon mal in der Vergangenheit. Ich erinnere an den Herrn lopez, der die Beschaffungspreise von Opel an Volkswagen transferiert hat, die deutlich zu teuer, eingekauft haben. Damals lag das opperative Ergenis auch nur bei max. 4%. Es traf leider wieder nur die Kleinen ( Druck auf die Zulieferer). Ich hòffe das llaeft diemal besser.
Maik
23.12.2023 um 19:45
Man könnte auch einfach Konfigurationen anbieten die Kunden auch kaufen. Oder die Erfolgsprämie die es jedes Jahr gibt und die dann nochmal aufgestockt wird vom BR einstutzen.
Reiter
30.12.2023 um 08:25
Bin sehr gespannt, was der Typ, der das ID Lenkrad "nicht entwickelt" hat, mit noch weniger Zeit so macht....oder der Controller mit einem Fetisch für Klavierlack....kauft der gerade europäische Korkbestände auf oder findet der noch was billigeres in Indien ...oder der Softwareentwickler, der seit 15 Jahren VW Navis entwickelt, mit derselben grafischen Anmutung, und weiterhin nichts von Bergen, Wetter und Winter weiß....oder ob der Entwickler für OTA endlich weiß, was A bedeutet....oder was die dem Typen zahlen, der das Radiopaneel und das Klimapaneel ins Untermenü verbannt hat, aber zugleich einen Touchscreen mit Annäherungssensor abwinkt....und was dem dann noch einfallt, wenn er weniger bekommt, bei weniger Zeit....

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