MAN und ABB entwickeln gemeinsam Ladelösungen
Frühzeitige Software- und Interoperabilitätstests mit Fahrzeug und Ladestation sollen dazu beitragen, „in einem neu aufkommenden Marktumfeld möglichst schnell zuverlässige Produkte zu etablieren“, wie es in den Mitteilungen der beiden Unternehmen heißt. Daher rücke die zunächst auf drei Jahre angelegte Kooperation neben der internen Entwicklung und Weiterentwicklung von Ladestationen, Fahrzeugen und Software von Beginn an vor allem die Kundenerfahrung in den Fokus.
Klar ist: Die Nutzfahrzeugbranche hat beim Laden von E-Fahrzeugen andere Anforderungen als etwa Privatkunden mit ihren E-Autos. Nur hat im Nutzfahrzeug-Bereich bisher jeder Akteur für sich entwickelt, zumindest die konkreten Lösungen, die über Branchen-Initativen wie den MCS hinausgehen. „Kooperationen im Bereich Forschung und Entwicklung sind in unserer Branche eher selten“, sagt etwa Thomas Nickels, Senior Vice President Engineering bei MAN. „Gemeinsam mit ABB E-mobility streben wir eine vertrauensvolle, verbindliche und transparente Partnerschaft an. Dabei setzen wir schon bei der Entwicklung von Produkten und Standards an und stellen die speziellen Anforderungen in der Nutzfahrzeugindustrie in den Fokus.“
Gemeinsam wollen die Partner mit weiteren Akteuren das Megawattladen nach dem MCS etablieren, um einen nachhaltigen und ökonomischen Schwerlast- und Personenfernverkehr zu ermöglichen. „Durch die Kooperation mit ABB E-mobility können wir frühzeitig Herausforderungen der neuen Technologie angehen und Standardisierungen schneller vorantreiben“, so Nickels weiter. Als Herausforderungen führt MAN in der Mitteilung etwa den Kommunikationsstandard ISO15118-20 oder neue Wege der Signalübertragung an. Grundlage für das Megawattladen ist eine Ethernet-Kommunikation, die erstmals in der Elektromobilität zum Einsatz kommt.
Erstes gemeinsames Produkt soll 2025 kommen
Um hier Probleme für die ersten Nutzer von MCS-fähigen E-Lkw zu vermeiden, sollen bei den Software- und Interoperabilitätstests mit Fahrzeug und Ladestation potenzielle Fehler erkannt und behoben werden, damit frühzeitig eine zuverlässige Infrastruktur zur Verfügung steht. Floris van de Klashorst, Senior Vice President Products & Hardware Platforms bei ABB E-mobility, kündigt etwa konkret an, dass es bis 2025 ein Produkt geben soll, „das den Anforderungen der Logistik entspricht“.
„Hohe Ladeleistungen, eine zuverlässige Technologie, Vertrauen beim Kunden – das sind die Voraussetzungen für den Erfolg der Elektromobilität im Schwerlast- und Personenfernverkehr“, sagt van de Klashorst. „Durch die Zusammenarbeit mit MAN schon in der Produktfrühphase können wir noch besser auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen.“
Der Megawatt-Standard MCS wird zwar meist mit E-Lkw in Verbindung gebracht, er soll aber ein übergreifender Standard für das Megawatt-Laden werden. Daher ist die Kooperation von MAN und ABB E-mobility nicht auf die Logistik beschränkt. „Auch im Reiseverkehr wird MCS in der Zukunft zum Einsatz kommen, beispielsweise bei Wohnmobilen und Reisebussen. Das bringt zusätzliche Herausforderungen und ein verändertes Nutzerverhalten“, so der Entwicklungsleiter weiter.
Und nicht nur das Nutzerverhalten (ein Stichwort wäre hier etwa die vorgeschriebene Pause für die Fahrer) wird anders sein als bei den bisher Pkw-dominierten eMobility-Erfahrungen. Auch die Anforderungen für die Installation von MCS-Ladeinfrastruktur werden sich zum Teil von den CCS-Ladeparks unterscheiden, egal ob bei öffentlichen Ladeparks oder im Depot. Die Anlagen vom Netzanschluss bis hin zur Ladestation müssen auf die Platzanforderungen und die Energieversorgung ausgelegt werden, zudem muss ein passender Netzausbau erfolgen.
Auch das (aus Lkw-Sicht eher langsame) CCS-Laden wird in Zukunft eine Rolle spielen – etwa im Depot oder aufgrund seiner schon heute hohen Verbreitung. MCS-fähige E-Lkw werden zumindest in der Anfangszeit nicht an jeder Raststätte eine MCS-Ladestation vorfinden. Daher verwundert es kaum, dass ABB-Manager van de Klashorst sagt: „Der Markt benötigt ein Ökosystem, das ineinandergreift und zuverlässig arbeitet.“ Das „große Knowhow von MAN“ helfe, kundenorientierte Lösungen zu entwickeln – sowohl für den Einsatz im Depot als auch auf der Strecke.
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