Solarbetriebener Elektro-Lkw auf 6.500 Meter Höhe
6.500 Meter über dem Meeresspiegel – so hoch kam noch kein elektrifiziertes Fahrzeug. „Das ist ein Rekord für die Technik, für unsere jahrelange Forschungsarbeit und für die Zukunft der Mobilität“, sagt Patrik Koller, Vorstand und Entwickler bei Peak Evolution, einem Projektteam der DDP Innnovation GmbH. „Wir hoffen, durch diesen Erfolg mehr Aufmerksamkeit für alternative Antriebe und deren Einsatz im Bergbau oder bei anderen, anspruchsvollen Transportaufgaben zu generieren.“
Das Expeditionsfahrzeug wurde auf Basis eines konventionellen Mehrzwecktransporters mit Verbrennungsmotor des Schweizer Herstellers Aebi Schmidt aufgebaut. Es beherbergt eine 90-kWh-Batterie von EcoVolta und zwei Elektromotoren von Bosch mit einer Leistung von je 120kW. „Das Getriebe wurde in der Effizienz verbessert und auf den elektrischen Antrieb optimiert. Damit lassen sich die Leistungsdaten der Dieselvariante deutlich übertreffen“, teilt das Team mit. Für die geplante Markteinführung des Fahrzeugs soll sich die Batteriekapazität auf bis zu 120 kWh skalieren lassen. Denn die Entwicklungsarbeit soll Peak Evolution zufolge in einem Serienfahrzeug münden.
Mit Blick auf die Expedition in Chile nahmen die Schweizer im Vorfeld noch verschiedene Anpassungen am Fahrwerk des Fahrzeuges für mehr Bodenfreiheit und bessere Traktion vor. Auch ein Spezialaufbau im Leichtbauverfahren wurde eigens entwickelt und gebaut. „Dieser diente für den Transport der gesamten Ausrüstung und als Rückzugsort für das Team bei schlechter Witterung.“ Und:
Um das Fahrzeug im Gelände zu sichern wurden leistungsstarke Seilwinden an den Lkw angebracht.
Seine Energie erzeugte das Fahrzeug lokal mittels einer mobilen Solaranlage – genauer durch vier fest montierte Panelen auf dem Lkw-Dach und 16 Panelen, die auf dem Boden ausgelegt werden können. Die Gesamtfläche: 42 Quadratmeter. Die Gesamtleistung der Anlage mit PV-Modulen beträgt 7,4 kWp. Damit können den Schweizern zufolge in fünf Stunden rund 150 Kilometer Reichweite generiert werden. „Für die Solaranlage wurden die hochwertigsten zur Zeit auf dem Markt verfügbaren Panels verwendet. Damit verbinden wir die höchstmögliche Zuverlässigkeit mit der größten Effizienz und Kosteneinsparung“, so das Team.
Unterstützer seit Tag eins ist Logistikpartner und Hauptsponsor Gebrüder Weiss. Das Unternehmen hat sich nicht nur um die Übersetzung des Fahrzeugs nach Südamerika gekümmert, sondern die Expedition mitfinanziert. „Als ältestes Transport- und Logistikunternehmen sehen wir uns der Zukunft der Mobilität verpflichtet“, äußert Frank Haas, Marketingleiter bei Gebrüder Weiss. „Dieser Erfolg unterstreicht unsere fortlaufende Unterstützung nachhaltiger Mobilitätsprojekte und innovativer Technologien. Wir freuen uns für das Team und werden das Rekordfahrzeug nun sicher zurück in die Schweiz bringen.“
Die spektakuläre Mission begann vor gut zwei Monaten: Gebrüder Weiss transportierte den E-Lkw von der Schweiz über Rotterdam und anschließend per Seefracht nach Chile. Ein weiterer Landtransport brachte den Solar-Lkw in die Region Atacama. Am Salzsee Maricunga auf 3.400 Meter Höhe startete das dreiköpfige Peak-Evolution-Team mit ersten Erkundungstouren und der Akklimatisierung am Berg. „Denn das extreme Gelände und die klimatischen Konditionen des höchsten Vulkans der Erde stellten nicht nur das Hightech-Fahrzeug auf die Probe, sondern setzten auch das Team äußersten physischen und psychischen Belastungen aus“, schildern die Initiatoren.
„Trotz dieser extremen Bedingungen ist es gelungen, mit unserem eigens entwickelten Fahrzeug höher zu fahren als je ein E-Fahrzeug – ganz zu schweigen von einem solarbetriebenen“, fasst Patrik Koller, Vorstand und Entwickler bei Peak Evolution, den Erfolg zusammen. „Seit vier Jahren haben wir für diesen Moment trainiert, Aufgeben war nie eine Option.“ Ende November erreichten die drei Abenteurer den ersten Meilenstein: Mit übertreten der 6.000-Meter-Marke brachen sie den Rekord für Elektrofahrzeuge. Eine Woche später erreichten sie 6.500 Meter Meereshöhe – den absoluten Rekord ihrer Mission. Ausschließlich mit Sonnenkraft erreichten sie den Westkamm des Ojos del Salado, des höchsten Vulkans der Erde. Mit dem Weltrekord im Gepäck geht es für das Peak Evolution Team nun zurück in die Schweiz.
Das Expeditionsfahrzeug sei, im Gegensatz zu den meisten anderen Projekten zur Förderung nachhaltiger Technologien, keine Sonderanfertigung ohne zeitgemäßen Nutzen. „Nach der Expedition kann das Fahrzeug mit nur geringen Anpassungen direkt im realen Betrieb eingesetzt und getestet werden. Dies macht Peak Evolution zu einer zeitgemäßen Expedition mit praktischem Nutzen“, heißt es auf der zugehörigen Webseite.
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