Frankreich: Tiamat bereitet Bau einer 5-GWh-Fabrik für Na-Ion-Batterien vor
Tiamat Energy ist ein aus dem staatlichen französischen Forschungszentrum CNRS (Centre national de la recherche scientifique) ausgegründeter Entwickler von Natrium-Ionen-Zellen. Das Unternehmen plant in der nordfranzösischen Region Hauts-de-France eine Produktionsstätte mit einer jährlichen Kapazität von fünf Gigawattstunden und bis zu 1.200 Arbeitsplätzen, deren Bau bereits Anfang dieses Jahres beginnen soll. Die Inbetriebnahme der ersten Phase des Werks mit einer Jahreskapazität von 0,7 GWh ist für Ende 2025 geplant, die 5 GWh sollen bis 2029 erreicht werden. Tiamat will in seiner Fabrik zunächst Natrium-Ionen-Zellen für Elektrowerkzeuge und stationäre Speicheranwendungen fertigen, aber später auch eine neue Generation seiner Zellen für Elektroautos produzieren.
Als Auftakt des Industrieprojekts bezeichnet Tiamat eine neue Finanzierungsrunde, die in einer ersten Phase 30 Millionen Euro eingebracht hat. Die Geldgeber sind die Neu-Investoren Stellantis, Arkema und MBDA sowie bestehende Investoren und die französische Investitionsbank Bpifrance. Für das 2017 in Amiens gegründete Startup handelt es sich um die dritte Finanzierungsrunde. Diese ist Teil einer größeren Kapitalbeschaffung, in deren Zuge Tiamat durch Förderungen, Kredite und weitere Investorengelder einen Betrag von 150 Millionen Euro zusammenbekommen will.
Wie hoch die Investition von Stellantis ausfällt, wird in den Mitteilungen der Unternehmen nicht präzisiert. Ned Curic, Direktor für Technik und Technologie bei Stellantis, wird lediglich mit den Worten zitiert, dass „die Erforschung neuer Optionen für nachhaltigere und erschwinglichere Batterien, die weithin verfügbare Rohstoffe verwenden, ein wichtiger Teil unserer Ambitionen im Rahmen des strategischen Plans Dare Forward 2030 ist, mit dem wir bis 2038 kohlenstoffneutral werden wollen“.
Laut Tiamat-Geschäftsführer Herve Beuffe sollen die oben genannten Mittel zum Teil für den Bau einer Batteriefabrik in Nordfrankreich verwendet werden. Ansiedeln will sich das Unternehmen mit seinem Werk in einer stark im Batteriebereich auftrumpfenden Region. Allein um Dunkerque entstehen Batteriezellenfabriken von ProLogium und Renault-Partner Verkor, eine Batterie-Recyclingstätte von Eramet und Suez sowie ein Kathodenmaterial-Werk von XTC und Orano – auch die im Bau befindliche Batteriefabrik von Envision in Douai liegt in der Region Hauts-de-France.
Tiamat ist aber in dieser Aufzählung der einzige Akteur, der auf Natrium-Ionen-Batterien setzt. Diese sind eine in den vergangenen Jahren wieder aufgekommene Technologie, die im E-Auto-Bereich eine klare Kostensenkung mit sich brächten. Schließlich ersetzt das günstige Natrium das inzwischen sehr teuer gewordene Lithium. Ein Aber folgt jedoch auf dem Fuße: Natrium-Ionen-Batterien sind dafür bekannt, eine geringere Energiedichte zu haben. Die Vor- und Nachteile sowie das Potenzial der Technologie haben wir vor einiger Zeit von Experten bewerten lassen. Das Ergebnis lesen Sie hier.
Vor allem in China wenden sich die großen Player zunehmend Natrium-Ionen-Batterien zu: So unterzeichneten kürzlich BYD und Huaihai einen Vertrag zum Bau eines Werks für Natrium-Ionen-Batterien in China mit einer Jahreskapazität von 30 GWh. Auch CATL plant die Produktion von Natrium-Ionen-Zellen. Ebenso das chinesische Startup Zoolnasm ab 2024.
In Europa hat bisher nur der schwedische Batteriezellen-Hersteller Northvolt seinen Einstieg in das Geschäft mit Natrium-Ionen-Batterien angekündigt. Auf Forschungsebene tut sich aber auch in Deutschland viel: EAS Batteries, Ionic Liquids Technologies und drei Institute der TU Braunschweig gaben beispielsweise erst kürzlich bekannt, im Projekt NaNaBatt Produktionsprozesse für Natrium-Ionen-Zellen zu entwickeln, die vor allem nachhaltig und kosteneffizient ausfallen sollen.
Update 02.02.2024: Tiamat hat eine strategische Partnerschaft mit dem Batterie-Anlagenbauer LEAD geschlossen. Die Expertise des neuen Partners solle eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung eines schnellen und effektiven Übergangs zur Großserienproduktion spielen, heißt es.
media.stellantis.com, linkedin.com, linkedin.com (Pressemitteilung von Tiamat), tiamat-energy.com, pressebox.com (Update)
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