Volkswagen soll mit Feststoffakkus von Blue Solutions liebäugeln
Das berichtet Reuters unter Berufung auf einen Insider. Offiziell werden könnte die Zusammenarbeit demnach „in den kommenden Monaten“. Volkswagen lehnte gegenüber der Nachrichtenagentur eine Stellungnahme zu den Gerüchten ab. Ein Sprecher von Blue Solutions bestätigte immerhin, dass das Unternehmen an einer Batterie für Pkw arbeite und sagte, man habe Entwicklungsverträge mit BMW und einem anderen Unternehmen unterzeichnet und verhandle mit einem dritten. Der Sprecher äußerte gegenüber Reuters zudem, dass Blue Solutions an einer Pkw-Batterie mit einer Ladezeit von 20 Minuten arbeite und bis 2029 eine „Gigafactory“ dafür bauen wolle.
Der zum französischen Bolloré-Konzern gehörende Feststoffbatterie-Hersteller verfügt auf dem Gebiet der Festkörperakkus über reichlich Erfahrung. Die Forschung dazu reicht bei den Franzosen bis in die 1980er Jahre zurück. Blue Solutions ist derzeit der weltweit einzige Hersteller kommerzialisierter Festkörperzellen, -modulen und -packs und verfügt über eine Produktion in Frankreich und Kanada. Die Bolloré-Tochter mit Sitz in Ergué-Gabéric fertigt Festkörperbatterien auf Basis einer patentierten Lithium-Metall-Polymer-Technologie. Über diesen Ansatz haben wir vor einiger Zeit ein ausführliches Interview abgedruckt – seinerzeit noch mit dem inzwischen pensionierten Jean-Luc Monfort, dem Vorgänger des jetzigen Blue-Solutions-Chef Richard Bouveret.
Schon im damaligen Interview sagte Monfort, dass es das nächste Ziel sei, die Technologie für Anwendungen in der Pkw-Industrie weiterzuentwickeln. „Pkw sind weniger anspruchsvoll in Bezug auf die Lebensdauer der Batterien als Busse oder stationäre Energiespeichersysteme. Wir wollen also diesen Markt angehen. Wir wissen, dass wir auf diesem Markt nicht allein sein werden, daher sind wir offen für Kooperationen und Partnerschaften innerhalb Europas zu diesem Zweck“, so der O-Ton von Monfort seinerzeit. „Wir beteiligen uns an der globalen Bewegung und denken, dass wir als erfahrenster Hersteller von Festkörperbatterien zu denjenigen gehören, die in der Lage sind, die nächste Batterie-Generation auf den Markt zu bringen. Wenn die europäische Industrie in der Festkörpertechnologie erfolgreich sein will, ist eine Zusammenarbeit auf europäischer Ebene notwendig. Davon sind wir überzeugt.“
Ein Schulterschluss mit dem deutschen Autogigant Volkswagen passt da ins Bild. Die Wolfsburger kooperieren bei Feststoffbatterien bisher aber eigentlich mit QuantumScape. Erst kürzlich bestätigte Volkswagens Batterietochter PowerCo nach Tests in den eigenen Laboren Fortschritte bei der Entwicklung von Feststoff-Batteriezellen seines US-Partners. Die Kommerzialisierung hinkt laut „Reuters“ aber offenbar dem ursprünglichen Zeitplan hinterher. Volkswagen ist bekanntlich Hauptaktionär von QuantumScape und unterzeichnete bereits 2018 eine Entwicklungskooperation mit den US-Amerikanern. Einstige Zielmarken wie die Integration der Technologie in Elektroautos ab 2025 sind aber längst nicht mehr realistisch.
Blue Solutions baut sein Kunden- und Partnernetzwerk unterdessen aus. Die Franzosen zählen wie berichtet Daimler Bus zu ihren Kunden, die den Feststoffakku optional im Mercedes eCitaro anbieten. Außerdem vereinbarte das Unternehmen in jüngerer Zeit Kooperationen mit Li-Metal, einem kanadischen Entwickler von Lithium-Metall-Anoden, mit dem französischen Batteriehersteller Forsee Power und dem taiwanischen Auftragsfertiger Foxconn.
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