Abgestimmter Vorstoß zum Rollout von Smart Metern aus der Energiebranche
Die digitalen Ökostromanbieter Octopus Energy, Rabot Charge und Tibber wollen gemeinsam mit Messstellenbetreibern den Einbau intelligenter Stromzähler voranbringen. Zum Start der Initiative erhalten sie Unterstützung von den Verteilnetz- und Messstellenbetreibern EWE Netz und Netze BW. Eine der ersten Maßnahmen ist die Etablierung eines Vermittler-Unternehmens namens Mako 365, um alle Smart-Meter-Anfragen, die bei Tibber, Octopus und Rabot Charge eingehen, gebündelt an die Messstellenbetreiber weiterzugeben. Diese müssen dann nicht mehr einzeln mit jedem Kunden sprechen.
Die drei genannten Unternehmen sind eigentlich Konkurrenten, haben aber ein gemeinsames Interesse daran, die Voraussetzungen für ihr Geschäftsmodell in Deutschland zu schaffen. Dazu ein kurzer Exkurs: Die Ausgangslage ist, dass mit einem wünschenswerten, steigenden Anteil von erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne das Stromangebot über den Tag künftig stärker schwankt. Gleichzeitig wächst die Zahl der Haushalte mit E-Auto, Wärmepumpe und Stromspeicher, die beim Ausbalancieren des Netzes zu einem Faktor werden können. Smarte Zähler sollen Verbrauchern in Kombination mit dynamischen Tarifen daher finanzielle Anreize bieten, Strom genau dann zu verbrauchen, wenn dieser günstig und damit auch besonders grün ist. Dieses Verhalten ist bei E-Autos unter dem Schlagwort „Netzdienliches Laden“ bekannt, wird beim Smart-Meter-Rollout aber weiter gefasst – auf den gesamten Haushalt. Nach einer im Dezember erschienenen Studie im Auftrag von Agora Energiewende sollen Haushalte bis zu 600 Euro Stromkosten im Jahr sparen können, wenn sie sich netzdienlich verhalten.
Die aktuelle Regierung will diese Potenzial heben und hat ein Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende beschlossen. Dieses sieht einen Smart-Meter-Rollout mit verbindlichen Etappenzielen bis zum Jahr 2030 vor: So sind ab 2025 intelligente Messsystemen für Haushalte mit einem Jahresverbrauch von über 6.000 kWh oder einer Photovoltaikanlage mit mehr als sieben Kilowatt installierter Leistung verpflichtend. Haushalte, die weniger verbrauchen, haben das Recht auf einen Einbau. Auch Haushalte, die weniger Strom verbrauchen, müssen kein Smart Meter installieren, haben aber das Recht darauf. Und: Spätestens ab 2025 sollen Verbraucher, die Smart-Meter nutzen, dynamischen Tarife nutzen können.
An diesem Punkt kommen wieder Octopus Energy, Rabot Charge und Tibber ins Spiel, die ihre dynamischen Tarife im Ausland teils längst anbieten. In Deutschland gibt es zwar auch für Kunden ohne Smart Meter bereits dynamische Tarife – etwa von Tibber. „Faktisch macht Tibber allerdings mit solchen Kunden Verlust, weil das Unternehmen den dynamischen Stromverbrauch gegenüber dem Netzbetreiber ausgleichen muss“, schreibt das „Handelsblatt“. Für einen nun endlich in die Gänge kommenden Smart-Meter-Ausbau könnte sprechen, dass der intelligente Stromzähler pro Jahr und Haushalt nur noch 20 Euro kostet. Vor der gesetzlichen Neuregelung waren sie noch deutlich teurer.
Arkadius Jarek, Leiter Messstellenbetrieb bei Netze BW, kommentiert die Initiative wie folgt: „Netze BW unterstützt den Wunsch der Kund:innen nach intelligenten Messsystemen und hat früh begonnen, den Rollout in enger Zusammenarbeit mit Marktpartnern voranzutreiben. Wir begrüßen die Smart Meter Initiative als weiteren wichtigen Schritt in der Zusammenarbeit, um den Massenrollout effizient und planbar weiter beschleunigen zu können und sind dafür gut vorbereitet.“
„Die enge Abstimmung mit unseren Marktpartnern und Kunden ist eine Win-Win-Situation und die Grundlage für den erfolgreichen Smart Meter-Rollout“, ergänzt Andreas Kühl, Leiter Netzvertrieb bei EWE Netz.
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