Ist- und Soll-Zustand des deutschen Lkw- und Busmarkts
Die Bundesregierung gab Anfang des Monats bekannt, dass von den 3,94 Millionen in Deutschland zugelassenen Lkw und Sattelzugmaschinen 68.921 alternativ angetrieben waren – das macht 1,75 Prozent. Differenziert wird dabei nach 68.312 Lkw oder Sattelzugmaschinen mit Batterie-elektrischem Antrieb, 92 Fahrzeugen mit Wasserstoff-Brennstoffzelle und 517 Plug-in-Hybriden. Und im Bus-Sektor? Von den 84.721 Kraftomnibussen im Bestand fahren 8.839 mit alternativem Antrieb, also 10,4 Prozent. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion hervor. Aber: Bei den Lkw verwässert die Zuteilung die Aussagekraft der Zahlen, denn in diesen sind auch kleinere und mittlere Transporter inbegriffen.
Sinnvoller ist da ein Blick auf das Portal der NOW GmbH – und zwar auf die dort veröffentlichten Diagramme der Online-Rubrik „Datenfinder“. Die den Grafiken zugrundeliegenden Statistiken hat die Agentur nach eigenen Angaben aus verschiedenen Datenquellen gesammelt. User können die Grafiken auch aktiv nutzen, indem sie verschiedene Indikatoren auswählen und miteinander vergleichen. Im Bus-Diagramm sind alle Fahrzeuge dargestellt, die „zur Beförderung von mehr als 9 Personen (einschließlich Fahrzeugführer) und ihres Reisegepäcks bestimmt“ sind. In der Lkw-Rubrik gibt es inzwischen eine Differenzierung nach „mittelschweren und schweren Lkw und Sattelzugmaschinen“ mit über 3,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse.
Mittlere und schwere BEV-Lkw machen 0,45 Prozent aus
Genau das interessiert uns: Von den 762.470 in Deutschland registrierten mittelschweren und schweren Lkw und Sattelzugmaschinen im deutschen Bestand sind demnach 756.767 Diesel-betrieben – also 99,25 Prozent. Hinzu kommen 4.086 Elektro- und 1.589 Benzin-Exemplare, ein Anteil von 0,45 bzw. 0,21 Prozent am Bestand. Die Daten stammen von Juli 2023, etliche noch durch die KsNI-Förderung unterstützten E-Lkw sind darin also noch nicht enthalten. Einen Eindruck über die Entwicklung im letzten halben Jahr gewährt ein Blick in die Neuzulassungsstatistik, die immerhin bis Oktober reicht. Demnach kamen im August 181, im September 179 und im Oktober 164 BEV-Lkw hinzu. Das entsprach einem Anteil am deutschen Neuzulassungs-Gesamtmarkt der mittleren und schweren Lkw von 1,6 bis 3,7 Prozent.
Wie die Regierung mitteilt, wurden 2023 nach der Richtlinie KsNI exakt 6.756 Batterie-elektrische Lkw und 358 Lkw mit Wasserstoffantrieb gefördert. Für 424 noch ausstehende „Bewilligungen“ sind zudem auch dieses Jahr Etatmittel reserviert. Diese Zahlen geben allerdings nur einen groben Anhaltspunkt, wie schnell diese Fahrzeuge auch auf die Straßen kommen. Anzunehmen ist ein leicht nach hinten verlagerter Effekt. Die Zahlen legen insofern nahe, dass die noch nicht in der Statistik enthaltenen Monate November und Dezember einen höheren BEV-Anteil hervorbringen dürften und dass sich dieser Trend Anfang 2024 noch fortsetzen könnte. Klar ist aber auch: Das mutmaßliche Aus der KsNI-Förderung im Zuge der jüngsten Haushalts-Sparmaßnahmen dürfte sich ebenfalls in der 2024er-Statistik widerspiegeln. Generell liegt nahe, dass die lange Unsicherheit um die Förderung für E-Lkw zu einer Kaufzurückhaltung bei Logistikern und Spediteuren geführt hat.
Doch zurück zu den Diagrammen: Grundsätzlich wird auch bei den interaktiven Grafiken der NOW die Lkw-Kategorie derart definiert, dass auch kleinere und mittlere Transporter in den Zahlen enthalten sind. Ohne den Filter „mittlere und schwere Lkw“ werden dort also – ähnlich wie in dem oben erwähnten Regierungsdokument – 3,901 Millionen Lkw im Bestand angegeben, darunter 3,667 Millionen Diesel (Anteil: 94 Prozent), 165.277 Benziner (4,2 Prozent) und 68.258 BEV (1,75 Prozent ).
Diesel-Busse fallen unter die 90-Prozent-Marke
So viel zum Straßengütertransport. Schauen wir uns die Entwicklung im Bus-Sektor an. Im Bestand gibt es Stand Sommer 2023 auf deutschen Straßen 84.721 Busse, darunter der Großteil (zwischen 50.000 und 55.000) im Öffentlichen Personennahverkehr. Der Antriebs-Mix stellt sich wie folgt dar: Diesel-Busse machen 89,8 Prozent aller Bestandsfahrzeuge aus – und rutschen damit erstmals unter die 90er-Marke. BEV-Busse liegen bei 2,6 Prozent, Benziner, Wasserstoff-Busse und Plug-in-Hybride kommen auf 0,12, auf 0,08 und auf 0,03 Prozent am Bestandsmarkt. Exemplare mit sonstigen Antriebsarten, unter denen die NOW GmbH Flüssiggas/Erdgas, bivalenten Betrieb, Vielstoff, Hybridantrieb und sonstige Kraftstoffe zusammenfasst, verbuchen kumuliert 7,38 Prozent. Die Regierung kam auf die eingangs genannten 10,4 Prozent alternativ angetriebene Busse also, indem sie mehrere von der NOW hier ausdifferenzierte Kategorien zusammengezählt hat.
Was die Neuzulassungen angeht, exemplarisch der Antriebs-Mix bei den Bus-Neufahrzeugen aus dem Dezember 2023: Diesel-Exemplare machten im Vormonat 53 Prozent der Zulassungen aus, BEV 17 Prozent, Wasserstoff-Fahrzeuge 0,3 Prozent, Plug-in-Hybride 0,2 Prozent und sonstige Busse 29 Prozent.
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Interessant ist nun der Abgleich des Status Quo mit den Zielen der Bundesregierung. Diese teilt auf Anfrage der CDU/CSU-Fraktion mit, dass sie an dem Ziel festhalte, dass „im schweren Straßengüterverkehr bis 2030 etwa ein Drittel der Fahrleistung elektrisch erbracht werden soll.“ Anreize bieten soll „unter anderem die Förderung der Beschaffung von Nutzfahrzeugen mit alternativen, klimaschonenden Antrieben, die Steuerung des Aufbaus einer mit dem Fahrzeughochlauf abgestimmten Tank- und Ladeinfrastruktur und die Schaffung eines zielgerichteten regulatorischen Umfelds, insb. Einführung einer
CO2-basierten Lkw-Maut“, wie es in dem Dokument weiter heißt.
Das große Aber: Mit Blick auf die KsNI-Förderung als zentralen Förderhebel wiederholt die Regierung stets, dass „die Ausstattung des Förderprogramms KsNI ab 2024 von dem Inhalt des noch zu verabschiedenden Haushalts 2024 abhängt.“ Daher könnten vor Abschluss des Haushaltsverfahrens 2024 keine konkreten Aussagen getroffen werden.
Verpufft der E-Bus-Förderaufruf?
Im Busbereich strebt die Ampel-Bundesregierung an, dass bis 2030
die Hälfte aller Stadtbusse in Deutschland elektrisch fahren. Dazu wurde vor wenigen Monaten ein dritter Förderaufruf des Programms „Alternative Antriebe von Bussen im Personenverkehr“ gestartet. Die CDU/CSU bemängelt jedoch, dass nach offiziellen Informationen (Stand November) im Rahmen dieses dritten Förderaufrufs lediglich 23 Verkehrsunternehmen gefördert werden können, aber bereits 140 Verkehrsunternehmen eine Absage erhalten hätten. Zudem fürchtet die Oppositionsfraktion, dass auch hier im Zuge der Haushalts-Sparmaßnahmen Kürzungen drohen.
Die Regierung verweist auch hier reflexartig auf die Etatverhandlungen. Gibt aber einige Informationen zum bisherigen Förderverlauf heraus. Die entsprechende „Richtlinie zur Förderung alternativer Antriebe von Bussen im Personenverkehr“ des BMDV gilt seit 2021 und läuft noch bis 2025. Sie hat einen Notifizierungsrahmen von 1,75 Milliarden Euro. Seit 2021 wurden darin nach Regierungsangaben vier Förderaufrufe (darunter zwei für die Fahrzeugbeschaffung) umgesetzt, womit nahezu 250 Verkehrsunternehmen unterstützt worden seien. „Es wurden bisher Bewilligungen für etwa 4.000 Busse mit alternativen Antrieben ausgesprochen, die in den nächsten Jahren auf die Straße kommen. Ein dritter Förderaufruf für die Fahrzeugbeschaffung ist derzeit in der Bearbeitung, sodass dazu noch keine Zielanzahl genannt werden kann“, heißt es in dem Papier zur Kleinen Anfrage der CDU/CSU-Fraktion. Ergänzend nennt die Regierung noch circa 1. 550 Fahrzeuge aus vorherigen Förderprogrammen – vor allem aus der Richtlinie zur Förderung der Anschaffung von Elektrobussen im ÖPNV von 2018.
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