E-Antriebe für Boote: Yamaha übernimmt Torqeedo

Der Kölner Motorenbauer Deutz hat einen Käufer für seine auf elektrische Bootsantriebe spezialisierte Tochter Torqeedo gefunden. Der japanische Hersteller Yamaha Motor übernimmt Torqeedo für einen hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag.

Bild: Torqeedo

Dass Torqeedo den Besitzer wechseln könnte, hatte sich angedeutet. Im Oktober 2023 hatte ein Deutz-Sprecher bestätigt, dass man „in Gesprächen mit mehreren Interessenten“ stehe. Deutz hatte Torqeedo 2017 übernommen – unter dem damaligen Chef Frank Hiller. Inzwischen hat Deutz einen anderen CEO und eine neue Strategie. Die Kölner wollen sich auf die Weiterentwicklung des klassischen Geschäfts vor allem mit Verbrennungsmotoren konzentrieren – die E-Motoren von Torqeedo passen da nicht mehr ins Konzept. Allerdings gab es auch Berichte über Millionen-Verluste, Qualitätsprobleme und Missmanagement.

In der Deutz-Mitteilung werden derartige Themen nicht erwähnt. Dort wird etwa der erfolgreiche Ausbau des Elektroantriebsportfolios von Deutz gelobt. „Der ursprünglich mit dem Kauf von Torqeedo angestrebte Technologietransfer ist erfolgt. Mit Blick auf Marktkenntnisse und Skalierungsmöglichkeiten gibt es für den weiteren Weg nun besser geeignete Partner für Torqeedo als Deutz. Wir sind froh, mit Yamaha einen solchen strategischen Partner gefunden zu haben,“ erklärt Deutz-CEO Sebastian C. Schulte. „Für Torqeedo ist die daraus resultierende Veränderung eine großartige Chance. Für Deutz ist es ein wichtiger Schritt, um unseren grünen Bereich neu aufzustellen. Dazu müssen wir unsere Entwicklung systematisch am Markt und an den Bedürfnissen der Kunden ausrichten.“ Besonders der letzte Satz könnte dahingehend interpretiert werden, dass die Marktnachfrage für Deutz zu klein war, um weitere Investitionen in diesem Bereich zu rechtfertigen.

Den Berichten aus dem Oktober zufolge soll Suzuki einer der Interessenten gewesen sein. Mit Yamaha ist nun ein anderer, japansicher Konzern zum Zuge gekommen, der von Motorrädern über Quads bis hin zu Bootsantrieben ein breites Portfolio hat. Zudem gibt es eine Industriesparte, die unter anderem Generatoren, Pumpen und Roboter herstellt. Yamaha Motor wurde einst als Tochter der Yamaha Corporation gegründet, aus dieser Zeit stammen auch die drei Stimmgabeln im Firmenlogo. Inzwischen hält die Yamaha Corporation nur noch fünf Prozent an Yamaha Motor.

„Mit dem neuen Eigentümer Yamaha erhält Torqeedo Zugang zu einem großen Händlernetzwerk und einem global aufgestellten Servicenetz. Gleichzeitig kann Yamaha mit Torqeedo die Antriebstransformation auf dem Wasser vorantreiben und im Bereich Produktion und Supply-Chain Synergien heben“, schreib Deutz in der Mitteilung.

Der Abschluss des Vertrags hängt noch von den üblichen behördlichen Genehmigungen ab. Ein Closing wird gegen Ende des ersten Quartals 2024 erwartet. Torqeedo hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2023 mit rund 230 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 35 Millionen Euro erzielt. 

deutz.com

2 Kommentare

zu „E-Antriebe für Boote: Yamaha übernimmt Torqeedo“
David W
22.01.2024 um 14:30
Die Qualitäts-Defizite kann ich nur bestätigen, teileweise lausige und laienhafte Konstruktion und Materialauswahl und man bekommt nach nur 5 Jahren für relevante Komponenten nicht einmal mehr Service bzw. Ersatzteile (für einen Motor der 10.000€ gekostet hat!). Das spricht sich eben rum und nachhaltig ist es leider auch nicht...Mir als Ingenieur tut das wirklich in der Seele weh weil man so eine gute Sache und Idee ziemlich schlecht aussehen lässt. Und ganz ehrlich wundert es da nicht wenn die Leute nur noch Made In China Kaufen, da wird man mittlerweile eher positiv überrascht. Hoffe die neue Muttergesellschaft hat da ein grundlegend anderes Verständnis von Nachhaltigkeit und Kundenservice.
Ex-Torqeedo-Kunde
22.01.2024 um 21:04
Kann mich dem ersten Kommentar hinsichtlich der technischen Einschätzung nur anschließen. Die Ende 2023 publizierten Probleme mit den neuen Cruise-Motoren legen nahe, dass man es bei Torqeedo in 18 Jahren nicht gelernt hat, durchgehend zuverlässige Antriebe ins Wasser zu bringen. Meine ähnlich gearteten Erfahrungen mit Torqeedo liegen ein paar Jahre zurück, bestanden darin, dass nach Ablauf der Garantie bei zwei verschiedenen Fehlern eine Reparatur angeblich nicht möglich war. Weder beim autorisierten Service, noch bei Torqeedo direkt. Es ist eben deutlich attraktiver, ein komplettes Neuteil verkaufen zu können, als eine Reparatur an Technik aus eigentlich prima Grundkomponenten, die aber reparaturfeindlich und ausfallträchtig zusammengebaut wurden, zu vertretbaren Kosten durchzuführen. Das ist ökologisch nicht nachhaltig, nur der Versuch, den Kunden nachhaltig zu schröpfen. Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit erscheint bei Torqeedo in jeder Hinsicht immens groß. Spannend, wie sich nun die Führung durch Yamaha auswirken wird. Es heißt ja, in Japan ist der Kunde Gott, da wird Torqeedo wohl eine 180°-Wende hinlegen müssen... Ich werde das interessiert aus der Ferne betrachten. denn neben meinen negativen Erlebnissen im Defektfall hat der Torqeedo bei der Funktion sein Leistungsversprechen auch bei weitem nicht erfüllt. Mein Bedarf an "Markenerlebnis", wie es jetzt so schön heißt, ist hinsichtlich Torqeedo deshalb ein für allemal gedeckt. Spannend zur Ergänzung der Pressemeldung ist, z.B. im letzten Geschäftsbericht Q3/2023 von Deutz nicht nur vom Umsatz, sondern auch über das Betriebsergebnis (EBIT) von Torqeedo (Hauptkomponente vom Segment Green), zu lesen.

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