Formel E: Weltmeister Dennis und Cassidy siegen in Diriyah

Die Gewinner der beiden Formel-E-Rennen in Diriyah (Saudi-Arabien) heißen Jake Dennis und Nick Cassidy. Der nach dem Saisonauftakt WM-führende Porsche-Werksfahrer Pascal Wehrlein kam in Saudi-Arabien nicht aufs Podium und verlor die Spitzenposition somit an Jaguar-Pilot Cassidy.

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Bild: Formel E

Nach dem Sieg von Porsche-Pilot Pascal Wehrlein beim Auftaktrennen der neuen Formel-E-Saison in Mexiko sicherte sich beim zweiten Saisonrennen der aktuelle Weltmeister Jake Dennis (Andretti-Porsche) den ersten Platz vor Jean-Eric Vergne (DS-Penske) und Nick Cassidy (Jaguar). Jaguar-Neuzugang Cassidy (im Vorjahr noch im Kunden-Jaguar bei Envision unterwegs) war bereits beim Saisonauftakt als Dritter ins Ziel gekommen.

Der zweite Saisonlauf am Freitagabend stand aber ganz im Zeichen des Weltmeisters aus Großbritannien: In Mexiko hatte Jake Dennis noch seine Probleme, nachdem er wegen eines Fehlers in der Qualifikation nur von Startplatz 14 ins Rennen gehen konnte. Auf dem Kurs in Diriyah, auf dem das Überholen aufgrund der Streckenführung nicht einfach ist, qualifizierte sich Dennis auf Platz 3 hinter Jean-Eric Vergne im DS und Mitch Evans im Jaguar. Dank geschickt eingesetzter Attack Modes konnte Dennis im Kunden-Porsche die Führung übernehmen – und gab sie bis zum Zieleinlauf nicht mehr ab. Dem Briten konnte am Freitagabend ohnehin niemand folgen: Mit 13,3 Sekunden hatte Dennis im Ziel den zweitgrößten Vorsprung in der Geschichte der Formel E.

Dahinter ging es aber Formel-E-typisch knapp zu: Zwischen Vergne auf Platz 2 und Wehrlein auf Platz 8 lagen nur rund drei Sekunden. Der große Verlierer der Spitzengruppe war der auf Platz 2 gestartete Evans: Der Jaguar-Pilot setzte in der letzten Runde auf Platz 3 liegend zu einem gewagten Überholmanöver gegen Vergne an. Der Neuseeländer kam zwar an dem Franzosen vorbei, bekam aber die Kurve nicht mehr. Nach einer kurzen Fahrt durch die Auslaufzone musste sich Evans als Fünfter einreihen.

Der zweite Lauf des Diriyah E-Prix am Samstag war in keinerlei Hinsicht eine Kopie des Freitag-Rennens. Dazu hat auch der besondere Qualifiying-Modus der Formel E mit einem KO-System für die Top-8 beigetragen. Die Strecke in Diriyah ist aufgrund von Sand und Staub zu Beginn des Rennwochenendes meist sehr rutschig, weshalb sich die Bedingungen quasi mit jeder gefahrenen Runde verbessern. Auf die neuen Bedingungen am Samstag mit mehr Grip nach dem ersten Rennen hatte sich das Nissan-Team mit am besten eingestellt: Nach den Startplätzen 14 und 15 am Freitag erreichten am Samstag beide Fahrer die KO-Phase der Top-8, Oliver Rowland holte sogar die Pole Position.

Das Rennen selbst gewann aber Nick Cassidy (Jaguar) vor Robin Frijns (Envsion-Jaguar) – Oliver Rowland im Nissan wurde immerhin Dritter, was den ersten Podestplatz für das Team seit langer Zeit bedeutet hat.

Der dritte Saisonlauf war wieder von dem taktisch klugen Einsatz des Attack Modes geprägt. Der Attack Mode bedeutet eine zeitlich begrenzte Zusatzleistung von 50 kW, also in der Spitze bis zu 350 kW statt der sonst im Rennen erlaubten 300 kW. Aktiviert wird diese Zusatzleistung durch das Überfahren einer speziell markierten Zone auf der Strecke, ganz ähnlich zu bekannten Konsolen-Spielen. Beim Samstagsrennen gab es beim ersten Überfahren der Aktivierungszone – was aufgrund des Umwegs rund zwei Sekunden Zeitverlust bedeutet – den Boost für zwei Minuten, beim zweiten Mal für ganze sechs Minuten. Da das Überholen auf der Strecke in Diriyah (mit den 300 kW Standard-Leistung) wie erwähnt sehr schwierig ist, kam dem Attack Mode eine besondere Bedeutung zu: Hat man nach dem Aktivieren freie Fahrt und kann die Zusatzleistung voll nutzen? Oder fällt man durch den Zeitverlust beim Aktivieren hinter einen Gegner zurück und muss diesen erst einmal wieder überholen? Oder aktiviert auch der Fahrer, den ich angreifen will, die Zusatz-Leistung, um sich gegen meine Attacke verteidigen zu können?

Mit zwei passend gewählten Attack Modes konnte sich Cassidy gegen die Konkurrenz behaupten und fuhr seinen ersten Sieg für das Jaguar-Werksteam ein. Sein Auftritt war mit 1,2 Sekunden Vorsprung zwar deutlich weniger dominant als jener von Weltmeister Dennis am Freitag, dafür stand der Neuseeländer in bisher allen drei Saisonrennen auf dem Podium. Freitagssieger Dennis hingegen kam am Samstag (nach Startplatz 14) nur als Zwölfter ins Ziel und blieb somit punktelos.

Porsche kann nicht an Mexiko-Ergebnis anknüpfen

Mexiko-Sieger Wehrlein konnte zwar in beiden Rennen in Saudi-Arabien punkten, mit den Plätzen 8 und 7 gab es aber in Summe nur zehn Zähler für den Deutschen. Vor allem in der Qualifikation hatten sowohl Wehrlein als auch sein Teamkollege Felix Antonio da Costa Probleme, auf eine Runde das Tempo der Konkurrenz mitzugehen. Im Samstagsrennen konnte sich Wehrlein immerhin von Startplatz 10 bis auf Rang 7 vorkämpfen, da Costa von Startplatz 21 auf Platz 14. Angesichts der raren Überholmanöver zwar eine starke Leistung, andererseits dürfte Porsche nicht mit den Startplätzen 10 und 21 gerechnet haben.

Der zweite deutsche Fahrer im Feld, Maximilian Günther im Maserati, konnte in Saudi-Arabien wie Wehrlein in beiden Rennen punkten. Er kam als Siebter und Neunter ins Ziel, was acht Punkte an dem Rennwochenende macht.

Mit dem überlegenen Sieg von Dennis am Freitag hat Porsche gezeigt, dass der 99X Electric zu den schnellsten Autos im Feld 2024 gehört. Bei zwei von drei Saisonrennen ist ein Porsche als Erster über die Ziellinie gefahren. Wie im Vorjahr mischt aber auch der Jaguar ganz vorne mit – und das 2024 mit einer bisher hohen Konstanz und zwei starken Fahrern. In Saudi-Arabien waren aber auch die Fahrzeuge mit Stellantis-Antrieben (DS und Maserati) sowie die Nissan-Teams (Nissan-Werksteam und McLaren) konstant vorne mit dabei. Das lässt mit viel Spannung auf das Formel-E-Rennen in Brasilien am 16. März blicken!

Cassidy übernimmt durch seinen dritten und ersten Platz in Saudi-Arabien mit 57 Punkten die Führung in der Fahrerwertung von Pascal Wehrlein (38 Punkte) und sichert Jaguar mit 78 Zählern Platz eins in der Teamwertung.

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