Volvo stellt Polestar-Beteiligung in Frage
Wie Volvo Cars im Rahmen der Bekanntgabe seiner Geschäftszahlen für 2023 mitteilt, wird man kein frisches Kapital mehr für Polestar bereitstellen und prüft „eine Anpassung seiner Beteiligung“ am E-Auto-Hersteller. Dies beinhalte die Möglichkeit, Anteile an Aktionäre von Volvo Cars abzugeben. Der Fokus von Volvo Cars liege „auf der Entwicklung und Konzentration seiner Ressourcen auf die eigene ehrgeizige Reise“.
Die chinesische Konzernmutter Geely soll über ihren schwedischen Ableger ihren Einfluss auf Polestar deutlich ausbauen. Volvo Cars will zwar kein frisches Kapital mehr für Polestar nachschießen, wird aber die Rückzahlungsfrist für ein bestehendes Darlehen um 18 Monate bis Ende 2028 verlängern.
Offiziell heißt es in der Mitteilung der Schweden, Polestar trete „mit einem gestärkten Geschäftsplan in eine spannende Phase ein“ und sei für zukünftiges Wachstum gerüstet. Tatsächlich hat Polestar seine Ziele für 2023 bekanntlich verpasst und in der Folge die Führungsmannschaft umgebaut sowie 15 Prozent der Belegschaft entlassen.
Polestar war lange Zeit eine private Firma, die auf das Tuning von Volvo-Modellen spezialisiert war. Später hat der Hersteller die Marke übernommen und Polestar als Label für seine sportlichsten Fahrzeuge genutzt. Mit dem Wechsel auf eine Strategie mit Nachhaltigkeitsfokus wurde Polestar als Performance-Label eingestampft und als Joint Venture mit der eigenen Mutter Geely neu aufgelegt – als E-Auto-Marke. In der Folge hatte sich Volvo Cars auch an weiteren Finanzierungsrunden von Polestar mit Millionenbeträgen beteiligt.
Die finanziellen Verflechtungen sollen nun mit dem Beschluss in der Göteborger Volvo-Zentrale gelöst werden, weitere Beteiligungen wird es also nicht geben. Die operative Zusammenarbeit von Volvo Cars und Polestar in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Fertigung und Vertrieb soll jedoch fortgesetzt werden – da diese „weiterhin beiden Unternehmen zugute“ komme.
Mit dem Fokus auf die eigene Entwicklung meint Volvo übrigens umfassende Investitionen bis 2025, „den technischen Grundstein für den zukünftigen Erfolg legen“. Dabei soll es um eine „fortschrittliche Produktionsanlage“ gehen, aber auch Bereiche wie die Elektrifizierung, Software, Core-Computing-Architekturen, fortschrittliche Konnektivität, Datenerfassung und -analyse, Mega-Casting, einen E-Motor der nächsten Generation und weiterentwickelte Batterietechnologie. „Dies wird einen vorübergehenden Anstieg des Investitionsniveaus bedeuten, doch diese strategisch wichtigen Investitionen werden zu erheblichen Kosteneinsparungen bei der nächsten Generation vollelektrischer Autos von Volvo Cars führen. Sie legen den Grundstein für weiteres profitables Wachstum und höhere EV-Margen“, heißt es in der Mitteilung.
Die Lücke zwischen den Margen von Verbrennern und Elektroautos soll aber nicht erst mit den kommenden Modellen verkleinert werden, sondern schon mit den aktuellen. „Der EX30 soll Bruttomargen von 15 bis 20 Prozent liefern und das Unternehmen diesem Ziel näher bringen. Volvo Cars geht außerdem davon aus, dass der kommende EX90 und der EM90 dazu beitragen werden, die Lücke zwischen den Margen von Elektrofahrzeugen und Verbrennungsmotoren zu schließen“, so die Schweden. 2024 werde man sich auf den Produktionshochlauf beim EX30 und den Produktionsbeginn des EX90 im ersten Halbjahr konzentrieren.
2023 hat Volvo 113.419 E-Autos verkauft, was einem Anstieg von 70 Prozent gegenüber 2022 entspricht und 16 Prozent seines gesamten weltweiten Verkaufsvolumens ausmachte. Über alle Antriebsarten hinweg waren es 708.716 neue Volvos, was ein Rekord für die Schweden ist. Der Umsatz stieg um 21 Prozent auf 399,3 Milliarden Schwedische Kronen (35,3 Milliarden Euro), der Betriebsgewinn (ohne Joint Ventures und assoziierte Unternehmen) stieg um 43 Prozent auf 25,6 Milliarden Kronen, umgerechnet 2,26 Milliarden Euro.
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