Fraunhofer-Institut arbeitet an Wasserstoff-Motorrad
Das Wasserstoff-Bike soll als „Inspiration für die Mobilität der Zukunft“ dienen, heißt es in einer Mitteilung des am Projekt beteiligten Fraunhofer IWU in Chemnitz. Es könnte nach Vorstellung des Konsortiums für innerstädtische Lieferdienste und Paketzusteller interessant sein. Der Vorteil gegenüber Batterie-elektrischen Lösungen liege in der höheren Reichweite bei gleichzeitig kürzeren Tankzeiten.
Bei Batterie-elektrischen Motorrädern, wie sie heute bereits auf dem Markt angeboten werden, sind (neben den Anschaffungskosten) oft die gerade genannten Faktoren Reichweite und Ladezeiten ein Nachteil. Eine größere Batterie wird mit der Energiedichte heutiger Zellen schnell zu groß und zu schwer.
Das Gewicht ist für die Entwickler des Hydrocycles wohl weniger die Herausforderung, wohl aber der Bauraum: „Wenn 1 Kilogramm Wasserstoff beim PKW (rund) 100 Kilometer Reichweite erlaubt, findet ein H2-Tank für den elektrischen Antrieb auch im begrenzten Bauraum eines Motorrads Platz. Wesentlich anspruchsvoller ist es, in der Rahmenkonstruktion ein komplettes Brennstoffzellensystem unterzubringen, das ‚an Bord‘ für die Umwandlung des Wasserstoffs in elektrische Energie benötigt wird“, heißt es in der Mitteilung.
Die Aufgabenteilung in dem deutsch-tschechischen Projekt ist klar definiert: Die deutschen Projektpartner konzentrieren sich auf den Antriebsstrang. Die Firma WätaS Wärmetauscher Sachsen GmbH entwickelt eine neue Generation Brennstoffzellenstack als Basis für den Antriebsstrang; das Fraunhofer IWU unterstützt mit der Referenzfabrik.H2 die Entwicklung neuer Fertigungstechnologien und die Verbesserung der Stack-Funktionalitäten. Das Chemnitzer Forschungsinstitut ist außerdem für die Dimensionierung des Systems und das Packaging verantwortlich. Auch für eine reibungslose Schnittstelle zwischen Fahrzeug- sowie Brennstoffzellensystementwicklung ist das IWU zuständig.
Aus Tschechien sind das Unternehmen 1to1design, die Czech Technical University (ČVUT, Prag) und ÚJV Řež (Husinec) beteiligt. Die ČVUT verfügt bereits über langjährige Erfahrung im Bau von Motorrädern mit alternativen Antrieben, wie es in der Fraunhofer-Mitteilung heißt.
Nur: Welche Leistungsdaten und welche Reichweite die Forscher bei der Entwicklung des Hydrocycles anpeilen, wird in der Mitteilung nicht angegeben. Schon in Pkw hat sich die Brennstoffzelle bisher nicht durchgesetzt, weil die Komponenten teuer sind und das Gesamtsystem viel Platz benötigt. In schweren Nutzfahrzeugen, wo der Bauraum weniger das Problem ist, sehen einige Hersteller lohnenswerte Anwendungsfälle für Brennstoffzellen-elektrische Antriebe – aber auch nicht alle. Wie weit ein BZ-System herunterskaliert werden muss, um in den beschränkten Bauraum eines Motorradrahmens zu passen, ist offen.
Auch der mögliche Preis eines solchen Fahrzeugs spielt bei dem Forschungsprojekt und der Entwicklung eines fahrfähigen Demonstrators nur eine untergeordnete Rolle. Die in der Mitteilung erwähnten Zielgruppen der Lieferdienste und Paketzusteller sind jedoch stark auf die Kosten fokussiert – deutlich stärker als mögliche Privatkunden, die für ihr Motorrad-Hobby womöglich etwas mehr Geld ausgeben würden.
Das Projekt wird von der EU und dem Bundesland Sachsen finanziert. Die Höhe der Fördergelder wird aber nicht angegeben.
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