Audi könnte Produktion des Q8 e-tron aus Europa abziehen

Mexiko und China statt Belgien: Der neue Audi-Chef Gernot Döllner will bei dem Premium-Hersteller laut einem Medienbericht zahlreiche Strukturen umbauen und auch Personal wechseln. Das soll auch Folgen für die eigentlich festgezurrte Belegung der Werke haben – konkret für das große E-SUV Q8 e-tron. (Update am Artikelende)

Bild: Audi

Bei diesem Modell handelt es sich um jenes Fahrzeug, mit dem Audi unter der Bezeichnung e-tron quattro ernsthaft in die Elektromobilität eingestiegen ist. Mit dem Facelift 2022 wurde das Modell bereits in Q8 e-tron umbenannt. Unter Döllners Vorgänger Markus Duesmann wurde für 2026 bereits ein Nachfolger angekündigt, der dann wohl auf der Konzern-Plattform PPE basieren soll. Duesmann hatte geplant, dass auch die zweite Q8-e-tron-Generation aus dem Werk Foret nahe der belgischen Hauptstadt Brüssel kommen soll.

Wie die „Automobilwoche“ nun berichtet, soll Döllner nach rund fünf Monaten als Audi-Chef seine Strategie durchsetzen, das Unternehmen schlanker und effizienter aufzustellen. Audi solle „zu einer prozess- und softwareorientierten Organisation“ werden, heißt es in dem Bericht. Und dabei geht es eben auch um eine effiziente Belegung der Werke. Mit der aktuellen Q8-e-tron-Generation, die im Kern technisch schon etwas in die Jahre gekommen ist, wird das Werk in Brüssel nicht ausgelastet. Und Pläne für eine Überlaufproduktion des MEB-Modells Q4 e-tron aus Zwickau wurden bereits massiv gestutzt, da Zwickau die Nachfrage alleine bedienen kann – und es quasi keinen Überlauf gibt. Laut dem Bericht sollen die Pläne sogar komplett auf Eis gelegt worden sein.

Und offenbar traut Audi auch der geplanten PPE-Nachfolgegeneration des Q8 e-tron nicht zu, das belgische Werk auszulasten – oder die Produktionskosten in Foret sind so hoch, dass eine Fertigung im Ausland immer noch günstiger wäre als im vollausgelasteten Werk in Belgien. Wie es in dem Artikel ohne genaue Quellenangabe heißt, soll es Audi-intern Diskussionen geben, den Q8 e-tron künftig in Mexiko zu bauen.

Der genaue Standort steht demnach aber noch nicht fest, auch ein Zeitraum wird nicht genannt. Audi betreibt in Mexiko ein eigenes Werk, in San José Chiapa wird der Q5 (samt Plug-in-Hybrid) gebaut – der Q5 basiert wie der aktuelle Q8 e-tron auf dem Baukasten MLB evo. Mit dem Generationswechsel auf die zweite Generation des Q8 e-tron würde das Modell aber auf die PPE wechseln, die vermeintliche Plattform-Synergie muss also nicht eintreten.

Rund 60 Kilometer entfernt liegt das VW-Werk Puebla. Da Audi bei der Q5-Produktion offenbar besser ausgelastet ist als das nahegelegene VW-Werk, gibt es Überlegungen, den Q8 künftig in Puebla zu bauen – für Nordamerika und Europa. Für den chinesischen Markt soll das Modell in Changchun gebaut werden, so der Bericht.

Auch wenn Ex-CEO Duesmann die Q8-Produktion in Brüssel ab 2026 bei einer Betriebsversammlung vor der Belegschaft bereits verkündet hatte, steht dieser Plan tatsächlich auf der Kippe. Ein Audi-Sprecher erklärte auf Nachfrage: „Wir arbeiten in enger Zusammenarbeit mit dem Volkswagen-Konzern kontinuierlich an einer optimalen Werksbelegung für unser weltweites Produktionsnetzwerk. Eine Folgebelegung für Brüssel wird derzeit diskutiert.“

Sicher ist die Zukunft des Q8 e-tron in Brüssel also nicht, es ist aber auch noch keine Entscheidung gefallen. Denn an einem Abzug des Q8-Projekts in ein anderes Werk hängt deutlich mehr als nur eine Modellverschiebung: Da der Q4 e-tron wohl auch in Zukunft größtenteils aus Zwickau kommt, stünde das Werk Brüssel ganz ohne Modell da, eine andere Baureihe ist derzeit nicht absehbar. Somit stünde wohl die Zukunft des Werks an sich zur Debatte.

Update 23.02.2024: Audi will die Produktion des nächsten Q8 e-tron aus Europa abziehen und nach Mexiko verlagern. „Wir werden den Q8 e-tron-Nachfolger ab 2027 in Mexiko bauen. Das haben wir schon entschieden“, sagte Audi-Produktionsvorstand Gerd Walker bei einer Veranstaltung. Bei der finalen Werksbelegung wird aber auch die Planungsrunde des Konzerns noch ein Wort mitreden. Was Walker zur Zukunft des Werks Brüssel gesagt hat, können Sie hier nachlesen.

automobilwoche.de

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