EU-Partner testen umfassende Verkehrslösungen für klimafreundlichere Städte
Das EU-Forschungsprojekt ist im Gegensatz zu vielen anderen Förderprojekten recht langlebig, nämlich auf fünf Jahre angelegt. Der Kick-off erfolgte im Januar. Die Projektbeteiligten wollen unter Rückgriff auf Elektrifizierungs-, Automatisierungs- und Konnektivitätssysteme zum Wandel des städtischen Verkehrssektors beitragen. Sieben europäische Städte bilden dabei den Kern des Projekts – die meisten haben sich im Rahmen der „112 Mission Cities“ dazu verpflichtet, bereits 2030 und nicht erst 2050 klimaneutral zu werden. Es handelt sich also bereits um Kommunen, die dem Wandel gegenüber sehr aufgeschlossen sind.
Das Projektteam bezeichnet den Verkehr als ein Schlüsselaspekt auf dem Weg zur städtischen Klimaneutralität, denn „er ist der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen und macht über 30 % des gesamten Energieverbrauchs aus“, heißt es in einer begleitenden Mitteilung. Das Projekt soll den Europäischen Green Deal stützen, der darauf abzielt, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen.
Die sieben erwähnten Städte des „Mobilities For EU“-Projekts sind in Vorreiter- und Replikationsstädte unterteilt. Madrid und Dresden bilden das Vorreiter-Duo und sollen die Wirksamkeit von 27 innovativen Mobilitätslösungen in elf Pilotaktionen demonstrieren. „Die 27 Lösungen betreffen Innovationen sowohl bei den Fahrzeugen, als auch bei der übergreifenden Infrastruktur. Beispiele sind autonome mittelgroße E-Busse für die Beförderung von etwa 20 Personen oder die Entwicklung eines dezentralen Datenökosystems für die souveräne Mobilität zum automatisierten Fahren“, teilen die Projektbeteiligten mit. Die Demonstration umfasse eine Entwurfsphase, die Einführung der Lösungen und ihre Bewertung.
Die fünf Replikationsstädte sind das griechische Ioannina, das slowakische Trenčin, das finnische Espoo, das polnische Gdansk sowie Sarajevo in Bosnien und Herzegowina. Dieses Quintett beabsichtigt, die Prozesse der Vorreiterstädte zu replizieren und ihre eigenen Anpassungen der getesteten Lösungen zu entwickeln. Denn: „Die Umsetzung neuer Lösungen für die urbane Mobilität kann nur dann wirksam sein, wenn sie den Bedürfnissen der Stadtbewohner und anderer lokaler Akteure entsprechen.“
Zur Individualisierung werden in allen sieben Projektstädten sogenannte Urban Transport Labs („UT-Labs“) eingerichtet, die die lokalen Akteure einbeziehen und in alle Projektphasen eingebunden sind, „insbesondere in die Mitgestaltung von Pilotaktivitäten und in die Planung von Up-Scaling- und Replikationsaktivitäten nach der Projektlaufzeit“, wie es heißt.
Projektkoordinatorin Julia Vicente Gómez betont, dass die große Stärke des Vorhabens sein ganzheitlicher Ansatz sei. „Die Demonstration von 27 innovativen Lösungen für die urbane Mobilität sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr sowie die Auseinandersetzung mit dem großen Bereich der Mobilitätsinfrastruktur wird allen, die im Bereich der elektrischen, automatisierten und vernetzten Mobilität arbeiten, entscheidende Erkenntnisse liefern.“ Ein Schlüsselelement sei für sie die Einrichtung von lokalen Urban Transport Labs. „Durch die Labs sammeln wir die unterschiedlichsten Perspektiven über Sektoren und Berufe hinweg. Letztendlich können wir Klimaneutralität in unseren Städten nur erreichen, wenn wir zusammenarbeiten, Silos aufbrechen und Innovationen entwickeln, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Städte orientieren.“
Das Projektkonsortium setzt sich aus 29 Institutionen aus neun europäischen Ländern zusammen und bringt Wissenschaft, Industrie und öffentlichen Sektor zusammen. Finanziert wird das Projekt im Rahmen von Horizon Europe in Zusammenarbeit mit den beiden europäischen Partnerschaften CCAM und 2ZERO.
0 Kommentare