Deutschlandnetz: Fastned, E.ON, TotalEnergies und Autostrom gewinnen Autobahnlose
Bis zum Jahr 2026 sollen die vier Betreiber bzw. drei Einzel-Betreiber und die Bietergemeinschaft die Ladepunkte errichtet haben, so die Autobahn GmbH. Ausgeschrieben waren insgesamt sechs bundesweite Lose, die jeweils 32 bis 34 Standorte enthalten. Jeder Standort umfasst 4, 6 oder 8 Schnelladepunkte – so sollen in Summe jene rund 1.000 HPC-Punkte entstehen.
In der Mitteilung zur Vergabe der Lose gibt die Autobahn GmbH aber nur an, an welche vier Bieter Zuschläge vergeben wurden. Bei sechs ausgeschriebenen Losen ist aber klar, dass einige Bieter mehr als ein Los gewonnen haben. Wer das ist, wird in der Mitteilung aber nicht verkündet. Fastned hat in einer eigenen Mitteilung angegeben, den Zuschlag für eines der Lose erhalten zu haben. „Die 34 neuen Standorte befinden sich hauptsächlich in der nördlichen Hälfte Deutschlands, sodass das Unternehmen sein Netz dort ausbauen kann“, heißt es dort. An jenen Standorten werden 400-kW-Ladesäulen aufgebaut.
Das Konsortium Autostrom spricht in einer eigenen Mitteilung nur von „mehreren Losen“ für die man den Zuschlag erhalten habe. Dort ist von „mehr als 300 Ladepunkten“ die Rede, was auf zwei Lose schließen lässt. Führende Konsortialpartner des Autostrom-Konsortiums sind das auf Bau, Immobilien und Infrastruktur spezialisierte Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen Drees & Sommer, die Enercity AG aus Hannover sowie der Ladepark- und Tankstellenbetreiber Q1 Energie AG mit Sitz in Osnabrück. Mitglieder des Konsortiums sind außerdem die Pohl-Gruppe, die Kölner RheinEnergie AG (die mit der TankE GmbH über eine Ladeinfrastruktur-Tochter verfügt), die SWN Stadtwerke Neumünster GmbH sowie der Ladeinfrastruktur-Dienstleister Westfalen Weser Ladeservice GmbH aus Paderborn.
Innerhalb des Autostrom-Konsortiums – welches sich selbst als „Konsortium Autostrom“ bezeichnet, von der Autobahn GmbH aber „Bietergemeinschaft Autostrom Nord“ genannt wird – wird Enercity die Inbetriebnahme der neuen Ladepunkte von Autostrom koordinieren und auch die 400-kW-Säulen bereitstellen. Drees & Sommer bringt seine Erfahrung bei der Planung und Errichtung ein. Q1 Energie stellt seine umfangreiche Erfahrung in der Abrechnung und im Betrieb dezentraler Versorgungsinfrastrukturen zur Verfügung.
Klar ist: Mit der Erteilung der Zuschläge ist jetzt auch der zweite Teil des Ausschreibungsprozesses für das Deutschlandnetz abgeschlossen. Die Zuschläge für den ersten Teil – die sogenannten Regionallose – wurden bereits im September 2023 vergeben. Bereits damals hatten sich E.ON, Fastned und TotalEnergies beteiligt – Fastned hatte die Zuschläge für zwei Lose erhalten, E.ON und TotalEnergies jeweils für drei. Fastned ist mit dem kurz vor Weihnachten eröffneten Ladepark in Düren übrigens bis heute das einzige Unternehmen, das einen Deutschlandnetz-Standort in Betrieb genommen hat.
Autobahnlose waren lange Zeit umstritten
Während bei den Regionallosen nur ein „Suchraum“ ausgeschrieben wurde, in dem der Betreiber selbst eine geeignete Fläche für den Ladepark finden muss, ging es bei den Autobahnlosen um konkrete Standorte – schließlich ist der Bund über die Autobahn GmbH dort bereits Eigentümer der Flächen. Für den Bund waren die Lose auch eine Art Win-Win-Situation, da nicht nur dringend benötigte Ladepunkte entlang der Autobahn entstehen, sondern auch die unbewirtschafteten Rastplätze aufgewertet werden. Oftmals sind diese Standorte nur mit einem unbeheizten Toilettenhäuschen ausgestattet, in der Regel ist die gesamte Parkfläche nicht beleuchtet. Die Standorte verfügen daher nicht über einen ausreichenden Stromanschluss für vier bis acht Schnellladepunkte, weshalb der Netzanschluss erst noch gebaut werden muss. All das hatte im Vorfeld der Ausschreibung zu Kritik an dem Vorhaben geführt.
Linda Boll, Country-Managerin von Fastned Deutschland, ist zwar mit dem Zuschlag glücklich und freut sich, dass Fastned erstmals direkt an deutschen Autobahnen Schnellladeparks bauen wird. Zugleich sieht sie aber auch Verbesserungspotenzial bei den Plänen der Ausschreibung: „Es ist bisher nicht vorgesehen, Gastronomie und Shops an den Rastplätzen zu errichten oder die sanitären Anlagen aufzuwerten, was die Attraktivität der Standorte deutlich erhöhen würde. Unserer Meinung nach kann nur mit einem umfänglichen und zeitgemäßen Angebot am Ladestandort ein wirklicher Wettbewerb entstehen. Wir hoffen, hierzu mit der Autobahn GmbH und dem Bundesministerium ins Gespräch zu kommen und dadurch unseren Kund:innen letztendlich das bestmögliche Ladeerlebnis bieten zu können.“
Von derartigen Details, die am Ende aber über die Attraktivität der mit Steuergeldern geförderten Ladeparks auf den unbewirtschafteten Rastplätzen entscheiden, ist in der Mitteilung der Autobahn GmbH nichts zu lesen. Dort heißt es etwa allgemein: „Die Autobahn GmbH sorgt dafür, dass alle Anforderungen hinsichtlich der Ladeleistung, der Anzahl der Ladepunkte, der Zugänglichkeit, des Bezahlsystems und der Verfügbarkeit umgesetzt werden. Das schafft Vertrauen in die Zukunft der Elektromobilität.“
Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing äußert sich positiv. „Individuelle Mobilität ist ein hohes Gut in einer freien Gesellschaft. Deshalb freut es mich sehr, dass das Deutschlandnetz jetzt um Schnellladepunkte im bundesweiten Autobahnnetz erweitert wird“, so der FDP-Politiker. „Damit wächst das Angebot für die Nutzerinnen und Nutzer und das Ladenetz an Autobahnen wird spürbar dichter. Unser Ziel ist, dass bundesweit der nächste Schnellladestandort in wenigen Minuten erreichbar ist.“
Michael Güntner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH, ergänzt: „Um lange Strecken mit dem E-Auto zu bewältigen, müssen die Fahrerinnen und Fahrer verlässlich aufladen können. Dazu möchten wir unseren Beitrag leisten und dabei helfen, Reisen entlang der Autobahnen ohne Reichweitenangst anzutreten. Zudem unterstreicht die Autobahn GmbH damit ihr Engagement für eine nachhaltige und umweltfreundliche Mobilität auf den Bundesautobahnen.“
Laut Burkhard Seizer, Gesamtprojektleiter von Autostrom und Senior Manager bei Drees & Sommer, konnte das Konsortium vor allem mit der Erfahrung seiner Mitglieder punkten: „Wir decken das gesamte Spektrum ab, wenn es um die Planung, Errichtung und den Betrieb von Schnellladeparks geht. Wir haben uns intensiv vorbereitet und sind startklar. Wir freuen uns daher, dass der Bund unserer langjährigen Expertise vertraut und Autostrom den Zuschlag für mehrere Lose gegeben hat.“
autobahn.de (PDF), fastnedcharging.com, dreso.com (Autostrom)
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