Verkehrsministerium setzt Wasserstoff-Neuförderung aus

Wenige Tage nach dem Rauswurf von Abteilungsleiter Klaus Bonhoff stoppt das Bundesverkehrsministerium nach Medieninformationen komplett die Bewilligung von Wasserstoff-Förderungen. Außerdem soll es im Zuge der Wasserstoff-Affäre im Verkehrsministerium einen weiteren Verdachtsfall geben.

Bild: BMDV

Das Bundesministerium für Digitalisierung und Verkehr (BMDV) wird einem „Spiegel“-Bericht zufolge vorerst keine Gelder für Wasserstoffförderung mehr bewilligen. Das meldet das Nachrichtenportal unter Berufung auf ein internes Schreiben von Staatssekretär Stefan Schnorr. Bis auf Weiteres dürften auch keine Verträge zu diesem Thema eingegangen werden, heißt es.

Der nun offenbar erfolgte Förderstopp ist eine Reaktion auf den Vetternwirtschaft-Verdacht im Ministerium. Vor einer Woche gab es erste personelle Konsequenzen: Klaus Bonhoff, Leiter der Grundsatzabteilung, wurde mit sofortiger Wirkung entlassen und Adam Mutwil, Leiter des Referats für Wasserstoff und Brennstoffzellen, versetzt. Als Begründung gab eine Sprecherin des Ministeriums vergangene Woche einen Vertrauensentzug des Ministers an.

Hauptgegenstand der Lobby-Affäre ist eine Vergabe von Fördermitteln in Höhe von rund 1,5 Mio. Euro für das Innovationscluster HyMobility an den Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV). Mit dem Geld sollte eine Kommunikationsplattform für Wasserstoff-Mobilität unterstützt werden. Klaus Bonhoff, der lange Jahre die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) geleitet hat und noch unter dem Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ins BMDV berufen wurde, gilt in der Branche als Verfechter eben jener Technologie.

Der Vorwurf – zuletzt auch im Spiegel ausführlich beschrieben: Als Abteilungsleiter soll sich Klaus Bonhoff Ende 2021 für die Förderung und den möglichst kurzfristigen Förderbescheid starkgemacht haben. Pikant: Den Antrag eingereicht hat DWV-Chef Werner Diwald – ein persönlicher Freund von Klaus Bonhoff. Man kennt sich seit Jahren, beruflich wie privat. Mails zwischen den beiden, die zuletzt im Spiegel öffentlich wurden, belegen, wie sich der zur Neutralität verpflichtete Abteilungsleiter auf Referatsebene (also beim jetzt versetzten Adam Mutwil) für die Bewilligung eingesetzt hat.

Die Sprecherin des Verkehrsministeriums bestätigte vergangene Woche auch gegenüber electrive, dass die Vorgänge im Rahmen weiterer Untersuchungen der internen Revision betrachtet werden sollen. Geprüft wird dann wohl auch ein zweiter Verdachtsfall, über den der Spiegel dieser Tage berichtet hat. Im Fokus dabei: der bayerische Unternehmer Tobias Brunner und dessen Lebensgefährtin und Geschäftspartnerin Christiane Heyer, denen ebenfalls „eine erstaunliche Nähe zu Bonhoff“ nachgesagt wird und die beim Bau einer Wasserstofffabrik mit über 72 Millionen Euro gefördert worden sein sollen.

spiegel.de

8 Kommentare

zu „Verkehrsministerium setzt Wasserstoff-Neuförderung aus“
Dirk
22.02.2024 um 07:18
Wasserstoff kann man nur als zukunftsweisend erachten wenn man davon profitiert. Es verwundert also nicht . .-. Stattdessen lässt die Bande um Andreas Scheuer Brücken verkommen und fast einstürzen.
Marko Junker
22.02.2024 um 07:26
Es fehlt bis heute die Angabe aus dem Wirtschaftsministerium, woher man die Massen an nachhaltiger, regenerativer, "grüner" Energie holen will, um die uneffiziente Wasserstoffstrategie zu rechtfertigen.Oder gibt es schon UMFANGREICHE Kooperationen z. B. mit Marokko oder ähnlichen Ländern, die uns bisher verschwiegen wurden ⁉️Ich hoffe nicht, dass alles nur auf persönlicher Bereicherung und Korruption basiert. Hier gebe ich ausdrücklich nicht die Schuld dem Herrn Habeck, sondern seinen vermeintlich potenten Mitarbeitern, die ihn eigentlich unterstützen und entlasten sollen. Wer solche Mitarbeiter hat kann nur verlieren. Was ist nur aus unseren Beamten und öffentlich Bediensteten geworden ❓Mir wird kotzübel, wenn ich so darüber nachdenke ‼️
Frank
22.02.2024 um 08:56
Hier geht e snicht um Mitarbeiter des Harbeck Ministeriums. sondern um das Haus von Herrn Wissing. Natürlich braucht Deustchland H2 Importe. Wie will man sonst die Inudustrie klimaneutrall bekommen? Mit den paar Windrädern, die wir in Deutschland errichten können? Es ist daher absolut richtig, sich um Kooperationen für den Import von H2 frühzeitig zu kümmern
Spock
22.02.2024 um 08:23
Gut so, ich hoffe das bleibt so. Zumindest bei Wasserstofftechnologie für Individualverkehr, LKW, Busse sowie Straßenbahnen. Verschwendete Steuergelder. Wenn selbst langjährige PKW Hersteller aussteigen, weil ein PKW im Verkauf um die 80.000 € in der Herstellung um die 120.000 € kostet sollte auch jedem Politiker klar sein, dass das Quatsch ist.
erFahrer
22.02.2024 um 08:31
Danke für Euere Nachricht hierzu. Bitte am Ball bleiben.
Marko Junker
22.02.2024 um 09:51
Woher kommt die regenerative Energie zur Produktion von Wasserstoff/Methanol ❓
gerd
22.02.2024 um 16:55
wieviele Firmen gibt es in Grasbrunn?
Jensen
23.02.2024 um 17:05
Es handelt sich in diesem Fall wohl um die Hynergy GmbH in Grasbrunn.

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