Studie zu Batteriefabriken: Europas Maschinenbauer im Milliardenmarkt im Hintertreffen
Der Report trägt den Titel „Battery Manufacturing 2030: Collaborating at Warp Speed“ und ist 52 Seiten stark. Die erwähnten 200 Batteriefabriken werden den Studienmachern zufolge in den kommenden zehn Jahren weltweit gebaut. „Und für jede dieser Fabriken wird Produktionstechnik im Milliardenwert benötigt“, konstatieren Porsche Consulting und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Der Knackpunkt: Aktuell werden Fabriken der Untersuchung zufolge vor allem mit Produktionstechnik aus Asien ausgestattet. „Chinesische Maschinenbauer setzen aktuell als Komplettanbieter den Standard“, heißt es in einer Mitteilung anlässlich der Studienveröffentlichung.
Lediglich acht Prozent der High-Tech-Ausstattung solcher Fabriken kommt gegenwärtig aus Europa. Dieser Anteil sei zu gering, um einen prägenden Einfluss auf die technische Entwicklung zu nehmen und in Europa ein zweites Cluster für Batterietechnik entstehen zu lassen, äußern die Studieninitiatoren. „Dafür wäre dauerhaft ein Marktanteil von etwa 20 Prozent notwendig.“
Die Studie enthält aber nicht nur diese Bestandsaufnahme, sondern zeigt auch Lösungswege auf, wie sich die drohende technologische Abhängigkeit in diesem Feld verhindern lässt. Dazu ziehen die Studienmacher Analysen von Technologie und Anbietern, Prognosen aus eigenen Marktmodellen und eine Serie von Interviews mit Marktteilnehmern heran. Der Haupttenor: Die Zusammenarbeit der Beteiligten wird eine entscheidende Rolle spielen. „Nur wenn es europäischen Maschinenbauern gelingt, gemeinsam integrierte Fabriklösungen anzubieten, werden sie sich gegen die Konkurrenz aus Asien behaupten können“, fasst Gregor Grandl, Senior Partner bei Porsche Consulting und Co-Autor der Studie, zusammen. „Technologisch ist die europäische Industrie auf Augenhöhe, aber Unternehmen aus China bieten bereits ganze Batteriefabriken schlüsselfertig an.“ Das reduziere Schnittstellen und damit das zeitliche und finanzielle Risiko bei der Errichtung.
Eine der Erkenntnisse der Studie ist, dass sich der deutsche und der europäische Maschinenbau seiner Lage durchaus bewusst ist. Die Chancen und Risiken des schnellen Wachstums sind immens: „Bereits um den Marktanteil von nur acht Prozent im Batteriemarkt während des rasanten Hochlaufs zu halten, wären Wachstumsraten von 33 Prozent jährlich notwendig“, heißt es in der Studie. Und um auf 20 Prozent Marktanteil zu kommen, müssten die Unternehmen natürlich schneller wachsen als der Markt: „Etwa 50 Prozent Umsatzsteigerung pro Jahr wären nötig – und möglich.“ Das Marktvolumen bis 2030 beträgt für Maschinen- und Anlagenbauer dem Report zufolge allein im Batteriebereich 300 Milliarden Euro.
Kurz noch zu den Studieninitiatoren: Der VDMA vertritt eigenen Angaben zufolge gut 3.600 Mitgliedsunternehmen und ist damit „die größte Netzwerkorganisation und ein wichtiges Sprachrohr für den Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland und Europa“. Die Mitgliedsunternehmen beschäftigen insgesamt rund drei Millionen Menschen in der EU-27, davon mehr als 1,2 Millionen in Deutschland. Im Unterverband VDMA Robotik + Automation sind 400 Firmen organisiert, in VDMA Batterieproduktion 170 Unternehmen.
Porsche Consulting wurde seinerseits 1994 aus der internen Beratungseinheit von Porsche ausgegründet. Das Unternehmen bietet heute Beratungsleistungen in den Bereichen Produktion und Logistik, Beschaffung und Qualität, Forschung und Entwicklung, Unternehmensentwicklung, Vertrieb und Marketing, Personal und Kultur sowie Finanzen an. Die Porsche-Tochter hat 840 Mitarbeiter an einem Dutzend Standorten in Deutschland, Frankreich, Italien, den USA, Brasilien und China.
newsroom.porsche.com, porsche-consulting.com (Studie als PDF)
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