Lade- und Pausenplanung im Fokus – 4 Fragen an Felix Geibel von On Your Route
Einsteigen, Adresse ins Navi eingeben – und den Rest das Auto machen lassen. So gehen viele Nutzer von Elektroautos an die Lade- und Pausenplanung heran. Möglicherweise gibt es aber auch andere Wege, die Langstreckenfahrt etwa im Elektro-Dienstwagen zu gestalten. Darüber spricht Felix Geibel, einer der Gründer und Geschäftsführer der On Your Route GmbH, bald auf der „Flotte!“ in Düsseldorf. Vorab hat er uns vier Fragen zur Langstrecke mit dem Elektroauto und seiner App ChargingTime beantwortet:
Der Umstellung auf E-Autos in der Flotte geht oft eine Analyse der Fahrprofile voraus. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Langstrecke dabei?
Dies variiert nach unseren Einblicken je nach Firma und Use Case sehr stark. Es gibt Firmen, die E-Autos vor allem auf der Kurzstrecke einsetzen, es gibt auch Firmen, für die die Umstellung auf Elektro aktuell noch gar kein Thema ist. Auf der anderen Seite gibt es auch die Firmen, bei denen die Elektromobilität ernsthaft angegangen wird. Das können private Dienstwagen für Mitarbeiter sein, das können aber auch Fahrzeugpools für die Nutzung für längere Geschäftsreisen sein. Oft gehen die Firmen hier Schritt für Schritt vor, deswegen erwarten wir, dass der Use Case Langstrecke in den kommenden Jahren immer wichtiger werden wird.
Das HPC-Ladenetz an den Autobahnen ist inzwischen gut ausgebaut. Stoßen Nutzer elektrischer Dienstwagen trotzdem noch auf Probleme?
Leider hört man immer noch häufig von schlechten Erfahrungen. Das können Standorte sein, bei welchen nur wenige Ladepunkte vorhanden sind, wenn dann der eine Ladepunkt außer Betrieb und der andere belegt ist, hat man ein Problem. Zu Stoßzeiten ist außerdem zu beobachten, dass einzelne Standorte überfüllt sind und es zu Wartezeiten kommt. Wenn man dann erst beim dritten Anlauf einen guten Ladepark gefunden hat, verliert man wertvolle Zeit. Außerdem ist wichtig, dass die Ladezeit sinnvoll genutzt werden kann, d. h. dass es ein gastronomisches Angebot gibt, was den eigenen Vorlieben entspricht. Oder beispielsweise Einkaufsmöglichkeiten. Wer einmal sonntags auf einem einsamen Baumarkt-Parkplatz gestanden hat, der weiß, wovon ich rede.
Und wie kann die App ChargingTime dabei konkret helfen?
Mit ChargingTime ist es möglich, nur Standorte mit einer einstellbaren Mindestzahl an Schnellladern und einer Mindestleistung anzuzeigen. Man hat dann als Premium-Nutzer über CarPlay immer eine Liste mit allen Schnellladeparks entlang der Strecke auf dem Fahrzeugdisplay, welche genau diesen Kriterien genügt. Viele unserer Nutzer filtern dabei standardmäßig auf Standorte mit mindestens 4 oder 6 Chargen mit je 150 kW. Dies verringert die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass man Probleme bekommt, ältere 50 kW Charger werden komplett ausgeblendet. Zudem sieht man, wie viele Kilometer man von den jeweiligen Standorten noch entfernt ist, und als Premium-Nutzer sieht man eben auch, wie viele Charger frei, belegt oder möglicherweise auch außer Betrieb sind. Meiner Erfahrung nach, lassen sich Staus an Ladeparks mit ChargingTime so gut wie immer vermeiden, weil man auf einen Blick sieht, an welchem Standort alles voll ist und wo genügend Ladepunkte frei sind. Meist hat man innerhalb von +- 20 km eine gute Alternative zu einem überlasteten Standort.
Immer häufiger übernimmt das E-Auto die Ladeplanung recht zuverlässig. Warum würden Sie Dienstwagenfahrern trotzdem zu der App raten?
Unserer Erfahrung nach lässt die Begeisterung über die automatische Planung nach den ersten paar längeren Fahrten schnell nach. Was am Anfang toll klingt („Ich brauche mir über die Ladeplanung kein Gedanken machen.“), führt in der Praxis selten zum optimalen Ergebnis. Die automatische Ladeplanung richtet sich eben rein nach dem Auto. Die Pause wird eben dann geplant, wenn der Akku bei 10% ist und nicht dann, wenn der Fahrer eine Pause machen möchte. Das wird bei Fahrzeugen mit sehr hoher Reichweite zum echten Problem, da die Mitfahrer selten so lange durchhalten. Und wenn beispielsweise 5 km vorher ein Standort mit einem deutlich besseren gastronomischen Angebot gewesen wäre, bekommt der Fahrer dies im Zweifel gar nicht mit. Auch das Bevorzugen von bestimmten Anbietern (z.B. von Ionity bei VW, Mercedes, BMW) führt eben genau dazu, dass diese Standorte schnell überfüllt sind, während 10 km weiter ein großer Ladepark mit ausreichend freien Ladepunkten wäre. Es ist genau das Gefühl, die Lade- und Pausenplanung selber im Griff zu haben anstatt sich blind auf eine Software zu verlassen, was unsere Nutzer schätzen. Zu guter Letzt bevorzugen viele die Navigation mit Google- oder Apple Maps gegenüber der Hersteller-Navigation, hier ist ChargingTime die perfekte Ergänzung.
Herr Geibel, haben Sie vielen Dank für das Gespräch!
Den Vortrag „Wie überzeuge ich meine Mitarbeiter zum Umstieg auf die Elektromobilität? Maximale Convenience als Schlüssel zum Erfolg“ von Felix Geibel können Sie am 21. März (11:55 Uhr, Bühne 3) im Fachprogramm der „Flotte!“ in Düsseldorf hören. Das Interview ist Teil der Medienpartnerschaft von electrive und der Fachmesse für alle Themen rund um den Fuhrpark.
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