Brandanschlag legt Tesla-Fabrik in Grünheide lahm / Bekennerschreiben von Linksextremisten / Produktion ruht
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Von dem angehaltenen Bändern in dem Brandenburger Tesla-Werk berichtet unter anderem der „Spiegel“. Als Grund gibt eine Unternehmenssprecherin dem Nachrichtenmagazin gegenüber einen Stromausfall an. Außerdem wurde die Fabrik laut der Nachrichtenagentur dpa und dem öffentlich-rechtlichen Sender RBB evakuiert. Tesla äußerte anfangs nur, dass Maßnahmen zur Sicherung der Produktionsanlagen getroffen worden seien und dass man nach Rücksprache mit dem Stromanbieter Edis nicht von einem schnellen Wiederanlaufen der Produktion ausgehe. Später bestätigte das Unternehmen, alle Mitarbeiter gegen 5:30 Uhr nach Hause geschickt zu haben.
Am Vormittag berichteten unter anderem die „B.Z.“ und die „Märkische Allgemeine“, dass Hintergrund des Stromausfalls ein Brandanschlag sein könnte. „Wir gehen dem Anfangsverdacht nach, dass es sich um vorsätzliche Brandstiftung handelt“, sagte zudem ein Polizeisprecher gegenüber dem RBB. Gegen Mittag brachte der RBB das Update, dass ein Bekennerschreiben der linksextremistischen „Vulkangruppe“ aufgetaucht sei. Das Schreiben wird von der Polizei aktuell auf Echtheit geprüft.
Produktion ruht für den Rest der Woche
„Wir haben heute Tesla sabotiert“, zitiert der Sender aus dem Schreiben: „Wir haben uns mit unserer Sabotage den größtmöglichen Blackout der Gigafactory zum Ziel gesetzt.“ Starkstromleitungen seien „flambiert“ worden, denn „Schäden an Kabelmuffen sind oft in der Behebung des Schadens langwierig und teuer“. Das Feuer am Strommast sollte groß und hoch sein, „um die Stahlkonstruktion zu schwächen und eine Instabilität des Masts herbeizuführen“. Daher seien auch Autoreifen aufgestapelt worden.
Am Nachmittag wurde klar: So schnell wird Teslas Gigafactory nicht wieder anlaufen. Die Reparatur der Strom-Infrastruktur wird nach Freigabe durch die Ermittlungsbehörden einige Tage dauern. Die deutsche Tesla-Geschäftsführung teilte im Rahmen einer Pressekonferenz mit, dass die Produktion für den Rest dieser Woche ruhen werde. Anfang der kommenden Woche, so die Hoffnung der Tesla-Führung, wird die Fertigung wieder anlaufen. Der mehrtägige Ausfall könnte für Tesla einen Schaden „im hohen neunstelligen Bereich“ bedeuten. Derzeit laufen in Grünheide rund 6.000 Autos pro Woche vom Band. Legt man nur den Grundpreis für ein Model Y von rund 45.000 Euro als Maßstab an, könnten Tesla durch den Anschlag 270 Mio. Euro Umsatz entgehen. Weitere Kosten durch die gestörte Lieferkette kommen hinzu.
Woidke: „Schwerer Anschlag auf kritische Infrastruktur“
Laut Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) handelt es sich „offenbar um einen schweren Anschlag auf unsere kritische Infrastruktur mit Konsequenzen für tausende Menschen sowie viele kleine und große Betriebe in unserem Land“. Anschläge auf die kritische Infrastruktur seien „eine Form von Terrorismus“.
Aktualisiert wurde gegen Mittag auch die Angabe zum Brandort: Während es zunächst hieß, dass das Feuer heute früh im Umspannwerk Steinfurt ausgebrochen sei, brannte es wohl tatsächlich der Leitstelle Oderland zufolge an einem Oberleitungsmast auf einem Acker zwischen Gosen-Neu Zittau und Steinfurt. Die Feuerwehr wurde gegen 5:15 Uhr alarmiert. Durch den Brand fiel der Strom im gesamten Umkreis sowie im Berliner Süden aus. Laut Medienberichten von heute Morgen sollen Einsatzkräfte neben dem Einsatzort ein Zelt von Aktivisten entdeckt haben. Fakt ist, dass rund 80 bis 100 Umweltaktivisten seit Donnerstag einen Teil des Forstes in Brandenburg nahe dem Tesla-Werk besetzen. Dieser soll im Fall einer Erweiterung der Werksfläche gerodet werden. Dass Tesla bei der Planung für den Ausbau seiner Fabrik auf Widerstand stößt, ist spätestens seit zwei Wochen klar. Mitte Februar lehnten die Bürgerinnen und Bürger von Grünheide eine Erweiterung des Werksgeländes bei einer Abstimmung mehrheitlich ab.
Tesla will neben dem 300 Hektar großen bestehenden Werksgelände auf zusätzlichen rund 170 Hektar einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Die Pläne sind seit 2022 bekannt. In der Bürgerbefragung ging es um diese neuen Flächen, daneben strebt Tesla auch den Ausbau des Werks auf dem bestehenden Fabrikgelände an. Letzteres stand aber explizit nicht zur Abstimmung.
Wie es nach dem Votum genau weitergeht, war im Februar noch unklar. Die Abstimmung ist laut Medienberichten rechtlich nicht bindend, doch Grünheides Bürgermeister Arne Christiani sagte nach dem Votum, den abgelehnten Bebauungsplan werde man in der jetzigen Form den Gemeindevertretern nicht mehr vorlegen. Das nächste Mal tagen die Gemeindevertreter am 14. März und am 16. Mai. Außerdem müsste der Finanzausschuss des Landtags einem Verkauf der Fläche durch Brandenburgs Landesforstbetrieb zustimmen.
Tesla will wie berichtet die Produktionskapazität in Grünheide von 500.000 Einheiten auf eine Million E-Autos pro Jahr verdoppeln und plant laut Brandenburgs Umweltministerium auch „eine Erhöhung der Batteriespeicherproduktionskapazität von derzeit 50 auf künftig 100 Gigawattstunden pro Jahr“. Letzteres beinhaltet auch die Produktion von Batteriezellen.
rbb24.de, spiegel.de, handelsblatt.com, bz-berlin.de, maz-online.de
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