Aiways benötigt frisches Kapital und will zur Exportmarke werden
Um Aiways war es nach Berichten über die finanzielle Schieflage und den Produktionsstopp im eigenen Werk in China in den vergangenen Monaten ruhig geworden. Nun äußerte sich ein Unternehmenssprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters zu den Zukunftsaussichten. „Wir brauchen eine große Investition und sind zuversichtlich, dass wir es schaffen können“, wird Bernd Abel zitiert, der Aiways-Kommunikationsdirektor für Übersee.
Wie hoch diese „große Investition“ ausfallen muss, gab Abel zwar nicht an, wohl aber, mit welcher Strategie Aiways den Turnaround schaffen will: Man wolle sich darauf konzentrieren, eine reine Exportmarke zu werden – vorerst in Europa. „Wir werden nicht in China verkaufen, weil der Preiskampf in China unglaublich ist. In China kann man nur Verluste machen“, sagte Abel.
Sollte es gelingen, mit frischem Kapital die im vergangenen Sommer im Werk in Shangrao eingestellte Produktion der bestehenden Modelle U5 und U6 wieder aufzunehmen, hofft Aiways, dieses Jahr zwischen 15.000 und 25.000 Autos zu exportieren und innerhalb weniger Jahre „sechsstellige Zahlen“ zu erreichen. Zudem arbeitet Aiways an einem günstigeren Elektroauto, das bei etwa 25.000 Euro starten könnte.
Im vergangenen Juni hatten chinesische Medien berichtet, dass die Fahrzeugproduktion im Aiways-Werk in Shangrao bereits im Februar 2023 gestoppt wurde, da weder Zulieferer noch Mitarbeiter weiter bezahlt werden konnten. Hintergrund war wohl auch der Einstieg eines neuen Investors, der sich länger als geplant hinzog. Nach zwei Chefwechseln im Jahr 2022 folgte ein weiterer im August 2023. Mit der Ernennung von Hugo Zhu deutete sich bereits an, dass sich Aiways künftig auf das Geschäft außerhalb Chinas konzentrieren will – zuvor hatten die alten Investoren gefordert, das China-Geschäft ans Laufen zu bringen, bevor man sich weiteren Märkten widmet. Zu den Investoren des 2017 gegründeten Elektrofahrzeugherstellers gehören der Technologieriese Tencent, der Ride-Hailing-Konzern DiDi und der Batteriehersteller CATL.
In China sind zuletzt einige E-Auto-Startups unter Druck geraten und mussten den Betrieb teilweise auch einstellen – etwa WM Motors und Human Horizons mit seiner Marke HiPhi. Anders als diese vorrangig auf China fokussierten Marken hat Aiways vor dem Produktionsstopp seine Autos bereits in 16 europäischen Ländern verkauft, allerdings in eher geringen Stückzahlen. Sollte Aiways mit einem Investment die Produktion wieder aufnehmen, ist ein Erfolg nicht garantiert: Die Fahrzeuge der Konkurrenz haben sich enorm weiterentwickelt.
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