Grünheide: Teslas Bänder stehen wohl bis Ende kommender Woche still
Das teilte das Unternehmen laut den Nachrichtenagenturen dpa und Reuters mit. Damit ist Tesla in seiner Produktionsstätte in Grünheide durch den Vorfall vom 5. März voraussichtlich zu einer knapp zweiwöchigen Pause gezwungen. Wie berichtet kam es am frühen Dienstagmorgen zu einem Brandanschlag auf einen rund zehn Kilometer vom Tesla-Standort gelegenen Strommast, wodurch in der Gigafactory und in sechs umliegenden Gemeinden der Strom ausfiel. Die Produktion steht seitdem still, die Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt.
Bereits Stunden nach der Tat bekannte sich die selbsternannte „Vulkangruppe“, ein linksextremistisches Netzwerk, zu der Tat. Die Polizei hat inzwischen die Authentizität des Bekennerschreibens bestätigt. Die weiteren Details lassen sich hier nachlesen. Während in den Gemeinden die Stromversorgung bereits nach wenigen Stunden wieder in Gang gesetzt werden konnte, ist dies für die 12.000-Mitarbeiter-Fabrik nicht der Fall.
Tesla hat unterdessen eine Liste mit Fakten vor allem zu den Umweltauswirkungen der Fabrik veröffentlicht: Darin gibt der Hersteller unter anderem an, dass die Produktion in Grünheide pro Fahrzeug nicht mehr als 2,28 Kubikmeter Wasser verbrauche, was ein Drittel unter dem Branchendurchschnitt liegen soll. Weitere Punkte betreffen u.a. die Generierung von Solarstrom, die Aufforstung und die Mitarbeitermobilität.
Damit will Tesla offenkundig einen Beitrag zum öffentlichen Diskurs leisten, der in Verbindung mit den Ausbauplänen des Werks zuletzt zunehmend agressiver geführt wurde. Rund 80 bis 100 Umweltaktivisten haben in diesem Zuge seit Donnerstag einen Teil des Forstes in Brandenburg nahe dem Tesla-Werk besetzen. Dieser soll im Fall einer Erweiterung der Werksfläche gerodet werden. Dass Tesla bei der Planung für den Ausbau seiner Fabrik auf Widerstand stößt, ist spätestens seit Mitte Februar klar. Seinerzeit lehnten die Bürgerinnen und Bürger von Grünheide eine Erweiterung des Werksgeländes bei einer Abstimmung mehrheitlich ab.
Tesla will neben dem 300 Hektar großen bestehenden Werksgelände auf zusätzlichen rund 170 Hektar einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Die Pläne sind seit 2022 bekannt. In der Bürgerbefragung ging es um diese neuen Flächen, daneben strebt Tesla auch den Ausbau des Werks auf dem bestehenden Fabrikgelände an. Letzteres stand aber explizit nicht zur Abstimmung.
Wie es nach dem Votum genau weitergeht, war im Februar noch unklar. Die Abstimmung ist laut Medienberichten rechtlich nicht bindend, doch Grünheides Bürgermeister Arne Christiani sagte nach dem Votum, den abgelehnten Bebauungsplan werde man in der jetzigen Form den Gemeindevertretern nicht mehr vorlegen. Das nächste Mal tagen die Gemeindevertreter am 14. März und am 16. Mai. Außerdem müsste der Finanzausschuss des Landtags einem Verkauf der Fläche durch Brandenburgs Landesforstbetrieb zustimmen.
Doch zurück zur gegenwärtigen Situation im Zeichen des Anschlags auf die Stromversorgung der Fabrik: Tesla entsteht durch den Produktionsstopp ein wirtschaftlicher Schaden im hohen neunstelligen Bereich. Derzeit laufen in Grünheide rund 6.000 Autos pro Woche vom Band. Legt man nur den Grundpreis für ein Model Y von rund 45.000 Euro als Maßstab an, könnten Tesla durch den Anschlag 270 Millionen Euro Umsatz entgehen. Weitere Kosten durch die gestörte Lieferkette kommen hinzu. Vor der Fabrik sollen sich laut einem gestrigen Bericht des „Manager Magazin“ bereits Lastwagen stauen.
Etliche Köpfe haben sich seit Dienstag zu den Geschehnissen geäußert. Darunter Tesla-CEO Elon Musk, Werksleiter André Thierig und Landes- sowie Bundespolitiker. Ihre Statements haben wir hier zusammengefasst.
spiegel.de, reuters.com, twitter.com (Liste zu Umweltauswirkungen der Fabrik)
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