VW streicht geplante ID.3-Produktion in Wolfsburg

Sie hatte sich bereits verzögert, jetzt steht fest, dass sie gar nicht anlaufen wird: Volkswagen hat die bisher geplante Überlaufproduktion des Elektromodells ID.3 in Wolfsburg gestrichen. Das dürfte auch mit der Nachfrage bei dem ersten MEB-Modell zusammenhängen.

Bild: Volkswagen

Der Konzern habe entschieden, das kompakte Elektromodell weiter ausschließlich in Sachsen zu bauen, sagte ein Sprecher am Freitag in Wolfsburg. Der für Sommer geplante Montagestart im Stammwerk sei wieder abgesagt worden.

Zunächst hatte die „Braunschweiger Zeitung“ über die Entscheidung berichtet – unter Berufung auf VW-Produktionsvorstand Christian Vollmer. „Unter dem Strich zählt jeder Euro, den wir nicht zwingend ausgeben müssen“, so Vollmer in einem Interview mit der Zeitung. „Wir haben aus diesem Grund entschieden, das Volumen des ID.3 weiterhin in Zwickau zu bündeln und den bereits vollständig eingerüsteten Standort effektiv auszulasten.“

Der VW-Konzern hatte in der Planungsrunde 2021 entschieden, dass der bisher nur in Zwickau gebaute ID.3 im Laufe des Jahres 2023 auch im Stammwerk Wolfsburg vom Band laufen soll. Geplant war zunächst eine Teilfertigung, für die wichtige Komponenten nach wie vor aus Zwickau stammen sollten, 2024 sollte dann auf eine Voll-Fertigung umgestellt werden. Damit hätte zum einen das Wolfsburger Werk aus politischen Gründen noch vor der Premiere des E-Flaggschiffs Trinity die Produktion eines E-Autos erhalten. Zum anderen hätte es für den ID.3 zusätzliche Kapazitäten gegeben: „Mit diesem Plan will das Unternehmen zusätzliches Marktvolumen bedienen, das Zwickau alleine angesichts langfristig guter Auslastungsprognosen nicht erfüllen könnte“, hatte VW im Dezember 2021 erklärt.

Nur: Die Prognosen haben sich in dieser Form nicht erfüllt, die Nachfrage ist deutlich geringer – und die für 2023 angepeilte Teilfertigung ist nie angelaufen. Tatsächlich hatte VW Sachsen befristete Verträge von Leiharbeitern nicht verlängert und auch die komplette Nachtschicht für die Produktionslinie des ID.3 und Cupra Born gestrichen, im Dezember wurde die Linie ganz gestoppt. Sogar die verminderten Kapazitäten in Zwickau mit zwei von drei Schichten reichen aus, um die Nachfrage zu decken. Der Verzicht auf die zusätzliche Fertigung in Wolfsburg sei daher eine gute Nachricht für Zwickau, sagte Vollmer.

Damit ist die Lage bei VW ähnlich wie bei Audi. Das MEB-SUV Q4 e-tron samt Sportback-Ableger wird ebenfalls von VW Sachsen in Zwickau gebaut, Audi hatte eine Überlaufproduktion im eigenen Werk in Brüssel geplant. Aber auch hier hat die neue Führung unter Audi-Chef Gernot Döllner die Pläne geändert und die Überlaufproduktion noch vor dem Start deutlich reduziert – die Produktion in Zwickau reicht aus. Da zugleich auch die Produktion des großen E-SUV Q8 e-tron von Brüssel nach Mexiko verlegt werden soll, steht das Audi-Werk Brüssel derzeit ohne Modell-Zusage da.

Im VW-Werk Wolfsburg will man sich laut Vollmer vorerst weiter auf Verbrenner- und Hybridmodelle konzentrieren. Derzeit baut VW in seinem Stammwerk den Golf und Tiguan. „Das sind durchweg starke Modelle, die den Standort ordentlich auslasten“, so der Produktionsvorstand. „Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Jahr im Stammwerk zum ersten Mal seit Langem wieder die Marke von 500.000 produzierten Fahrzeugen überschreiten werden.“

handelsblatt.com

4 Kommentare

zu „VW streicht geplante ID.3-Produktion in Wolfsburg“
Musicman
11.03.2024 um 08:12
Was läuft da schief bei VW??? 5 Monate Lieferzeit für einen ID3? Die Nachschicht können Sie weglassen wenn die Lieferzeit auf 4 Wochen runter ist. Die günstige Leasingaktion für wenige Tage hätte auch viel länger laufen müssen. Es war das erste Mal, dass der ID3 den richtigen Preis im Leasing hatte. Auf der Basis wäre die Produktion sicher besser ausgelastet.
M.
11.03.2024 um 08:17
Oh, erkennt man bei VW nun auch, dass man nicht jedem Fahrzeuge zu aberwitzigen Preisen* verkaufen kann, die schlecht bedienbar** sind. Ob sie etwas ändern, bezweifel ich stark, denn das käme einem ID.3 2 gleich.*) dank der Paketierung muss man mehrere 4-stellig bepreiste Pakete nehmen, um Basics wie Sitzheizung oder Rückfahrkamera zu bekommen (wo ist der Facepalmsmiley?) **) Wischtouchtasten am Lenkrad, 3 statt 4 Fensterhebertasten, unzuverlässige Wischer für Temperatur/Lautstärke
Thomas
11.03.2024 um 09:52
Viele meine E-Mitstreiter hatten sich vor 4 Jahren einen ID3 geleast. Dass bis zur Abgabe nach 3 Jahren die Software immer noch nicht halbwegs fehlerfrei funktioniert ist m.E.n. der Hauptgrund für die verringerte Nachfrage. Hier hat VW den Vorschussbonus der Käufer leider verspielt.
Heinz Terfg
11.03.2024 um 11:16
„Derzeit baut VW in seinem Stammwerk den Golf und Tiguan. „Das sind durchweg starke Modelle, die den Standort ordentlich auslasten“, so der Produktionsvorstand.“ WOB ist demnach „ordentlich ausgelastet“? April, April:)

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