Aachener E-Auto-Hersteller e.Go schlittert ein weiteres Mal in die Insolvenz
In einer eigenen Mitteilung schreibt e.Go, einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim zuständigen Amtsgericht Aachen gestellt zu haben. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Dr. Claus-Peter Kruth von der Kanzlei AndresPartner bestellt. e.Go bezeichnet ihn als „Sanierungsexperten“, ob das Unternehmen tatsächlich saniert wird, ist aber wohl noch nicht entschieden.
„Rechtsanwalt Dr. Claus-Peter Kruth wird sich in den nächsten Wochen vor Ort in Aachen einen Überblick über die wirtschaftliche Ausgangslage verschaffen und Gespräche mit allen wesentlichen Beteiligten aufnehmen. Auf dieser Grundlage wird er alle ihm zur Verfügung stehenden Sanierungsoptionen prüfen“, heißt es in der Mitteilung der Aachener. Die rund 320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens seien am Freitag über die Situation und das weitere Vorgehen informiert worden.
e.Go gibt an, dass der Gang in die Insolvenz „vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen und Herausforderungen in der Elektrofahrzeugindustrie sowie der Volatilität der Kapitalmärkte“ unumgänglich wurde. Und weiter: Angesichts des ungünstigen Marktumfelds konnten die von der Gesellschaft gesicherten eigenkapitalbasierten Finanzierungsinstrumente nicht in dem erwarteten Umfang und der erwarteten Geschwindigkeit eingesetzt werden.
„Wir beabsichtigen, die laufenden Investorengespräche und Verhandlungen fortzusetzen, um Lösungen für das Fortbestehen des Unternehmens zu finden. Vor dem Hintergrund des hochinnovativen Produkts sowie Produktionskonzeptes bin ich optimistisch, dass uns dies gelingen könnte“, gibt der vorläufige Insolvenzverwalter Kruth zu Protokoll. Ob die Produktion weiterläuft, erwähnt er nicht.
Schwierigkeiten hat das Unternehmen schon länger. Laut der „Aachener Zeitung“ wurde bei e.Go Anfang März Kurzarbeit eingeführt. Und: Der US-Börsenkurs soll innerhalb eines halben Jahres nach Börsendebüt im Herbst in sich zusammengesackt sein. Außerdem meldet „Heise“, dass e.Go in einer Pflichtmeldung für die US-Börse zudem mitgeteilt habe, dass auch die Insolvenz der niederländischen Muttergesellschaft Next.e.GO N.V. sowie weiterer ihrer Töchter zu erwarten sei.
Eines der vielschichtigen Probleme: Es gibt Verzögerungen bei der EU-Modellzulassung des e.wave X – dem Nachfolger des Erstlingswerks e.Go Life. Der Vorverkauf inklusive Konfigurator-Freischaltung erfolgte bereits im Oktober 2022. Auf dem Markt ist das Modell jedoch noch immer nicht. Für den kleinen Stromer sollen angeblich bereits 11.000 Vorbestellungen eingegangen sein. Vom Vorgänger e.GO Life setzten die Aachener bisher erst 1.350 Fahrzeuge ab.
Vor dreieinhalb Jahren – im Juli 2020 – eröffnete das Amtsgericht Aachen schon einmal ein Insolvenzverfahren gegen e.Go. Damals handelte es sich um ein Verfahren in Eigenverwaltung – und vor allem in Folge der Coronakrise. Die Rettung erfolgte in Form von Investor ND Industrial B.V. Die Niederländer übernahmen das gesamte Geschäft der e.GO Mobile AG einschließlich aller Tochtergesellschaften und seinerzeit 400 Mitarbeitenden zum 1. September 2020. Seitdem firmiert das Unternehmen unter Next.e.GO Mobile SE.
RWTH-Professor und e.GO-Gründer Günther Schuh gab im Zuge des Eigentümerwechsels die operative Verantwortung ab und schied 2021 gänzlich aus dem Unternehmen aus. Auf seine Initiative hin war e.Go 2015 gegründet worden. Hauptanliegen war die Kommerzialisierung eines E-Kleinwagens, zusammen mit ZF entwickelten die Aachener anfangs aber auch an einem autonomen „People Mover“.
Der seit 2020 als Besitzer in Erscheinung getretene Investor ND Industrial gilt als internationales Private-Equity-Unternehmen und gehört zu der Holding- und Investmentgesellschaft ND Group. Das Unternehmen hält unter anderem Beteiligungen in den Bereichen Infrastrukturelle Dienstleistungen, Energie, Logistik, Real Estate und Finanzdienstleistungen.
Mit der B-ON GmbH („Streetscooter“) war im Herbst bereits der Besitzer eines anderen „Babys“ von Günther Schuh insolvent gegangen. Doch in diesem Fall übernahm der Aachener Professor die Rechte an dem elektrischen Post-Lieferwagen Anfang dieses Jahres wieder. Anlässlich der Insolzenz-Nachricht bei e.Go hat Schuh aber offenkundig eher kritische Töne parat. Er zweifele an einer Rettung, meldet die „Aachener Zeitung“.
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