Audi-CEO Döllner übernimmt auch Entwicklungsressort
Im Grunde genommen hat Audi das bestätigt, was vorab durchgesickert war: Der bisherige Audi-Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann verantwortet fortan das Formel-1-Engagement der Marke, Döllner übernimmt seine Aufgaben im Vorstand.
Der VW-Manager Gernot Döllner ist seit dem 1. September 2023 CEO von Audi. Nach einer Stillhaltezeit hat Döllner angefangen, seine Strategie bei Audi umzusetzen. Das hatte einige Änderungen bei der Modellplanung, in der Organisation und auch beim Führungspersonal zur Folge – personelle Änderungen im Vorstand gab es aber bisher nicht. Mit der Personalie Hoffmann ist das nun anders.
Bereits vor einigen Wochen hieß es, dass Hoffmann in der Technischen Entwicklung (TE) zwar weiterhin anerkannt sei, in anderen Teilen des Managements aber eher nicht. Ihm wurde unter anderem die „jahrelange Modelllücke“ angelastet. Im Februar hatte das „Handelsblatt“ bereits unter Berufung auf anonyme Audi-Manager geschrieben, dass Döllner „sich selbst für den besseren Entwicklungschef halte“. Bei Audi ist es übrigens keine Seltenheit, dass der CEO zugleich CTO ist: Schon Döllners Vorgänger Markus Duesmann – übrigens auch mit langjähriger Formel-1-Vergangenheit bei BMW – hatte nach seinem Antritt in Ingolstadt ebenfalls die Leitung der TE für mehrere Monate übernommen, bevor er im März 2021 an Hoffmann übergab.
Döllner will „angestoßene Transformation weiterführen“
In der Mitteilung von Audi ist von derartigen Hintergründen übrigens nicht die Rede. Dort wird der Personalwechsel im Zuge der Vorbereitung des Formel-1-Einstiegs der Marke gesehen. Denn parallel zu Hoffmanns Versetzung und Abberufung aus dem Vorstand haben die Aufsichtsräte der Volkswagen AG und der Audi AG die gesamthafte Übernahme der Sauber Gruppe beschlossen. Das Schweizer Formel-1-Team soll den Rennwagen bauen, der ab 2026 von Audis Formel-1-Motor angetrieben werden soll.
Als Gesamtverantwortlicher und Generalbevollmächtigter für das Projekt soll Hoffmann alle drei Säulen des Formel-1-Engagements verbinden: die Beteiligung am Schweizer Traditionsrennstall Sauber, die Entwicklung der Power Unit durch die Audi Formula Racing GmbH am Standort Neuburg sowie die strategische Steuerung und Aktivierung des Engagements durch die Audi AG, wie die Ingolstädter mitteilen. In Ingolstadt werde Döllner Hoffmanns Aufgaben übernehmen und „die angestoßene Transformation der Technischen Entwicklung weiterführen. Hierzu zählen neben der Verkürzung der Entwicklungszeit vor allem der Fokus auf effizientere Strukturen und klare Verantwortlichkeiten, um der durch die Audi Agenda vorgegebenen Priorisierung der Produkte und Technologien Rechnung zu tragen“, heißt es in der Mitteilung weiter. Das hat Döllner Hoffmann offenbar nicht zugetraut.
„Ich danke Oliver Hoffmann für seinen unermüdlichen Einsatz als Vorstand der Technischen Entwicklung. Oliver hat in den vergangenen Jahren maßgeblich zur Schärfung der Audi-Produkt-DNA beigetragen, die wir jetzt mit dem Start des Audi Q6 e-tron nach und nach auf die Straße bringen werden“, sagt Döllner. „Insbesondere die für uns wichtigen Volumenmodelle auf Basis der neuen Plattformen PPE und PPC tragen seine Handschrift.“
Hoffmann selbst und der Audi-Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Döss äußern sich in ihren Statements nur zu dem Formel-1-Projekt. Jörg Schlagbauer, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Audi wird jedoch deutlich: „Audi muss technologisch flexibel, handlungs- und zukunftsfähig bleiben. Dazu brauchen wir einen klaren Kurs. Vorsprung durch Technik muss unser Anspruch sein. Innovativ und mutig. Das ist jetzt Chefsache. Ich freue mich deshalb auf eine noch intensivere Zusammenarbeit mit Gernot Döllner. Der Dank aller Audianer_innen gilt Oliver Hoffmann für seine Arbeit. Wir wünschen ihm und den Vier Ringen in der Königsklasse des Motorsports viel Erfolg.“
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