Chefwechsel bei der EnBW: Stamatelopoulos ist neuer CEO
Der Aufsichtsrat habe dieser Entscheidung in einer außerordentlichen Sitzung zugestimmt, teilt das Unternehmen mit. Wesentlicher Grund waren demnach „unterschiedliche Auffassungen zwischen Aufsichtsrat und Vorstandsvorsitzendem in entscheidenden Fragen der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens“. Weiter ins Detail geht die EnBW in der Mitteilung nicht – wo es Differenzen gab, ist also nicht bekannt.
Laut einem Bericht des „Handelsblatts“ soll es schon seit Monaten intern rumort haben. Schells Plan war es offenbar, die EnBW zu einem reinen Stromkonzern umzubauen – ohne die Bereiche Gas und Wärme. Und aus der Kohle sollte die EnBW bereits 2028 aussteigen. Schell konnte mit diesem grundlegenden Vorhaben offenbar nicht überzeugen. In dem Artikel ist die Rede davon, dass Schell in Unternehmenskreisen als „Fehlbesetzung“ gegolten habe.
Schell hatte erst im April 2022 vom dem langjährigen EnBW-CEO Frank Mastiaux übernommen, unter dem die weitreichende eMobility-Strategie des Energieversorgers entstanden war. Allerdings wurde auch unter Schell das eMobility-Budget verdoppelt. Schell hatte einen Vertrag über drei Jahre, der eigentlich noch bis November 2025 gelaufen wäre.
Lutz Feldmann, Vorsitzender des EnBW-Aufsichtsrats, bedauert zwar Schells Abgang, betont jedoch das gegenseitige Einvernehmen hinter dem Schritt. „Trotz intensiver Diskussionen konnte in den vergangenen Monaten keine Einigkeit über die weitere strategische Ausrichtung des Unternehmens erzielt werden“, so Feldmann. „Wir danken Andreas Schell für das mit vielen Impulsen verbundene große Engagement, das er von Anfang an bei der EnBW an den Tag gelegt hat, und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.“
Georg Stamatelopoulos (54), derzeit im EnBW-Vorstand für das Ressort „Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur“ zuständig, wurde vom Aufsichtsrat zum neuen Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens ernannt. Stamatelopoulos wurde für die restliche Laufzeit seiner Vorstandsbestellung zum Vorsitzenden befördert, also bis zum Mai 2029. Der gebürtige Athener hat 1996 an der Universität Braunschweig an der Fakultät für Maschinenbau promoviert. 2010 kam er zur EnBW und wurde dort Leiter „Neubauprojekte Erzeugung“. Ab 2014 verantwortete er als Geschäftseinheitsleiter den Betrieb der erneuerbaren und konventionellen Erzeugung und 2020 übernahm er zusätzlich die Leitung der Geschäftseinheit dezentrale Energiedienstleistungen. Am 1. Juni 2021 wurde Georg Stamatelopoulos als Chief Operating Officer Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur in den EnBW-Vorstand berufen.
„Das Vertrauen des Aufsichtsrates, das mit dieser Ernennung verbunden ist, freut mich sehr. Ich bedanke mich dafür bei den Anteilseignern und den Arbeitnehmervertretern des Unternehmens“, sagt der neue Vorstandsvorsitzende. „Die EnBW ist ein wichtiger Akteur der Energiewende in all ihren Facetten – von Strom über Wärme bis zur Mobilität. Wir müssen in allen diesen Bereichen das richtige Tempo beibehalten, die richtigen Maßnahmen ergreifen und in die richtigen Projekte investieren.“
Aus diesen allgemeinen Aussagen lässt sich noch keine neue Marschrichtung für die eMobility-Projekte ableiten. Im Bereich der E-Mobilität betreibt die EnBW das größte Schnellladenetz Deutschlands.
Zudem hat der Aufsichtsrat Thomas Kusterer (55), seit 2011 Finanzvorstand der EnBW, zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt. Kusterers Vertrag läuft bis zum 31. März 2029, also nur zwei Monate kürzer als jener von Stamatelopoulos.
In der Zeit von Schell als EnBW-CEO hatte der damals für die eMobility-Projekte zuständige Vertriebsvorstand Timo Sillober die EnBW verlassen. Später im Jahr 2023 hatte der Energiekonzern seinen Vertrieb umstrukturiert und in diesem Zuge die Verantwortungsbereiche intern neu zugeschnitten. Begründet wurde der Schritt damals als Reaktion „vor allem auf die Marktdynamik in den Feldern Elektromobilität und Speicherlösungen“.
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