BANULA-Feldversuch: Mit dem eigenen Stromtarif an die Ladesäule
BANULA steht für „BArrierefreie und NUtzerfreundliche LAdemöglichkeiten schaffen“ und ist ein Projekt, in dem acht Partner – darunter TransnetBW, Decarbon1ze, Badenova und die Stadtwerk am See – zusammenarbeiten. Ihr Anliegen ist es, dass Fahrer künftig ihren „Stromlieferanten inklusive PV-Strom-Eigenverbrauch an die öffentliche Ladesäule mitnehmen“ können. Ein Szenario, das Ladepunktbetreiber bisher vor Herausforderungen stellt. Die Lösung der Projektteilnehmer basiert nun auf sogenannten virtuellen Bilanzierungsgebieten. Dazu haben sie einen Feldversuch mit einer Ladesäule von Badenova in Breisach aufgesetzt und ausgewertet.
„Wir konnten mit unserem Konsortium zeigen, dass der Übergang von öffentlichen Ladesäulen in das Modell des virtuellen Bilanzierungsgebietes reibungslos verläuft und der Normalbetrieb der Ladesäulen garantiert ist“, zeigt sich Tobias Egeler, Leiter Netzwirtschaft bei TransnetBW, zufrieden mit dem Ergebnis des Feldversuchs. Denn: Der Zugang zu Ad-hoc-Ladevorgängen, Roaming und anderen Tarifen des Ladepunktbetreibers (Charge Point Operator, CPO) soll trotz der Einbindung in ein „virtuelles Bilanzierungsgebiet“ jederzeit erhalten bleiben.
Dieses Bilanzierungsgebiet hat im Feldversuch die decarbon1ze GmbH verwaltet. Dabei wurde die entsprechende Ladesäule in Breisach an die Softwarelösung des Berliner Startups angebunden. „Die neue Möglichkeit, den Stromvertrag zum intelligenten Ladepunkt mitzunehmen, ermöglicht ‚echten Fahrstrom‘, der auch korrekt bilanziert wird, und damit neue und innovative energiewirtschaftliche Angebote für Flotten von Stromlieferanten und Elektromobilitätsdienstleistern. Ladepunktbetreiber können damit bei Ausschreibungen punkten“, äußert Knut Hechtfischer, CEO von decarbon1ze.
Ein aktuell wichtiger Bestandteil für ein funktionierendes Geschäftsmodell der CPOs seien bei öffentlichen Ladesäulen die Margen, die durch den Stromabsatz entstehen, so die Projektteilnehmer. Für den zukünftigen wirtschaftlichen Betrieb durch den CPO schwebt ihnen ein Infrastrukturentgelt („Preis je kWh ohne Strom“) vor, das den Ladepunktbetreiber für die Bereitstellung seiner Ladesäule für andere Lieferanten entlohnt. Durch dieses Vorgehen sollen wesentliche Hemmnisse für Ladepunktbetreiber beim Übergang in ein virtuelles Bilanzierungsgebiet beseitigt werden.
Analog dazu konnten Kunden des Stadtwerks am See aus Friedrichshafen ihr Elektroauto im Feldversuch an der erwähnte Ladesäule von Badenova mit dem vom Stadtwerk am See eingekauften Strom laden – ohne Roaming-Kosten. „Gleichzeitig konnten Bestandskunden von badenova sowie Roaming-Kunden an derselben Ladesäule weiterhin von badenova unter Anwendung der ladevorgangsscharfen Bilanzierung versorgt werden“, unterstreicht Hannes Meyer-Schönbohm, Projektleiter Elektromobilität beim Energiedienstleister Badenova aus Freiburg.
Und Peter Majer, Leiter der Unternehmensentwicklung- und Innovationsabteilung vom Stadtwerk am See, kommentiert: „Die Lösung, Ladesäulen in einem virtuellen Bilanzkreis abzubilden, ermöglicht es auch kleineren EMPs ihren Kunden deutschlandweit Fahrstrom ohne Roaming anzubieten“.
Im BANULA-Projekt wird zudem ein starker Fokus auf die Aspekte IT-Sicherheit und Datentransparenz gelegt. Vor diesem Hintergrund entwickeln die Teilnehmer eine passgenaue Softwarelösung auf Basis der Blockchain-Technologie. „Die Software erfüllt die Anforderungen für das Bewirtschaften virtueller Bilanzierungsgebiete und sorgt durch einen dezentralen und Open-Source-Ansatz für die notwendige Transparenz in der Prozesslandschaft und stärkt damit das Vertrauen in die, den Bilanzkreisen zugeordneten Energiemengen“, heißt es.
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