Autovermieter Hertz tauscht den CEO
Hertz hatte bekanntlich Mitte Januar verkündet, im Laufe dieses Jahres 20.000 Elektroautos verschiedener Hersteller in den USA zu verkaufen, also rund ein Drittel der weltweiten Elektroflotte des Vermieters. Offiziell soll diese Maßnahme „das Angebot und die erwartete Nachfrage nach Elektrofahrzeugen besser ausbalancieren“ und das Unternehmen „in die Lage versetzen, eine unverhältnismäßig große Anzahl von Mieten mit niedrigeren Margen zu eliminieren und die mit Elektrofahrzeugen verbundenen Schadenskosten zu reduzieren“. Die Agentur Bloomberg hatte seinerzeit von einer zusätzlichen Abschreibung von 245 Millionen Dollar berichtet.
Diese Abschreibung von fast einer Viertelmilliarde Dollar hat nun einen Wechsel in der Chefetage zur Folge. Der aktuelle CEO Stephen Scherr wird in wenigen Wochen seinen Posten abgeben, wie Hertz in einer Mitteilung bestätigt. Seinen Job übernimmt zum 1. April wie erwähnt Gil West. Laut dem Schreiben des Unternehmens hat Scherr sich selbst zum Rückzug entschieden, dort wird keine Begründung geliefert. In Medienberichten zu der Personalie wird allerdings klar ein Zusammenhang zu der eMobility-Kehrtwende hergestellt – es gab offenbar Differenzen zwischen Scherr und dem Verwaltungsrat.
Tom Wagner, stellvertretender Vorsitzender des Hertz-Verwaltungsrates, danke Scherr „für seinen Beitrag in den letzten zwei Jahren“, etwa bei einer „Reihe wichtiger strategischer Initiativen, deren weitere Umsetzung Gil nun leiten wird“. Scherr selbst gibt an, dass das Unternehmen gut aufgestellt sei und er sich darauf freue zu sehen, „wie das Unternehmen seine Strategie als führender Anbieter im Bereich Mobilität umsetzt“.
Scherr hatte die eMobility-Offensive bei dem Autovermieter nicht gestartet, die Bestellung von 100.000 Teslas wurde 2021 vor seinem Antritt beschlossen. Er hat das Vorhaben aber stark ausgebaut und etwa 175.000 E-Autos bei General Motors und 65.000 bei Polestar bestellt. Er hat also kräftig nachgelegt, anstatt die Entwicklung abzuwarten.
Gil West soll zwar an der strategischen Ausrichtung von Scherr festhalten, aber den wirtschaftlichen Turnaround schaffen. Die Leitung des operativen Geschäfts von Cruise war zwar eine wichtige Position in der Autobranche, der weitere Lebenslauf von West dürfte aber mindestens genauso wichtig für Hertz sein: West war auch COO von Delta Airlines. „Gils Erfolg bei der Führung von über 70.000 Mitarbeitern bei Delta und der Orchestrierung äußerst effektiver operativer Turnarounds wird ihn für die Führung von Hertz gut positionieren“, sagt Colin Farmer, Hauptdirektor des Hertz-Verwaltungsrates. „Er wird in der Lage sein, auf den strategischen Projekten aufzubauen, die während Stephens Amtszeit begonnen wurden, einschließlich Verbesserungen der Technologie, kommerzieller Partnerschaften und der Wiederbelebung unserer Wertmarken.“
0 Kommentare