Indien will E-Auto-Hersteller mit stattlichem Zoll-Nachlass sesshaft machen

Indiens Regierung hat ein Anreizprogramm verabschiedet, um das Land zur E-Auto-Produktionsdrehscheibe zu entwickeln. So können Autobauer eine begrenzte Anzahl an Elektroautos zu deutlich reduzierten Zöllen nach Indien importieren, wenn sie dort eine Produktion aufbauen.

Bild: Tesla

Die neue Richtlinie soll für Investitionen namhafter globaler E-Auto-Hersteller sorgen. Laut Reuters spiegelt sich in der ab sofort greifenden Richtlinie die lange Lobbyarbeit von Tesla wider. Dem texanischen Hersteller soll die Förderung besonders entgegenkommen. Die Lokalmatadoren Mahindra & Mahindra und Tata Motors waren nach Angaben der Nachrichtenagentur bis zuletzt gegen das Programm – und mussten auch direkt Börsenverluste hinnehmen.

Kern des Deals ist, dass Indien die Einfuhrsteuern auf bis zu 8.000 Elektroautos (mit einem Preis von 35.000 Euro oder mehr) pro Jahr senkt, wenn sich der entsprechende Autohersteller verpflichtet, mindestens 500 Millionen Dollar zu investieren und innerhalb von drei Jahren eine inländische Produktion zu starten. Die Regelung umfasst dabei noch einige Unterkritieren für die Investitionen und die Produktion. Klar ist aber: Indien schraubt den Steuersatz im passenden Fall für maximal fünf Jahre auf 15 Prozent herunter. Derzeit erhebt das Land auf importierte E-Fahrzeuge je nach ihrem Wert eine Steuer von 70 oder 100 Prozent (ab einer Preisgrenze von umgerechnet 40.000 US-Dollar). Dadurch sind die heimischen Hersteller klar im Vorteil.

„Wir laden globale Unternehmen ein, nach Indien zu kommen. Ich bin zuversichtlich, dass Indien ein globales Zentrum für die Herstellung von Elektroautos werden wird, was Arbeitsplätze schaffen und den Handel verbessern wird“, wird Handelsminister Piyush Goyal bei Reuters zitiert.

Dass Indien sich in diesem Punkt bewegt, zeichnete sich bereits im vergangenen Sommer ab. Schon seinerzeit berichtete die Nachrichtenagentur unter Berufung auf Insider, dass Indien eine deutliche Senkung der Importsteuer für Elektroautos erwäge, deren Hersteller sich auf eine lokale Produktion festlegen. Indiens Regierung würde damit einem Vorschlag von Tesla folgen, hieß es. Der texanische Elektroautobauer liebäugelt schon seit Jahren mit dem Bau einer E-Auto-Fabrik in Indien. Angeblich soll Tesla angeboten haben, ein 24.000-Dollar-Auto in einer noch zu bauenden Fabrik zu produzieren.

Von der gesenkten Importsteuer für E-Autos könnten auch andere Hersteller profitieren, etwa VinFast. Das vietnamesische Unternehmen hat vergangenen Monat mit dem Bau einer Fabrik im südlichen Bundesstaat Tamil Nadu begonnen. Die jährliche Kapazität soll sich Vinfast zufolge auf bis zu 150.000 Einheiten belaufen. Der Hersteller gab zudem jüngst an, zusammen mit der Landesregierung auf eine Gesamtinvestition von bis zu 2 Milliarden US-Dollar „hinzuwirken“ – inklusive einer Tranche von 500 Millionen US-Dollar für die erste Phase des Projekts, die sich über fünf Jahre erstrecken soll.

Bei Indien handelt es sich um den drittgrößten Automarkt der Welt. Laut Reuters machten Verkäufe von E-Fahrzeugen dort 2023 zwar nur etwa 2 Prozent der gesamten Autoverkäufe aus. Die Tendenz ist aber steigend. Die einheimischen OEMs stehen der Öffnung des Markts kritisch gegenüber. Das soll auch der Grund für das bisher eher vorsichtige Vorgehen der Regierung gewesen sein.

Andere Länder haben ihre Steuerpolitik bereits analog angepasst. Indonesien bietet beispielsweise investitionsbereiten E-Auto-Herstellern an, die Einfuhrzölle für Elektrofahrzeuge in Höhe von 50 Prozent komplett zu streichen. Damit soll das Land vor allem chinesische Unternehmen und Tesla anwerben wollen.

reuters.com, pib.gov.in

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