Köln: KVB nehmen E-Bus-Betriebshof Porz ans Netz
Das neue Depot der KVB befindet sich an der Kaiserstraße in Köln-Porz und erstreckt sich auf einem Areal mit 63.000 Quadratmetern, was annähernd neun Fußballfeldern entspricht. Das Gelände ist laut dem ÖPNV-Betreiber das Herzstück des bisherigen Dielektra-Geländes und lag rund 20 Jahre brach. Während die Dielektra (ursprünglich Meirowsky AG, später Siemens) hier Trafos und Isolatoren für die Elektroindustrie herstellte, beherbergt die KVB dort künftig gut 100 E-Busse. Der neue Betriebshof wird in zwei Baustufen errichtet, von denen die erste nun fertiggestellt wurde. Parallel werden die Linien 160, 161, 162, 165 und 166 von Diesel- auf E-Busse umgestellt.
Die Inbetriebnahme des Depots ist Teil des Programms „Smart City KVB“, mit dem der Kölner Verkehrsbetreiber die vollständige Umstellung auf Busse mit alternativen Antrieben bis 2030 anstrebt. Die Investitionen in den neuen Standort in Köln-Polz beziffert die KVB auf rund 35 Millionen Euro, wobei etwa 12,2 Millionen Euro vom Land Nordrhein-Westfalen beigesteuert werden.
Neben den klassischen Abstellflächen umfasst der Elektro-Busbetriebshof vor allem die Ladeinfrastruktur für E-Busse, eine Werkstatt und eine Waschanlage sowie ein Fahrdienstgebäude. Zudem baut die Rheinische Netzgesellschaft ein Umspannwerk. „Im neuen Betriebshof werden nach dessen Vollausbau rund 350 Arbeitsplätze angesiedelt sein – im Fahrdienst, in der Werkstatt und im Fahrdienstmanagement“, heißt es in einer begleitenden Mitteilung.
RheinEnergie liefert Strom über zwei 10 kV-Leitungen
Die E-Busse stehen unter freiem Himmel und werden dort über die an einer Konstruktion oberhalb der Fahrzeuge verlaufenden Ladeinfrastruktur geladen. Aktuell liefert die KVB-Konzernschwester RheinEnergie über zwei 10 Kilovolt-Leitungen Wechselstrom, der in einer Übergabestation auf dem Gelände registriert und auf die Verbraucher des Betriebshofes (Werkstatt, Fahrdienstgebäude etc.) sowie die Ladeinfrastruktur aufgeteilt wird. In zwei Trafos werde der 10 kV-Wechselstrom auf 750 Volt transformiert, auf Ladegeräte aufgeteilt und durch diese in Gleichstrom umgewandelt, teilt der Verkehrsbetrieb mit. „Die Stromflüsse werden dann über Leitungen entlang der Traversen auf die Ladehauben verteilt, wobei jedes Ladegerät je zwei Ladehauben ansteuern kann“.
Fährt ein E-Bus auf einen der Stellplätze, bewegt der Fahrer über einen Knopfdruck den Stromabnehmer des E-Busses in Richtung der darüber liegenden Ladehaube. Pantograf und Ladehaube kommen in Kontakt und die Technik tauscht die relevanten Daten aus. Der E-Bus fordert die notwendige Strommenge an – abhängig vom Batterie-Ladestand, der zur Verfügung stehenden Zeit und des nächsten Linieneinsatzes. Der nächste Fahrer löst per Knopfdruck den Stromabnehmer von der Ladehaube und kann die Fahrt starten. „Dabei erfolgt die Ladung der E-Busse mit Ökostrom“, betonen die Verantwortlichen. Auch der Betriebshof selbst sei – trotz der großflächigen Versiegelung – als „grüner Betriebshof“ angelegt – samt begrünten Dächern und Fassaden sowie insgesamt neun Photovoltaikanlagen mit bis zu 440 kWp.
In puncto Gebäude sind die Werkstatt mit angegliederten Sozialräumen für die Mitarbeitenden, eine Waschanlage und ein Fahrdienstgebäude für die Disposition von Fahrer/innen und Fahrzeugen sowie die Steuerung des Betriebs zu nennen. Für die individuelle Anfahrt der Mitarbeitenden stehen Pkw- und Zweiradstellplätze zur Verfügung. Hinzu kommt eine Energiezentrale, in der unter anderem die Heizung der Gebäude und die Bereitstellung von Warmwasser sowie die Löschwasserpumpen gesteuert werden.
Der KVB-Elektro-Busbetriebshof in Porz ist der erste reine E-Bus-Betriebshof in Nordrhein-Westfalen. Parallel wird aktuell beim bestehenden KVB-Betriebshof Nord in Köln-Riehl im Zuge der zweiten Ausbaustufe die dortige Ladeinfrastruktur komplettiert. Zuvor wurden bereits die dortige Werkstatt mit Blick auf die Bedürfnisse von E-Bussen erweitert und die erste Ausbaustufe der Ladeinfrastruktur in mehreren Abschnitten realisiert. Zukünftig steht auch der Umbau des Hürther Betriebshofes der Schilling-Gruppe (SOV) an – einem Tochterunternehmen der KVB.
Schneller im rechtsrheinischen Betriebsgebiet
Porz soll nun aber erstmal den Busbetrieb vereinfachen: Durch die Inbetriebnahme des neu geschaffenen Elektro-Busbetriebshofs müssen künftig die für das rechtsrheinischen Stadtgebiet benötigten Busse nicht mehr aus dem Betriebshof Nord in Riehl anrücken, wie es bisher meist der Fall war. Rund 40 Prozent des KVB-Busverkehrs spielen sich rechtsrheinisch ab. Der bisherige Ausrückweg beispielsweise von Riehl zur Haltestelle „Porz Markt“ war laut KVB 25 Kilometer lang und dauerte etwa 35 Minuten. „Diese langen Leerfahrten werden nun vermieden. Auch im Fall von kurzfristig notwendigen Ersatzbusverkehren können die rechtsrheinischen Stadtteile nun in vielen Fällen schneller erreicht werden, was im Sinne der Kundenorientierung von Vorteil ist“.
Parallel zu den Depots wird dem ÖPNV-Betreiber zufolge weiterhin Ladeinfrastruktur an Endhaltestellen im Stadtgebiet aufgebaut, so zum Beispiel aktuell an besagter Haltestelle „Porz Markt“. Künftig werde die Nachladung von E-Bussen auf der Strecke jedoch im Regelfall nicht mehr notwendig sein, da die Leistungsfähigkeit der Batterien inzwischen ausreichend groß ist, heißt es. Die Ladeinfrastruktur im Stadtgebiet behalte dennoch ihre Bedeutung im Fall von Störungen auf Betriebshöfen oder des Fahrbetriebs.
Die gesamte Busflotte der KVB (einschließlich SOV) umfasst derzeit 407 Fahrzeuge, darunter sind 81 elektrisch unterwegs. Weitere 12 E-Busse befinden sich im Zulassungsprozess und nochmals 24 E-Busse in der Herstellung bzw. kurz vor der Auslieferung. Und: Die KVB hat das Vergabeverfahren für weitere 46 E-Busse bereits angestoßen. Die Kölner gehörten einst zu den Pionieren: Mit der Umstellung der Linie 133 im Dezember 2016 wurde nach Angaben des Verkehrsbetriebs europaweit erstmals eine bestehende Innenstadtlinie auf den Betrieb mit Batterie-Gelenkbussen umgestellt. Nach und nach folgten die Linien 126 („MuLI-Linie“), 141, 145 und 149 (im linksrheinischen Stadtgebiet) sowie die Linien 150, 153, 159 und 196 (im rechtsrheinischen Stadtgebiet).
KVB mahnt „konstruktiven Ausweg“ aus Förder-Dilemma an
Die Inbetriebnahme des neuen Elektro-Busbetriebshofes Porz fällt in eine Zeit, in der sich der Bund aus der finanziellen Förderung der Antriebswende im ÖPNV zurückzieht. Die KVB gibt an, ihr Programm „Smart City KVB“ bisher jedoch nur durch die nennenswerte Unterstützung von Bund und Land realisieren zu können. „Bisher hat das Land rund 18,5 Millionen Euro zum Erwerb von E-Bussen beigetragen, weitere rund 26 Millionen Euro stehen aus. Der Bund beteiligte sich mit etwa 26,3 Millionen Euro. Zudem ist das Land bei der Umstellung der Busbetriebshöfe und der Ladeinfrastruktur im Stadtgebiet aktiv.“
Der Branchenverband VDV habe dem Bund Gesprächsbedarf signalisiert. Ohne die gemeinsame Gestaltung der Antriebswende drohe diese zu scheitern, betonen die KVB-Verantwortlichen. Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende der KVB, wählt deutliche Worte: „Ich erwarte, dass der Bund einen konstruktiven Ausweg findet und auch, dass die nächste Verkehrsministerkonferenz auf eine baldige Lösung drängt. Die Verkehrsunternehmen benötigen diese Fördermittel zur Erreichung der Klimaschutzziele. Klimaschutz ist eine volkswirtschaftliche Aufgabe und kann daher nicht ausschließlich auf die Unternehmen abgewälzt werden.“
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