Renault bereitet E-Motoren und Batterien wieder auf
Bei The Future is Neutral handelt es sich um das 2022 gegründete Tochterunternehmen der Renault Group mit Recycling-Fokus. Das neue Unternehmen strebt „in Europa bis 2030 die führende Position in der Kreislaufwirtschaft für Kraftfahrzeuge an“, wie es bei der Vorstellung vor eineinhalb Jahren hieß. Nun kündigt das Unternehmen an, für die Renault Group ein After-Sales-Angebot aufzulegen, das für Elektrofahrzeuge der Franzosen aufbereitete Komponenten umfasst.
Konkret wird es zur Zweitnutzung aufbereitete Elektromotoren für den Zoe, Twingo E-Tech, Kangoo E-Tech und Master E-Tech geben; wiederverwendbare Leistungselektronik für Zoe und Kangoo E-Tech sowie 2nd-Life-Batterien für den Zoe, Twingo E-Tech und Megane E-Tech. Am französischen Standort Flins will The Future is Neutral ab diesem Jahr für Elektrofahrzeuge eine Produktionskapazität im Umfang von „mehr als 3.000 aufbereiteten Bauteilen pro Jahr“ erreichen.
Das Kreislauf-Ökosystem soll aber über Flins hinausreichen. Die Renault Group kündigt ein „industrielles und kollaboratives System für Kreislaufwirtschaftslösungen von Flins über Bursa in der Türkei bis hin nach Sevilla in Spanien“ an. Die Standorte sollen die vier strategischen Säulen Re-trofit, Re-energy, Re-cycle und Re-start abbilden. Gemeint ist, dass Renault nicht nur im engeren Sinne recyclen will, sondern auch Gebrauchtwagen überholen und umrüsten, Batterieanalyse und -reparatur betreiben und den strukturellen Aufbau einer Kreislaufwirtschaft (durch Schulungen, Ausbildung und ein Inkubationsprogramm) anschieben will.
Im Herbst 2022 wurde The Future is Neutral als Unternehmen vorgestellt, das alte Autos als Rohstoffquelle für neue Autos erschließen will – und zwar nicht nur Renault-intern, sondern für alle Akteure der Branche. „Heute enthält ein Neuwagen nur 20 bis 30 Prozent recycelte Materialien aus allen Industriebranchen“, hieß es seinerzeit. Das recycelbare Material aus Altfahrzeugen werde hingegen meist für andere industrielle Anwendungen wiederverwendet, insbesondere in der Metallverhüttung und im Bauwesen. Ziel von The Future is Neutral ist es, „die Industrie in die Lage zu versetzen, bei der Produktion von Neufahrzeugen einen wesentlich höheren Anteil an recycelten Automobilmaterialien einzusetzen“. Eine Führungsrolle strebt das Unternehmen auch beim Recycling von Batterien in geschlossenen Kreisläufen an.
2030 will die Renault-Neugründung mit einem Umsatz von mehr als 2,3 Milliarden Euro und einer Marge von mehr als zehn Prozent in Europa die Kreislaufwirtschaft für Kraftfahrzeuge anführen. Dazu muss sie nicht bei null anfangen. Denn es besteht bereits ein Netz von Renault-Tochtergesellschaften und Partnern, die sich mit dem Sammeln und Recyceln von Teilen, Materialien und Batterien aus Schrottautos, Produktionsausschüssen oder Werkstätten befassen. Konkret nennt Renault seine Töchter Gaia, Indra und Boone Comenor sowie die Refactory in Flins.
Kurzfristig zielt das neue Unternehmen nach eigenen Angaben darauf ab, seine bestehenden Geschäftsbereiche auszubauen und innovative Möglichkeiten für die Automobilindustrie zu entwickeln. Zum schnellen Wachstum will The Future is Neutral für einen kleinen Teil seines Kapitals auch externe Investoren einbinden. Konkret, um „bis 2030 Investitionen in Höhe von rund 500 Millionen Euro zu kofinanzieren“, hieß es vor eineinhalb Jahren.
Luca de Meo, CEO der Renault Group, bezeichnete die Neugründung damals als weiteren Schritt im langjährigen Engagement Renaults für die Kreislaufwirtschaft. „Unsere Tochtergesellschaften sowie die Refactory in Flins haben bereits bewiesen, dass wir Aktivitäten entwickeln können, die während des gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs einen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Mehrwert schaffen. Auf der Grundlage dieser Erfahrungen beschleunigen wir die Entwicklung und gründen The Future is Neutral, ein Unternehmen, das alle unsere industriellen und technologischen Ressourcen sowie unser Netzwerk strategischer Partner bündelt.“
Aufgabe des Unternehmens sei es, das Geschäft strategisch und mit neuen Absatzmärkten auszubauen, indem es der Automobilindustrie, die mit der Herausforderung des Klimawandels, neuen gesetzlichen Bestimmungen und dem zunehmenden Druck auf die Ressourcen konfrontiert ist, geschlossene Recyclinglösungen anbietet, führte der Renault-Chef aus. „Unser Ziel ist es, das Recycling in eine neue Ära zu führen und der europäische Marktführer im Bereich der Kreislaufwirtschaft zu werden.“
Die Relevanz verdeutlicht Renault mit folgenden Zahlen: So erreichten jedes Jahr in Europa mehr als elf Millionen Fahrzeuge das Ende ihres Lebenszyklus. Jedes bestehe zu etwa 85 Prozent aus recycelbaren Materialien, allen voran aus Metallen und Kunststoffen.
presse.renault.de
5 Kommentare