Audis kompaktes Elektroauto könnte den MEB nutzen
Jetzt ist Tempo gefragt: Man strebe eine beschleunigte Entwicklungszeit von rund drei Jahren an, um sich gegen die Konkurrenz aus China zu behaupten, sagte Audi-Chef Gernot Döllner gegenüber „Autocar“. „Es wird ein wunderbares, einzigartiges, eigenständiges Fahrzeugkonzept sein, das in Ingolstadt produziert wird, und das wird etwas sein, auf das wir uns alle freuen können“, so Döllner.
Viele Details zu dem Fahrzeug gibt es aber noch nicht, aber zumindest eine Aussage zur Plattform des Modells: Döllner schloss nicht aus, dass das Modell den MEB nutzen wird, jedoch sei „die endgültige Entscheidung, welche Plattform wir nutzen werden, noch nicht gefallen.“ Nur: Was die Alternative zum MEB sein könnte, gab Döllner ebenfalls nicht an.
Die PPE, die bei Audi im Q6 e-tron debütiert, ist für größere Modelle ab der Mittelklasse gedacht – eben den Q6 und A6 e-tron und aufwärts. Für ein Kompaktmodell ist die aktuelle 800-Volt-Plattform vermutlich zu teuer. Die kommende SSP des VW-Konzerns dürfte zwar auch rund um das Jahr 2027 debütieren. Ob das so eingehalten werden kann, ist aber nicht klar. Und die beschleunigte Entwicklung eines Fahrzeugs in weniger als drei Jahren auf einer komplett neuen Plattform wäre ein sehr gewagtes Vorhaben – schon mit einer etablierten Plattform wäre es eine enorm verkürzte Entwicklungszeit.
Döllner schließt elektrischen Audi A1 aus
Sollte es also der MEB werden, ist schon klar, dass der kompakte Audi etwas höher ausfallen wird als der aktuelle Verbrenner-A3. VW-Markenchef Thomas Schäfer hatte bereits klar gemacht, dass es ein flacheres Kompaktauto mit den Abmessungen eines Golf erst mit der SSP geben könne und MEB-Fahrzeuge wie der ID.3 konzeptbedingt höher ausfallen. Daher kommt ein SSP-Elektro-Golf auch frühestens 2028. Die Frage, die Audi jetzt beantworten muss: Wie kann man ein teureres Audi-Modell von den bekannten MEB-Modellen abheben, wenn die Plattform 2027 de facto nicht mehr weiterentwickelt wird? Schon heute fällt es dem Audi Q4 e-tron schwer, sich vom VW ID.4/ID.5 und Skoda Enyaq abzuheben bzw. den üblichen Audi-Mehrpreis zu rechtfertigen.
Ein anderes Modell hat Döllner in dem Gespräch mit „Autocar“ aber klar ausgeschlossen: Es wird keine elektrische Nachfolge-Generation des A1 geben. „Wir werden keinen Nachfolger für den A1 oder Q2 haben, keinen direkten Nachfolger. Aber mit dem Modell unterhalb [des] Q4 im [A3]-Segment wird das definitiv unser Einstiegsauto sein“, so Döllner wörtlich. Auch „Autocar“ spekuliert, dass das neue Elektro-Einsteigsmodell gemäß der überarbeiteten Audi-Namensgebung wohl als A2 e-tron oder Q2 e-tron auf den Markt kommen dürfte – je nachdem, ob es eher ein SUV wird oder nicht.
Das „Handelsblatt“ erfuhr unterdessen, dass Döllner die Führungsstruktur bei Audi grundsätzlich umbauen will. Künftig sollen die Leiter der Baureihen deutlich mehr Verantwortung übernehmen. Ein Verantwortlicher soll eine Baureihe „von der Idee bis zum Produkt“ betreuen, so die Informationen aus nicht näher genannten Konzernkreisen. Ein solches Baureihenprinzip ist etwa von Porsche und BMW bekannt. Von der neuen Struktur erhoffe sich Döllner „mehr Unternehmertum“. Die Baureihen sollen also als „Unternehmen im Unternehmen“ geführt werden, wie das „Handelsblatt“ schreibt.
Bisher sind bei Audi viele solcher Produkt-Entscheidungen im Vorstand gefallen. Für die Umsetzung des Baureihenprinzips müssten also vor allem die Vorstände operative Kompetenzen abgeben, vom Vertrieb über die Beschaffung bis zur Produktion. Nach Döllners Vorstellung sollen die Vorstände aber ohnehin eher strategisch arbeiten. Bis zum Sommer soll das neue Prinzip umgesetzt werden.
autocar.co.uk (Einstiegsmodell), handelsblatt.com (Führungsprinzip)
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