Audis kompaktes Elektroauto könnte den MEB nutzen

Audi will sein neues Elektro-Einstiegsmodell unterhalb des Q4 e-tron voraussichtlich 2027 auf den Markt bringen. Das Kompaktmodell soll in einem beschleunigten Prozess entwickelt werden – denn derzeit ist noch nicht einmal entschieden, auf welcher Plattform der kleinste E-Audi basieren soll.

audi q6 e tron gernot doellner 2024 01 min
Bild: Audi

Jetzt ist Tempo gefragt: Man strebe eine beschleunigte Entwicklungszeit von rund drei Jahren an, um sich gegen die Konkurrenz aus China zu behaupten, sagte Audi-Chef Gernot Döllner gegenüber „Autocar“. „Es wird ein wunderbares, einzigartiges, eigenständiges Fahrzeugkonzept sein, das in Ingolstadt produziert wird, und das wird etwas sein, auf das wir uns alle freuen können“, so Döllner.

Viele Details zu dem Fahrzeug gibt es aber noch nicht, aber zumindest eine Aussage zur Plattform des Modells: Döllner schloss nicht aus, dass das Modell den MEB nutzen wird, jedoch sei „die endgültige Entscheidung, welche Plattform wir nutzen werden, noch nicht gefallen.“ Nur: Was die Alternative zum MEB sein könnte, gab Döllner ebenfalls nicht an.

Die PPE, die bei Audi im Q6 e-tron debütiert, ist für größere Modelle ab der Mittelklasse gedacht – eben den Q6 und A6 e-tron und aufwärts. Für ein Kompaktmodell ist die aktuelle 800-Volt-Plattform vermutlich zu teuer. Die kommende SSP des VW-Konzerns dürfte zwar auch rund um das Jahr 2027 debütieren. Ob das so eingehalten werden kann, ist aber nicht klar. Und die beschleunigte Entwicklung eines Fahrzeugs in weniger als drei Jahren auf einer komplett neuen Plattform wäre ein sehr gewagtes Vorhaben – schon mit einer etablierten Plattform wäre es eine enorm verkürzte Entwicklungszeit.

Döllner schließt elektrischen Audi A1 aus

Sollte es also der MEB werden, ist schon klar, dass der kompakte Audi etwas höher ausfallen wird als der aktuelle Verbrenner-A3. VW-Markenchef Thomas Schäfer hatte bereits klar gemacht, dass es ein flacheres Kompaktauto mit den Abmessungen eines Golf erst mit der SSP geben könne und MEB-Fahrzeuge wie der ID.3 konzeptbedingt höher ausfallen. Daher kommt ein SSP-Elektro-Golf auch frühestens 2028. Die Frage, die Audi jetzt beantworten muss: Wie kann man ein teureres Audi-Modell von den bekannten MEB-Modellen abheben, wenn die Plattform 2027 de facto nicht mehr weiterentwickelt wird? Schon heute fällt es dem Audi Q4 e-tron schwer, sich vom VW ID.4/ID.5 und Skoda Enyaq abzuheben bzw. den üblichen Audi-Mehrpreis zu rechtfertigen.

Ein anderes Modell hat Döllner in dem Gespräch mit „Autocar“ aber klar ausgeschlossen: Es wird keine elektrische Nachfolge-Generation des A1 geben. „Wir werden keinen Nachfolger für den A1 oder Q2 haben, keinen direkten Nachfolger. Aber mit dem Modell unterhalb [des] Q4 im [A3]-Segment wird das definitiv unser Einstiegsauto sein“, so Döllner wörtlich. Auch „Autocar“ spekuliert, dass das neue Elektro-Einsteigsmodell gemäß der überarbeiteten Audi-Namensgebung wohl als A2 e-tron oder Q2 e-tron auf den Markt kommen dürfte – je nachdem, ob es eher ein SUV wird oder nicht.

Das „Handelsblatt“ erfuhr unterdessen, dass Döllner die Führungsstruktur bei Audi grundsätzlich umbauen will. Künftig sollen die Leiter der Baureihen deutlich mehr Verantwortung übernehmen. Ein Verantwortlicher soll eine Baureihe „von der Idee bis zum Produkt“ betreuen, so die Informationen aus nicht näher genannten Konzernkreisen. Ein solches Baureihenprinzip ist etwa von Porsche und BMW bekannt. Von der neuen Struktur erhoffe sich Döllner „mehr Unternehmertum“. Die Baureihen sollen also als „Unternehmen im Unternehmen“ geführt werden, wie das „Handelsblatt“ schreibt.

Bisher sind bei Audi viele solcher Produkt-Entscheidungen im Vorstand gefallen. Für die Umsetzung des Baureihenprinzips müssten also vor allem die Vorstände operative Kompetenzen abgeben, vom Vertrieb über die Beschaffung bis zur Produktion. Nach Döllners Vorstellung sollen die Vorstände aber ohnehin eher strategisch arbeiten. Bis zum Sommer soll das neue Prinzip umgesetzt werden.

autocar.co.uk (Einstiegsmodell), handelsblatt.com (Führungsprinzip)

8 Kommentare

zu „Audis kompaktes Elektroauto könnte den MEB nutzen“
Christian
22.03.2024 um 09:50
Wenn der A2 e-tron auf MEB+ mit Steuergeräte-Albtraum und fehlender OTA-Fähigkeit basiert, ist er schon zum scheitern verurteilt. Wer soll das kaufen, wenn den Golf 9 und Cupra Born 2 nur 1 Jahr später auf SSP gibt??? Alle anderen Wettbewerber haben dann schon 800V Plattformen mit Zentralrechner in der Kompaktklasse am Start. Dann lieber auf SSP warten!
Talis
22.03.2024 um 12:21
Im Moment sehe ich noch praktisch gar keine Modelle mit 800V-Plattform in der Kompaktklasse. Und das wird sich auch nicht so schnell ändern, da die Technik deutliche Mehrkosten hat (siehe Hyundai/Kia, die zukünftig im Kompaktbereich auch auf 400V gehen werden), aber bei kleinen Akkus auch gar nicht ausgenutzt werden kann.Und dass eine noch überhaupt gar nicht existierende Plattform angeblich eine fehlende OTA-Fähigkeit aufweisen soll, zeigt eigentlich nur, dass du ein Fanboi eines Wettbewerbers bist, dem Wunschdenken über alles geht.
Götz Grütze
25.03.2024 um 07:50
Hallo Talis, genauso ist es, eine 800V Technik ist in Kompakten und Kleinwagen finanziell nicht realisierbar. Und OTA wird möglich sein.
Christian
22.03.2024 um 15:02
Da liegen Sie größtenteils daneben. Macht nichts.
Karl-Heinz
23.03.2024 um 13:40
Spinner :D
D-Tric
22.03.2024 um 12:25
"Sollte es also der MEB werden, ist schon klar, dass der kompakte Audi etwas höher ausfallen wird als der aktuelle Verbrenner-A3" - dann lasst es lieber ganz bleiben! Von einem Teil der Golf-Kundschaft wird sowas vielleicht noch toleriert, vom typischen A3-Fahrer vermutlich nicht.
H C. Thumm
22.03.2024 um 13:28
Würde man die Karrosserieform (hohe Sitzposition und trotzdem wegen der geringen Breite wenig Frontfläche) des A2 zum Elektroauto umbauen wäre das perfekt. BMW hat vorgemacht wie das geht und ausserdem stand auf der letzten IAA in Frankfurt schon mal so ein Prototyp von Audi. So wäre auch eine schnelle Entwicklungszeit möglich!
Skodafahrer
23.03.2024 um 08:26
Audi wird wohl MEB EVO benutzen, nicht die aktuelle MEB Generation. MEB EVO wird die Einheitszelle nutzen, das ist ein neues Zellformat mit unterschiedlicher Zellchemie, je nach Anwendung.

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