Megawattladen: MAN eTruck zieht sich 700 kW an MCS-Prototypgerät von ABB

ABB E-mobility und MAN haben das Megawattladen erstmals öffentlich demonstriert. Der MAN eTruck lud an einer Prototyp-Ladesäule von ABB mit mehr als 700 Kilowatt und 1.000 Ampere. MAN-Chef Alexander Vlaskamp mahnt zur Eile: „Für den Roll-out haben wir nicht mehr viel Zeit.“

man abb megawatt mcs 2024
Bild: MAN

Der Ladevorgang mit ABBs Megawatt-Ladesystem vor Publikum erfolgte im Entwicklungszentrum von MAN in München. Für die Ladezeit der Batterie – von 10 auf 80 Prozent – gibt der Nutzfahrzeughersteller „rund eine halben Stunde“ an. Und: Ein E-Lkw könne künftig während der gesetzlichen Lenkzeitpause (die bekanntlich 45 Minuten beträgt) seine Reichweite um rund 300 bis 400 km verlängern, heißt es weiter. Diese Werte stimmen optimistisch!

MAN Truck & Bus und ABB E-mobility hatten Anfang des Jahres einen exklusiven Kooperationsvertrag zur technischen Zusammenarbeit unterzeichnet. Der erste Bereich für die Partnerschaft ist besagtes Megawattladen per MCS. Laut MAN handelte es sich bei dem Demonstrationsgerät um den ersten Prototyp des Megawatt-Ladesystems von ABB in Deutschland. Mit Scania arbeiten die Schweizer Ladespezialisten beim MCS-Laden bekanntlich ebenfalls zusammen.

Ziel der Kooperationen ist es, Probleme für die ersten Nutzer von MCS-fähigen Trucks zu vermeiden. Vor diesem Hintergrund sollen bei den Software- und Interoperabilitätstests mit Fahrzeug und Ladestation potenzielle Fehler erkannt und behoben werden, damit frühzeitig eine zuverlässige Infrastruktur zur Verfügung steht. Floris van de Klashorst, Senior Vice President Products & Hardware Platforms bei ABB E-mobility, kündigte im Januar an, dass es bis 2025 ein Produkt geben soll, „das den Anforderungen der Logistik entspricht“.

Ausgelegt ist das Megawatt Charging System auf eine Ladespannung von bis zu 1.250 Volt und eine Stromstärke von 3.000 Ampere. Das entspricht theoretisch einer Ladeleistung von bis zu 3,75 Megawatt. Zum Vergleich: Heutige Ladesäulen mit dem CCS-Standard (Combined Charging System) können von Pkw und Nutzfahrzeugen genutzt werden und bieten maximal 400 kW Ladeleistung bei 500 Ampere. Anders als bei E-Autos ist die Position des Ladeports an den Fahrzeugen für MCS standardisiert. Der Ladeport wird sich an der linken Fahrzeugseite befinden, in einem Bereich zwischen zwei und 4,80 Metern hinter der Stoßstange. Dort soll er ungefähr auf Hüfthöhe liegen. Diese einheitliche Position soll den Aufbau der Ladeparks vereinfachen. Erste Ladeanlagen-Layouts hatte CharIN bereits beispielhaft gezeigt.

ABB E-mobility und MAN haben nun zunächst gut 700 kW Ladeleistung mit prototypischer Ladetechnik demonstriert. „Mit der Finalisierung des MCS-Standards werden bereits Ladeleistungen über einem Megawatt möglich sein“, heißt es aus der MAN-Zentrale. Das internationale Standardisierungsverfahren des Megawatt Charging Systems werde voraussichtlich in diesem Jahr abgeschlossen sein. ABB E-mobility und MAN wirken daran im internationalen Industrieverband CharIN mit. MAN betont, dass die neue Technologie bereits bestehende Lösungen ergänze. Denn: „Dem Laden im Depot mit geringeren Ladeleistungen wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle zukommen.“

Michael Halbherr, CEO von ABB E-mobility, kommentiert die Megawatt-Ladedemonstration wie folgt: „Mit MCS wird ein nachhaltiger Fernverkehr mit Lkw und Bussen in naher Zukunft möglich. Das haben wir heute bewiesen. Auch wenn wir hier noch einen Protoypen zeigen: Mit dem neuen MCS-Standard haben wir binnen weniger Jahre nicht nur die Stromstärke, sondern auch die Ladeleistung verdoppelt.“ Um die Energiewende im Transport zu schaffen, benötige man Lösungen, die nachhaltig, zuverlässig und wirtschaftlich sind. „Dafür müssen wir integrativ denken und zusammenarbeiten. Auch die heutige Demonstration ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit von MAN und ABB E-mobility und der gesamten Industrie.“

Alexander Vlaskamp, CEO von MAN Truck & Bus, bekräftigt derweil seine Forderung nach mehr Tempo beim Ausbau der Ladeinfrastruktur: „Das Ziel sind 30.000 MCS-Ladepunkte in Europa bis 2030, rund 4.000 davon in Deutschland. Heute haben wir eine der ersten Ladesäulen in Betrieb genommen. Für den Aufbau haben wir nicht mehr viel Zeit. Die Elektro-Trucks sind verfügbar, das Megawatt-Charging funktioniert. Wir brauchen jetzt klare Signale der Politik, nicht zuletzt, um Vertrauen bei unseren Kunden für die Elektrifizierung aufzubauen. Wir müssen die Infrastruktur jetzt schnell aufbauen und skalieren.“

press.mantruckandbus.com, new.abb.com

7 Kommentare

zu „Megawattladen: MAN eTruck zieht sich 700 kW an MCS-Prototypgerät von ABB“
Weiß René
23.03.2024 um 02:45
Das klingt ja alles sehr schön aber hat schon einmal jemand ausgerechnet wie viel Strom es braucht um wie von oben gewünscht alle Diesel Lkw durch Batterie Elektrotechnike zu ersetzen und wo soll der ganze Strom herkommen ohne neue AKW 's und da ist der Strom für all die pkw's und Wärmepumpen noch gar nicht dabei. Auch fehlt da noch der "normale"Strom Licht und kochen ganz zu schweigen von dem Strom für die Industrie. Wie viele Windräder wollen wir da bauen?
DiMai
23.03.2024 um 20:30
Das ist doch schnell gerechnet. Kriegst Du auch selber hin. Spoiler: Mit Photovoltaik + Speicher machbar. Mit ein paar mickrigen Kernkraftwerken, die stehen bleiben müssen, weil die Flüsse wärmer werden (google mal Sommer + Frankreich + Kernkraft), die jeweils nur so 1GW machen, würd es eher nix werden.
Lothar Schneider
23.03.2024 um 19:47
Alles so schön beschrieben, allerdings hat die Sache einen großen Haken !! Jeden Abend um 17 Uhr sind alle Lkw Parkplätze in Deutschland komplett überfüllt und wenn nur 20 Prozent Abends laden wollen oder müssen dann müssten pro Rastanlage oder Parkplatz mindestens je nach Größe zwischen 40 und 180 Ladesäulen stehen für Lkw und das mit Wartezeit bevor man drankommt,aber schlafen oder ruhen will/muss man auch. Ich sage datt wird nix kann zu schweigen wie schon in anderen unzähligen Kommentaren,wo soll der Strom herkommen !!
Jensen
24.03.2024 um 15:17
Eine Windkraftanlage erzeugt pro Jahr ca. 15 Millionen kWh . Ein Auto wird in Deutschland pro Jahr knapp 15.000 km gefahren .Eine Windkraftanlage versorgt somit 5000 Autos . Durch die Schnelladeltechnik werden ganz neue Möglichkeiten für das Netzdienliche Laden geschaffen ,die ich persönlich heute schon nutze ( aus Kostengründen ).Bei Dunkelflaute wird natürlich nicht mehr als nötig nachgeladen . Autos stehen die meiste Zeit eh nur rum .Wenn es für LKWs Wechsel Akkus gäbe wäre es ideal.
Nils
25.03.2024 um 10:15
Schön abgelesen und abgeschrieben, aber welcher LKW fährt denn nur 15.000 Km im Jahr ? Das ist im PKW Bereich eine Laufleistung wo man auf ÖVN umsteigen sollte, aber im LKW Bereich eher die Monatsleistung .... und dann rechne mal neu.
John
25.03.2024 um 14:30
Dazu kommt doch noch dass die Infrastruktur für die MCS an der Raststätte auf den maximalen Bedarf ausgelegt werden muss. Wenn ein LKW mit 1MW lädt, dann benötigen drei LKWs 3 MW Ladeleistung und die an der Raststätte! Wer schreibt die Batterien für die Pufferung ab? Oder wird dann eine 110 kV Leitung an jede Raststätte gelegt?
Tulle
08.04.2024 um 20:34
Wo siehst du das Problem? Gerade wen oft und viel geladen wird, rechnet sich das schnell. Und waum nicht an jede Raststätte mit 25 KV fahren. E- LKW werden vorerst vorrangig Mittelstrecken bis 500km bedienen. Wenn da am Anfangs- und Endpunkt vernünftige Ladeleistung vorhanden ist, brauchen die allenfalls kurz Zwischenladen. Die sind jetzt da, wo die PKW vor 5 Jahren waren.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert