Van Hool stellt Antrag auf Gläubigerschutz

Der belgische Bushersteller Van Hool hat beim Handelsgericht von Mechelen Gläubigerschutz beantragt. Man wolle sicherstellen, dass der Betrieb bis auf Weiteres aufrechterhalten werden kann, um den Verhandlungen mit den Banken und potenziellen Übernahmekandidaten noch eine Chance zu geben. (Update am Artikelende)

Bild: Van Hool

Dass es nicht gut um den Bushersteller geht, hatte sich bereits in den vergangenen Wochen abgezeichnet. So wurde Mitte März bekannt, dass das Management die Produktion und den Verkauf von Stadtbussen (auch jenen mit Elektroantrieb) komplett einstellen will, da man angesichts der eigenen Kostenstruktur und auch Management-Fehlern in der Vergangenheit keine Chancen mehr sieht, im Segment der zunehmend elektrischen Stadtbusse konkurrenzfähig zu sein.

Auch bei dem Gläubigerschutzverfahren geht es jetzt wohl nicht mehr um die E-Stadtbusse, sondern primär um eine Finanzierung für den Sanierungsplan. Diesen will das Management bis Ende März vorstellen.

Allerdings ist in belgischen Medien bekanntlich bereits durchgesickert, was kommen dürfte: Der Plan sieht einen strategischen Fokus auf luxuriöse Reisebusse vor, da Van Hool hier weniger Konkurrenz sieht und so bessere Preise erzielen will. Diese Fahrzeuge sollen aber nicht mehr in Belgien hergestellt werden (dort soll nur die Anhänger-Fertigung erhalten bleiben), sondern aus dem bestehenden Werk in Nordmazedonien kommen. Dort werden bisher Stadtbusse hergestellt. Wird deren Produktion eingestellt, werden dort Kapazitäten frei – und die Luxus-Reisebusse könnten dort deutlich günstiger produziert werden als in Belgien. 

Update 09.04.2024: Wenige Wochen nach dem Antrag auf Gläubigerschutz wurde Van Hool für bankrott erklärt. Das hat das Unternehmen selbst mitgeteilt. Dennoch deuten die Zeichen derzeit darauf hin, dass es zumindest für einen Teil des Unternehmens eine Zukunft gibt, denn offenbar sollen der niederländische Bushersteller VDL und der deutsche Anhänger-Spezialist Schmitz Cargobull die insolvente Firma übernehmen – das Duo ist an den jeweiligen Sparten von Van Hool interessiert. So sollen angeblich 650 bis 950 Arbeitsplätze bei Van Hool erhalten bleiben.

Was das für die Zukunft der elektrischen Stadtbusse bei Van Hool bedeutet, steht mangels eines finalen Deals noch nicht fest. VDL hat selbst elektrische Stadtbusse im Angebot, daher wird den Niederländer vor allem ein Interesse an den Reisebussen von Van Hool und der dortigen Kundenbasis der Belgier nachgesagt. Das könnte bedeuten, dass die E-Stadtbusse von Van Hool keine Zukunft haben – bestätigt ist das aber wie erwähnt noch nicht.

Bis zur vergangenen Woche waren Berichten zufolge auch noch das niederländische Unternehmen Vlastuin und der flämische Unternehmer Guido Dumarey im Rennen – gerade Dumarey wollte mehr Arbeitsplätze in Belgien erhalten als VDL und Schmitz Cargobull. Laut lokalen Medienberichten soll der Unternehmer am Dienstag, den 9. April, ein weiteres, verbessertes Angebot vorgelegt haben. Dabei wird Dumarey offenbar von ABC Companies, dem US-Händler von Van Hool, unterstützt. „Es liegt nun an den Treuhändern, zu vergleichen, welches Angebot das beste ist“, wird er zitiert.

Konkret will ABC Companies 40 Prozent übernehmen, Dumarey 60 Prozent. Dem US-Unternehmen geht es dabei angeblich um jene 40 Prozent, die bisher bei der Familie lagen – diese will ABC dem Vernehmen nach nicht in die Hände von VDL übergehen lassen. Seitens Dumarey klingt das anders: „ Wir bieten gemeinsam – sie zu 40 Prozent, wir zu 60 Prozent – ​​für die Bussparte sowohl in Amerika als auch Mazedonien. In Belgien interessieren uns die Serviceabteilung, die Forschungs- und Entwicklungsabteilung , der (After-)Sales und die Organisation, die für die Durchführung all dieser Aktivitäten erforderlich ist.“

brf.be, sustainable-bus.com, rtl.be (auf Französisch), sustainable-bus.com (Update)

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