H2 Mobility schließt drei Wasserstoff-Tankstellen dauerhaft
Auch in Derching bei Augsburg und in Wuppertal werden laut der Website von H2 Mobility zum 1.4. bzw. zum 1.6. die Wasserstofftankstellen dauerhaft vom Netz genommen. Bei allen drei Standorten ist dort ein „wichtiger Hinweis“ zu finden. Im Falle von Koblenz lautet dieser:
„Diese Tankstelle wird zum 01.04.2024 dauerhaft vom Netz genommen. Wir errichten zukünftig neue Stationen und rüsten bestehende Tankstellen nach. Ausgewählte Standorte werden stillgelegt und dabei möglichst viele Anlagenkomponenten wiederverwertet. Mit diesen Maßnahmen schaffen wir die Voraussetzung für ein modernes, leistungsfähiges H2-Tankstellennetz der Zukunft. Wir wünschen Ihnen weiterhin gute und sichere Fahrt. Ihr H2 MOBILITY Team“.
An der Wasserstoff-Tankstelle auf dem Gelände eines Autohofes an der A61 ist auch ein entsprechendes Hinweisschild mit gleichlautendem Text aufgestellt, wie Fotos des SWR zeigen. Die Koblenzer Tankstelle wurde im Herbst 2017 als „Leuchtturmprojekt in Rheinland-Pfalz“ eröffnet – damals als dritte Wasserstoff-Tankstelle in Deutschland. Gefördert wurde der Standort mit rund 900.000 Euro vom Bund. Zurückgezahlt werden müssen diese Fördergelder aber nicht: Laut H2 Mobility ist der Zeitraum, in dem dieses Fördergeld zweckgebunden genutzt werden musste, verstrichen.
Die Auswirkungen der drei Standort-Schließungen sind unterschiedlich stark. Während mit dem Wegfall der H2-Station in Wuppertal auf dem Gelände einer Shell-Tankstelle nur eine kleine Lücke entsteht (weitere Stationen befinden sich in Düsseldorf, Ratingen, Duisburg, Mülheim an der Ruhr, Essen, Herten und Kamen), ist der Standort Koblenz lokal relevanter. An der A61 befindet sich die nächste Station in Mönchengladbach oder mit einem Umweg über die A565 in Bonn. Im Süden ist an der A61 bis zum Dreieck Hockenheim keine einzige H2-Tankstelle in Betrieb, über Umwege wäre etwa Wiesbaden zu erreichen. Die von Koblenz aus nächstgelegene H2-Tankstelle befindet sich im hessischen Limburg an der Lahn.
Und im Falle von Derching gibt es ab Sommer zwischen Ulm und München keine weitere Wasserstoff-Tankstelle. Mit etwas Planung sind zwar rund um alle drei Standorte noch Langstreckenfahrten möglich, für lokale Nutzer der Standorte werden aber künftig teils große Umwege nötig, um ihr Fahrzeug mit Wasserstoff zu betanken. Und ein ordentlicher Teil der Reichweite geht alleine für den Hin- und Rückweg zur Tankstelle drauf.
Im Falle von Koblenz dürfte auch das Alter der Tankstelle eine Rolle gespielt haben, denn die Technologie der Wasserstoff-Tankstellen hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. So sind etwa die Kompressoren effizienter geworden, was die Energiekosten für den Betrieb der Tankstelle senkt. Und H2 Mobility legt seinen Fokus beim Ausbau des Netzes bekanntlich auf Nutzfahrzeuge, die bei den schweren Exemplaren vorrangig mit 350 statt 700 bar Druck (wie Pkw und Transporter) betrieben werden. Bei allen drei betroffenen Standorten handelt es sich hingegen um reine 700-bar-Standorte, die für schwere Nutzfahrzeuge also nicht geeignet sind.
Zumindest für Koblenz gibt es noch eine kleine Hoffnung: „Der Weiterbetrieb des Standorts in Koblenz ist nach eingehender Prüfung durch unser Haus nach aktuellem Stand leider nicht möglich. Sollten Bemühungen lokaler Akteure zum Fortbestand dieser Tankstelle aus- oder ohne Erfolg bleiben, wird diese Station leider zum 01. April vom Netz genommen“, teilte H2 Mobility gegenüber dem SWR mit. Ob diese Bemühungen der lokalen Akteure aber innerhalb weniger Tage (oder auch danach) erfolgreich sind, ist offen.
In Deutschland sind derzeit nur drei Tankstellen kurz vor der Schließung, am grundsätzlichen Ausbau hält H2 Mobility fest. Im Ausland ist die Lage inzwischen anders: Im Februar hatte Shell angekündigt, seine Wasserstoff-Tankstellen in Kalifornien zu schließen – die Standorte in Großbritannien hatte der Energiekonzern bereits 2022 geschlossen. Und in Dänemark hatte der Betreiber Everfuel im September 2023 angekündigt, seine „unrentablen“ Wasserstoff-Tankstellen für Pkw zu schließen. Tankstellen für schwere Nutzfahrzeuge mit 350 statt 700 bar will aber auch Everfuel weiter betreiben.
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