Eingestürzte Brücke von Baltimore könnte Transport von Elektroautos bremsen

Die eingestürzte Brücke im Hafen von Baltimore betrifft die Frachtrouten vieler Autohersteller, darunter Mercedes-Benz und vermutlich auch Tesla. Für die Verfügbarkeit einzelner Fahrzeuge in Europa könnte das Folgen haben. Denn Baltimore ist der größte Importhafen für Autos in den USA, wird aber auch für den Export genutzt.

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Symbolbild
Bild: Pixabay/12019

Kurzer Rückblick: Am Dienstag war ein Stützpfeiler der Francis-Scott-Key-Brücke, die den Hafen von Baltimore quert, von einem Frachtschiff gerammt worden. In der Folge sind Teile der Brücke wenige Momente später eingestürzt. Sechs Bauarbeiter, die zu diesem Zeitpunkt auf der Brücke tätig waren, gelten noch als vermisst.

Mit der eingestürzten Brücke und den laufenden Arbeiten sind Teile des Hafens derzeit nicht erreichbar. Baltimore gilt als der wichtigste Importhafen der USA, vor allem für Fahrzeuge. Über zwei Terminals wickeln zahlreiche Autobauer ihre Importe ab, etwa Mercedes, BMW und Volkswagen. Das Terminal Dundalk, das VW und BMW nutzen, liegt aber vor der Brücke und ist somit weiter erreichbar.

Das Terminal Fairfield, das etwa von Mercedes-Benz genutzt wird, liegt jedoch hinter der Brücke und ist derzeit also vom Meer aus nicht zu erreichen. Wie die „WirtschaftsWoche“ spekuliert, dürfte der Zugang „vermutlich auf Wochen“ versperrt sein. Eine Mercedes-Sprecherin gab gegenüber dem Magazin an, dass man gemeinsam mit den Logistikpartnern prüfe, die Lieferwege in den USA anzupassen. Sprich: Vorerst auf andere Häfen auszuweichen.

Weg zur Normalität wird „nicht schnell und nicht billig“

Mit 600.000 eingeführten Fahrzeugen im Jahr 2022 ist Baltimore zwar ein großer Importhafen, es wurden aber auch 200.000 Fahrzeuge aus den USA exportiert. 2023 wurden laut der Maryland Port Administration 750.000 Fahrzeuge verladen, dabei wurde aber nicht nach Import und Export unterschieden. US-Verkehrsminister Pete Buttigieg nannte zwar keinen Zeitraum, gab aber an, dass der Weg zur Normalität „nicht schnell und nicht billig“ sein werde. Das US-Portal Teslarati will von Hafen-Insidern erfahren haben, dass man in Baltimore sogar von einer Schließung bis zu drei Monaten ausgehe.

Auf Anfrage von electrive teilte eine Mercedes-Sprecherin mit, dass der Autobauer neben Baltimore auch andere Häfen in den USA wie etwa Brunswick und Charleston für den Import nutze. Aus „wettbewerbsrechtlichen Gründen“ werde man aber nicht weiter ins Detail gehen. Es ist also offen, ob und wie die importierten E-Autos von Mercedes – angeboten werden dort etwa der EQB (Kecskemet), die EQE Limousine (Bremen) und die EQS Limousine (Sindelfingen) – derzeit ins Land kommen. Im US-Werk Tuscaloosa werden der EQE SUV und EQS SUV gebaut. Diese können weiter ohne Probleme nach Europa verschifft werden. „Der Vorfall hat keine Auswirkungen auf den Fahrzeug-Export“, so die Sprecherin.

Laut der „Wiwo“ nutzt auch Tesla das Terminal Fairfield, „um Fahrzeuge in alle Welt zu verschiffen“. Eine Stellungnahme des Unternehmens oder von Elon Musk ist noch nicht bekannt. Für Europa dürfte die Blockade maximal bei den Oberklasse-Modellen Model S und Model X relevant sein. Denn das Model Y wird in allen Antriebsvarianten in Grünheide gebaut und das Model 3 Highland kommt aus der Giga Shanghai nach Europa. Das auf Tesla spezialisierte Portal Teslarati schreibt, dass zumindest die ersten Plaid-Fahrzeuge des Model S und Model X über Baltimore nach Europa gebracht wurden – damals ein Scoop von Telsarati. Sollte das immer noch der Fall sein, könnten sich die Lieferzeiten bei den beiden Modellen womöglich verlängern – mangels offizieller Stellungnahme ist das aber nicht gesichert.

General Motors gab laut der „New York Times“ an, dass der Vorfall nur „minimale Auswirkungen“ auf seine Tätigkeiten habe. Stellantis diskutiert die Auswirkungen noch mit seinen Transportpartnern und will die Situation weiter beobachten. Toyota erwartet laut dem Bericht ebenfalls eine signifikante Unterbrechung.

Die Suche nach Ersatz-Häfen ist allerdings nicht so simpel, wie man zunächst denken könnte. Denn nicht jeder Hafen kann Autos an- und abladen. Fahrzeuge werden meist mit sogenannten RoRo-Transportern verschifft, also Roll-on, Roll-off. Fehlt das Equipment oder der Platz am Anleger und zum Zwischenparken der Fahrzeuge, ist entweder das Beladen oder das Entladen nicht möglich. Es kommt also nicht nur darauf an, einen Auto-Hafen mit freien Kapazitäten zu finden, sondern auch einen mit den geeigneten Anlagen.

Quelle: Info per E-Mail, wiwo.de, teslarati.com, nytimes.com

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