„E-Mobilität in Flotten: Steht der Durchbruch bevor?“ – Michael Gergen von Dataforce
Zunächst blickte der Flotten-Experte bei unserer Online-Konferenz aber nicht auf den sonst in Dataforce-Studien viel zitierten „relevanten Flottenmarkt“, sondern die privaten Neuzulassungen von Pkw – und das über alle Antriebsarten hinweg. „2023 war das dritte Jahr in Folge, in dem wir bei deutlich unter einer Million Autos gelandet sind, auch der Auftragseingang im Handel war niedrig“, berichtete Gergen. Konkret waren 933.147 der 2,84 Millionen Neuzulassungen auf private Halter eingetragen.
„Es gibt aber einen Hoffnungsschimmer für die Aufträge: den Flottenmarkt! 2023 war hier ein starkes Jahr mit einem neuen Rekordwert von 976.698 Zulassungen“, so Gergen. Die restlichen rund 930.000 Neuzulassungen verteilen sich auf die Segmente Fahrzeugbau (also die Hersteller selbst), Fahrzeughandel und Autovermieter – diese drei kleineren Bereiche werden nicht zu den gewerblichen Zulassungen gezählt. Und wie Gergen vorträgt, kommt das Wachstum von 12,5 Prozent bei den gewerblichen Haltern vor allem von größeren Flotten, besonders die Klassen 100 bis 499 Fahrzeuge und 500+ Fahrzeuge haben hier zugelegt. Bei kleinen Flotten von 1-9 Fahrzeugen gingen die Neuzulassungen sogar leicht zurück.
Und bei den E-Autos? Hier haben die Privatkunden mit 23,9 Prozent sogar einen etwas höheren E-Anteil als die Flottenkunden mit 18,8 Prozent. Doch nicht nur das Wachstum von 16,7 Prozent aus dem Jahr 2022 spricht für die Bedeutung des Flottenmarkts, sondern vor allem die Haltedauer der Fahrzeuge. Laut der Dataforce-Datenbank werden Privat-Pkw im Schnitt alle 11,2 Jahre ersetzt, Firmenautos hingegen bereits nach 4,7 Jahren. Und in Flotten mit mehr als zehn Autos werden die Fahrzeuge im Schnitt schon nach 3,4 Jahren erneuert!
„Der Bestand, den es gibt, wird in der Flotte viel, viel schneller getauscht werden. Wenn ich mich als Privatkunde entscheide, jetzt auf ein E-Auto umzusteigen, werde ich statistisch gesehen erst in elf Jahren ein neues Auto kaufen. Deshalb dauert es extrem lange, bis der private Bestand umgestellt ist. Mein Nachbar, der einen Dienstwagen fährt, hatte in dieser Zeit drei unterschiedliche Autos. Hier wird der Wandel zur Elektromobilität sehr viel schneller gehen“, so Gergen.
Klar ist aber: Die Änderung am Umweltbonus zum Jahreswechsel 2022/2023 hat – nicht nur bei den Plug-in-Hybriden – für Änderungen gesorgt, sondern bei den Firmenkunden auch der Stichtag 1. September, weil gewerbliche Halter seitdem gar keinen Umweltbonus mehr erhalten haben. Auch 2024 sieht Gergen als „Jahr zum Luftholen“, in dem die Diesel-Anteile sogar wieder leicht steigen. Eine Trendumkehr ist das aber nicht, denn in der Dataforce-Prognose wird es 2025 einige Umstürze im Flottenmarkt geben.
E-Fahrer bleiben E-Fahrer
Die Zeiten von 90 Prozent Diesel-Anteil in der Flotte sind bereits seit einigen Jahren vorbei, aber immer noch ist der Diesel die stärkste Antriebsart. 2025 wird das laut Dataforce nicht mehr so sein, dann ist der Diesel nur noch die Nummer 3 – knapp hinter Benzinern und hinter den Elektroautos als wichtigste Antriebsart. Hybride und Plug-in-Hybride sterben übrigens nicht aus, bleiben aber in der Prognose auf konstant niedrigem Niveau.
Für Gergen ist die Lage klar: Angebotsseitig werden die Hersteller alles daran setzen, Strafzahlungen aufgrund zu hoher CO2-Flottenemissionen zu vermeiden. „Dieser Pfad ist eingeschlagen“, so der Experte. Und auch nachfrageseitig gibt es Bewegung. Eine User-Chooser-Umfrage von Dataforce aus dem Jahr 2023 hat ergeben, dass sich immer mehr Dienstwagen-Fahrer bei ihrem nächsten Fahrzeug ein E-Auto vorstellen können. Und wer bereits ein E-Auto fährt, bleibt mit hoher Zustimmung dabei.
Aber auch bei den Fuhrparks selbst hat sich viel getan: Immerhin 46 Prozent der Unternehmen gaben an, dass sich mit den E-Autos das Markenportfolio erweitert hat. Die Top-3-Hersteller, die neu in die Flotten gekommen sind, waren Tesla, Hyundai und Renault.
Ebenfalls ein wichtiges Ergebnis der Umfrage: In den Car Policies der Unternehmen werden zunehmend auch Nachhaltigkeitskriterien gefordert, zumeist in Form des CO2-Ausstoßes. In größeren Fuhrparks ist das stärker verbreitet und auch in einigen Branchen wie IT oder Kommunikation. „Das ist eine wichtige Aussage für die Hersteller: Du musst die CO2-Vorgaben unserer Car Policy erfüllen oder Du bist raus aus unserem Lieferanten-Pool“, so Dataforce-Mann Gergen.
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