Norwegen: E-Autos zahlen weiterhin reduzierte Maut

Norwegens Regierung hat kürzlich ihren nationalen Verkehrsplan für die Jahre 2025 bis 2036 vorgelegt. Er enthält auch einige Regelungen, die für die E-Mobilität relevant sind. So wird die derzeitige landesweite Regelung, wonach Elektroautos höchstens 70 Prozent der für fossile Autos geltenden Mautgebühren zahlen müssen, beibehalten – zumindest vorerst.

Bild: Oslo Taxi

Denn: „Langfristig wird es möglich sein, den Tarif für emissionsfreie Pkw über diese Obergrenze hinaus anzuheben“, heißt es im Verkehrsplan. Konkreter wird die Regierung an dieser Stelle nicht. Eine Aufweichung der bisherigen Maut-Erleichterung, die vom norwegischen Elektroauto-Verband Elbil als „eines der wichtigsten Elemente der Elektroauto-Politik“ bezeichnet wird, wird von der Regierung zwar vorbereitet, aber noch nicht vollzogen. Die Elektroautos sollen derzeit weiter gefördert werden, langfristig sieht die Regierung aber das Ziel, gerade im städtischen Raum den Verkehr vom Auto hin zu ÖPNV und Fahrrädern zu verlagern, in Frage gestellt. Bereits in der Vergangenheit war in Norwegen stark über Elektroauto-Vorteile diskutiert worden.

Wenig überraschend ist der Verband gegen die angedeutete Aufweichung. „Die Umweltsteuer ist ein wichtiges Instrument, um noch mehr Menschen dazu zu bewegen, ihr mit fossilen Brennstoffen betriebenes Auto durch ein Elektroauto zu ersetzen, sowohl Menschen, die Neuwagen als auch Gebrauchtwagen kaufen“, sagt Generalsekretärin Christina Bu von der Electric Vehicle Association. Sie weist darauf hin, dass trotz der bekannt hohen Elektro-Neuzulassungen in Norwegen noch drei von vier Autos im Bestand Verbrenner seien.

Dafür gibt es eine verbindliche Aussage zur Maut bei den E-Lkw und E-Bussen: Die Regierung in Oslo legt fest, dass schwere Elektro-Nutzfahrzeuge bis zum Jahr 2030 vollständig von Mautgebühren befreit werden. Im Planungszeitraum bis 2036 will die Regierung zudem 3,7 Milliarden Norwegische Kronen (rund 318 Millionen Euro) in den Ausbau von Lkw-Ladeinfrastruktur an den Autobahnen investieren. „Die Entwicklung, die wir bei elektrischen Pkw gesehen haben, ist meiner Meinung nach auch bei schweren Fahrzeugen machbar. Voraussetzung dafür ist, dass Lkw, die lange Strecken zurücklegen müssen, unterwegs laden können und dass das Laden mit den gesetzlichen Pausen der Fahrer kombiniert werden kann“, sagt der Minister für Verkehr und Kommunikation, Jon-Ivar Nygård. Die Einrichtung von mehr 24-Stunden-Ruhe- und Rastplätzen, die auch Lademöglichkeiten bieten, werde sich positiv auf das Klima auswirken und für den Arbeitsalltag der Fahrer wichtig sein.

Der neue nationale Verkehrsplan bekräftigt zudem das Ziel, dass bis 2030 alle neuen schweren Fahrzeuge emissionsfrei sein oder Biogas verwenden müssen. Das Verbrenner-Aus für neue Transporter, das ebenso wie für neue Pkw gilt, bleibt formal ebenfalls bestehen – obwohl es wohl nicht zu erreichen ist.

„Die Klimaziele für Transporter sind völlig veraltet und sollten aktualisiert werden“, sagt Bu. „Wir haben keine Chance, das Van-Ziel für 2025 zu erreichen. Und es macht fachlich wenig Sinn, zwischen leichten und schweren Transportern zu unterscheiden, wenn der Anteil der Elektrofahrzeuge in beiden etwa gleich ist.“

Mit dem langfristigen Verkehrsplan will die Regierung in Oslo neben den Umwelt-Zielen auch die Sicherheit verbessern. „Mit diesem Plan bereiten wir uns auf eine neue Ära vor: In sechs Jahren müssen wir unsere Ziele für Treibhausgasemissionen erreichen, uns an eine neue sicherheitspolitische Lage und an die immer häufiger auftretenden extremen Wetterbedingungen anpassen“, sagt Verkehrsminister Nygård. „Dies hat Auswirkungen auf unsere Verkehrsplanung, so dass wir strenge Prioritäten setzen müssen.“ So will die Regierung unter anderem einen „großen Impuls“ für die Landstraßen setzen.

elbil.no (Maut), regjeringen.no (Mitteilung zum Verkehrsplan), regjeringen.no (Mitteilung zu E-Lkw), regjeringen.no (Verkehrsplan als PDF)

2 Kommentare

zu „Norwegen: E-Autos zahlen weiterhin reduzierte Maut“
Thomas aus Marl
05.04.2024 um 20:50
Für die einmalige Überquerung des Hardanger Fjords über die relativ neue Hängebrücke haben wir für unseren PKW mit Verbrennungsmotor umgerechnet rund 20 Euro bezahlt. Für ein E-Auto sind das dann immer noch 14 €, also 28€ hin und zurück. Man muss echt froh sein nicht dort zu leben und auf die Brücke angewiesen zu sein. Bei 220 Arbeitstagen käme da einiges zusammen. Hinzu kommt noch, dass auch auf den übrigen Straßen des öfteren das Kennzeichen aufgenommen wird. Die Gebühren werden den dann einfach vom Konto abgezogen...
erFahrer
08.04.2024 um 08:07
Ja schöne Sache - nur eben bzgl Umwelt etwas kurios. Wenn es wirklich darum ginge müsste die Förderung und der Verkauf von norwegischen Öl und Gas, das ein vielfaches an Klimabelastung ausmacht, beendet werden. Der resultierende weltweite „Preisschock“ würde den Umstieg auf fossilfreie Energie die notwendige Geschwindigkeit geben. (Und das bequeme Zögern, beim Auto und LKW-Käufer beenden). Doch der Wohlstand kommt eben gerade in Norge vom staatlichen Öl und Gas. (Und mittlerweile von all den Finanzprodukten die damit angeschafft wurden)

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