Verkehrssektor stößt 13 Millionen Tonnen CO2 zu viel aus

Der Verkehrsbereich hat 2023 deutlich mehr Klimagas ausgestoßen als gesetzlich erlaubt. Der Bericht des unabhängigen Expertenrats für Klimafragen zeigt, dass statt der erlaubten 133 Millionen Tonnen CO2 im Verkehr im vergangenen Jahr 146 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen wurden.

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Bild: Pixabay

Das schreiben die Fachleute in ihrem jetzt veröffentlichten Prüfbericht zu den im März vorgestellten Daten des Umweltbundesamts (UBA). Das Ergebnis ist klar: Der Verkehrsbereich verfehlt 2023 das Ziel unter allen Sektoren am weitesten und schafft es auch das dritte Jahr in Folge nicht, die CO2-Vorgaben einzuhalten.

Das bedeutet, dass das zuständige Ministerium – in diesem Fall das BMDV von Volker Wissing (FDP) – jetzt drei Monate Zeit hat, ein Sofortprogramm zu erarbeiten. Mit den Maßnahmen aus diesem Programm soll sichergestellt werden, dass die Ziele in Zukunft eingehalten werden – was im Verkehrssektor mit den Maßnahmen zu den verfehlten Zielen 2022 ganz offenkundig nicht geklappt hat.

Über alle Sektoren hinweg ist der CO2-Ausstoß Deutschlands laut dem Expertenrat um rund zehn Prozent zu 2022 zurückgegangen – von 750 auf 674 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Dies sei der höchste prozentuale Rückgang binnen eines Jahres seit 1990, so der Expertenrat in der Mitteilung. Das wird aber sowohl vom Expertenrat als auch schon dem UBA im März nicht unbedingt auf die erfolgreichen Maßnahmen zurückgeführt – sondern auf das mildere Wetter und die schwächelnde Gesamtwirtschaft. „Ohne den Rückgang der energieintensiven Industrie und die erneut milde Witterung im Jahr 2023 hätten die Emissionen deutlich höher gelegen“, so der Vorsitzende des Rates, Hans-Martin Henning. Unter anderen Bedingungen wäre das Jahres-Gesamtziel wohl nicht erreicht worden. 

Insbesondere die Sektoren Energiewirtschaft (-20 Prozent), Industrie (-8  Prozent) und Gebäude (-8 Prozent) verzeichneten hohe Emissionsminderungen. Im Verkehrssektor sanken die Emissionen hingegen nur um ein Prozent, womit immer noch 12,8 Megatonnen CO2-Äquivalente zu viel ausgestoßen wurden – zur besseren Vergleichbarkeit werden andere Treibhausgase in die entsprechende Menge CO2 umgerechnet. „Die erneute Verfehlung des Jahresziels ist im Ergebnis unserer Prüfung beim Verkehr eindeutig“, stellt Henning fest. „Beim Gebäudesektor können wir die knappe Überschreitung des Jahresziels angesichts der großen Unsicherheit der berechneten Daten dagegen weder bestätigen noch verwerfen. Nach dem Wortlaut des Gesetzes besteht allerdings für beide Sektoren die Notwendigkeit eines Sofortprogramms.“ 

Bereits am Wochenende hatte Bundesverkehrsminister Wissing angesichts der erwarteten Veröffentlichung des Berichts mit absehbarem Ausgang für sein Ministerium angedroht, dass unpopuläre Maßnahmen wie komplette Wochenend-Fahrverbote nötig sein würden, um die CO2-Ziele im Verkehrssektor einzuhalten. Die FDP drängt bereits länger auf eine Reform des Klimaschutzgesetzes, mit der einzelne Sektorziele abgeschafft werden sollen und nur die (sinkende) Gesamtbetrachtung zählt. Kritiker und auch die anderen Regierungsparteien haben diesen Vorschlag aber schon als überzogen und unrealistisch zurückgewiesen.

heise.de, expertenrat-klima.de, expertenrat-klima.de (kompletter Bericht als PDF)

6 Kommentare

zu „Verkehrssektor stößt 13 Millionen Tonnen CO2 zu viel aus“
Musicman
15.04.2024 um 15:19
Danke FDP. Für gar nichts!!! Ihr seid eine Schande für Deutschland!
H. Ebel
16.04.2024 um 08:26
Genau, der Wissing gehört abgesetzt. Tempo 130 km/h auf Autobahnen wäre eine unkomplizierte Regelung. Aber wer ein grosses, leistungsstarkes Auto fahren "muss", wird sich immer dagegen sträuben. Armes Deutschland -deine Minister...
Christian Brinker
16.04.2024 um 07:15
Und die Hälfte der 13 Mio Tonnen könnte man einfachst durch ein Tempolimit bekommen, aber das will die FDP partout auch nicht, dann lieber Fahrverbote… crazy
Gregor
15.04.2024 um 15:43
anders kann man es nicht sagen. Blockieren vom feinsten.
Marc Debler
16.04.2024 um 10:18
Bezüglich Tempolimit 130 sehe ich das etwas anders. Ich fahre regelmäßig verschiedene Strecken auf deutschen Autobahnen und die Abschnitte, in welchen man schnell fahren kann, sind zumindest im Süden sehr begrenzt. Fast immer gibt es schon Beschränkungen wegen Luftreinhaltung oder schlichtweg zuviel Betrieb auf der Straße. Bei nur 2 Spuren erübrigt sich schnelles Fahren sowieso, da die rechte Spur von LKW überfüllt ist und alle PKW links fahren. Wozu also den Rest noch limitieren ? Es wäre viel besser mehr in die Bahn zu investieren, damit der Straßenverkehr insgesamt abnimmt. Ebenso wäre es günstig, in allen Städten Tempo 40 kmh einheitlich zu regeln. Heute weiß man nicht mehr, ob 30, 40 , 50 oder teilweise 60 und 70 erlaubt sind? Oft noch mit zusätzlichen Schildern wie zwischen 22 Uhr und 5 Uhr 30 kmh, sonst 50 usw.... Diese deutsche Überregulierung gehört abgeschafft und einheitlich 40 kmh in Städten. Das würde meiner Meinung nach mehr bringen, die Schilderflut reduzieren und auch den Stress für die Autofahrer. Ferner beobachte ich unsere Großbaustellen zum Beispiel die A8 bei Pforzheim, die B29 bei Aalen usw. Offensichtlich hat man im Vergleich zur Schweiz alle Zeit der Welt das gemütlich zu planen , abzusperren und dann langsam auszuführen. Es dauert Jahre bis man einen Fortschritt sieht, der tägliche Stau spielt umwelttechnisch dabei offensichtlich keine Rolle. In der Schweiz wird teilweise Tag und Nacht gearbeitet und auch am Wochenende. Bei uns fällt um 16:00 Uhr die Schaufel aus der Hand. An der B29 wurde November bis Februar mit einer minimalistischen Mannschaft gearbeitet, oft gar nicht. Stattdessen stehen täglich 25 000 Fahrzeuge im Stau ! In Summe sehe ich bei diesen Punkten mehr Potenzial zur CO2 Reduktion.
MeinerEiner
16.04.2024 um 11:39
@Marc Debler 1+ Schön, daß es noch gesunden Menschenverstand gibt.

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